Geesthacht (tja). Am Buntenskamp wird ein über Jahre im Verborgenen schlummerndes Kleinod zu neuem Leben erweckt: Familie Meerkamm saniert das alte Reetdachhaus. “Wir sind die ersten Fremden, die dieses Haus, das über Jahre in Besitz der Familie Lütten-Hackmack war, bewohnen“, berichtet Dörthe Meerkamm.

Die 42-Jährige bewohnt das Fachwerkhaus zusammen mit Mann Dirk (46) sowie den Kindern Nils (8) und Lena (12).

Vor einem Jahr hatte die Familie das Haus gekauft, zusammen mit zwei vermieteten Nebengebäuden. "Nur dadurch rechnet sich das überhaupt", sagt die Hausbesitzerin. Für die Restaurierung gibt es 50 Prozent Zuschuss, weil das als besonders erhaltenswert bezeichnete Haus im Sanierungsgebiet "Rund um St. Salvatoris" liegt. Über die Kosten schweigen die Besitzer. Nur so viel sei verraten: "Wir könnten für das Geld, das wir hier für den Kauf und die Sanierung ausgeben, drei schöne Einfamilienhäuser bauen", sagt Dörthe Meerkamm.

"Wir entkernen das Haus komplett", sagt Dirk Meerkamm. Jetzt ist der Dielentrakt an der Reihe. Von Januar an wird der Wohnbereich umgebaut. Immer nach alten Standards, die die Familie von historischen Postkarten, die das Haus zeigen, kennt. "Wir schränken uns zurzeit sehr ein, haben weder Küche noch Badezimmer", erzählt Dörthe Meerkamm. Gekocht wird auf einer elektrischen Platte, geduscht beim Mieter nebenan. Erst im Dielentrakt entstehen ein neues Bad und eine neue Küche.

Mit der Sanierung wurde das Möllner Büro "Bauwerk" beauftragt, die Handwerker sind Sanierungsspezialisten für Altbauten. So ersetzen sie etwa eiserne Holzverbindungen wieder durch Holznägel. "Im innen liegenden Fachwerk, das wir von später vorgesetzten Wänden befreien mussten, haben wir eine alte Tür entdeckt", sagt Dirk Meerkamm. "Wir modernisieren nicht, wir bauen alt wieder auf."

In Geesthacht, Grünhof und Tesperhude gibt es heute nur noch eine Hand voll Reetdachhäuser. Deren Besitzer sind detailverliebt wie die Meerkamms. "Wir bauen sogar alte Mauersteine wieder ein", sagt Dörthe Meerkamm. Als schlimmste Hinterlassenschaft der vorherigen Bewohner bezeichnet sie den braunen Lack auf dem Fachwerkbalken. "Der ist kaum abzubekommen", sagt die 42-Jährige. Nach der Fertigstellung im Mai soll das Fachwerk wieder in einem hellen Grau erstrahlen.

Gebaut hatten das Haus 1853 Hans-Hinrich Lütten (Schiffer und Kätner) und Maria Hackmack. Darauf weist ein zur Hochzeit geschnitztes Türschild hin. "In der Diele hatte der Lütten wohl seinen Pferdekarren stehen, mit dem er Holz aus dem Sachsenwald geholt hat, das er dann über die Elbe verschifft hat", sagt Meerkamm. 1980 "spielte" das Haus sogar in einem Tatort mit, im "Zittern der Tenöre" mit Paul Edwin Roth und Elisabeth Wiedemann. "Wir haben ein altes Video bekommen, sogar die Möbel aus dem Haus konnten wir noch wieder erkennen, als wir es übernommen haben", erklärt der 46-Jährige.