Bergedorf (he). Während viele deutsche Politiker und Sozialverbände eine wachsende Überalterung der Bevölkerung fürchten und davor warnen, dass unser Sozial- und Rentensystem kollabiert, hat Hamburg für 2008 eine leichte Zunahme der Geburten um 119 auf 20 205 vermeldet.

Aktuell verzeichnet das Bethesda AK Bergedorf sogar einen Babyboom. In der ersten Januarhälfte haben am Glindersweg 51 Neubürger das Licht der Welt erblickt, bis gestern Mittag waren es 65. "Dieses Jahr werden wir aller Voraussicht nach die Zahl von 1000 Geburten überschreiten", sagt Dr. Helmut Corterier, Chefarzt der Frauenklinik.

Über Jahre haben Corterier und Mitstreiter darum gekämpft, dass sich das BAKB auf dem hart umkämpften Markt als Geburtsklinik behaupten kann. Waren es im gesamten Jahr 2008 noch 812 Entbindungen am BAKB, geht der Mediziner davon aus, dass es allein im Januar 2009 fast 100 werden. Mit rund 120 000 Einwohnern ist Bergedorf zwar Hamburgs bevölkerungsärmster Bezirk, zugleich, dank Neuallermöhe, der mit dem geringsten Altersdurchschnitt.

Phasenweise drohte Bergedorf seine einzige Geburtsklinik zu verlieren. Tatsächlich galt in Hamburg eine Zeit lang die Ansage, nur Krankenhäuser mit angegliederter Neonatologie sollten entsprechend geführt werden. Davon ist keine Rede mehr, rechnet sich eine Kinder-Intensivbetreuung doch nur für Kliniken mit 1500 Geburten oder mehr: Diese Zahl haben 2008 nur fünf von zwölf Kliniken erreicht.

Klinik kooperiert mit dem Wilhelmstift

Inzwischen hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass im Stadtstaat Krankenhäuser besser zusammenarbeiten können als in Flächenländern. Das BAKB erntet jetzt die Früchte seiner Anstrengungen, seit Spätsommer 2008 kooperiert es mit dem Kinderkrankenhaus Wilhelmstift. Corterier: "Dass wir jetzt eine 24-stündige kinderärztliche Versorgung bieten, hat sich herumgesprochen", die Anmeldezahlen weisen weiter nach oben.

Dazu tragen verschiedene Geburtsmöglichkeiten bei, die werdenden Müttern geboten werden, von der Gebärwanne übers Roma-Rad bis zum Maja-Hocker. Akupunktur sowie eine besonders schonende Form der Rückenmarksanästhesie und die Möglichkeit eines "sanften Kaiserschnitts" finden ebenfalls großes Interesse. Besonders wichtig ist Eltern aber die kinderärztliche Versorgung rund um die Uhr, weiß Corterier. "Unser Kinderarzt ist bei jeder Risikogeburt dabei, zudem berät er Eltern zu chirurgischen Eingriffen, etwa bei Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten."

Das BAKB reagiert auf den Babyboom. Von März an wird es jeden Monat zwei statt bislang einen Info-Abend bieten. Diese beginnen jeweils im Konferenzsaal 1, Haus B. Corterier: "Dort könnten wir noch einige Eltern mehr empfangen." Bei der anschließenden Besichtigung der Geburtshilfe stoße man aber an Grenzen.