Geesthacht. Ein Rettungshubschrauber dröhnte am Himmel, Martinshorn hallte durch die Straßen. Ausnahmezustand auf dem Geesthachter Wochenmarkt an der Trift, Ecke Schüttberg. Nach der Unfallfahrt des 75-jährigen Karl. K. lief am Sonnabend ein Großeinsatz an.

"Wir bekamen die Alarmmeldung für einen schweren Verkehrsunfall auf dem Wochenmarkt. Darunter konnten wir uns zunächst gar nichts vorstellen", berichtet Geesthachts Vize-Feuerwehrchef Olaf Wieck. "So etwas habe ich noch nie gesehen", sagt er.

Und das war passiert: Der rote VW Golf von Karl K. stand abseits des Wochenmarktgeländes. Dann wollte K. ausparken. An den Marktständen herrschte Hochbetrieb. K. rangierte, fuhr rückwärts einem silbernen VW Golf in die Beifahrertür. Danach gab er vorwärts Gas - vermutlich vor Schreck.

"Der Motor heulte auf, der Fahrer muss Vollgas gegeben haben", berichtet Markthändler Heinz Steffen. Der Golf schoss genau durch eine Gasse, die insgesamt sieben Marktstände am Ende des Platzes bildeten. Steffen: "Der Golf rammte meinen Verkaufsanhänger so stark, dass ich mitsamt dem Anhänger fast umgekippt bin." Ein Teil der Außenwand wurde regelrecht zerfetzt.

Dieser Aufprall lenkte das Fahrzeug etwas ab, an dem Fischwagen von Olaf Lenz vorbei. "Ich hatte gerade einen Kunden, den habe ich sofort an den Tresen gezogen. Es ging aber alles extrem schnell", sagt Lenz. "Der Wagen kam mit voller Wucht vorbei."

Erst nach rund 50 Metern endete die Horrorfahrt des Seniors an einem Bäckerwagen. Der Golf krachte frontal gegen den Wagentresen, an dem eine Mitarbeiterin gerade bediente.

Ihr völlig überraschter Kunde (72) wurde von dem von hinten auf ihn zurasenden Wagen zwischen dem Golf und dem Bäckerwagen eingequetscht. Er erlitt schwerste Kopfverletzungen. Die Mitarbeiterin (69), brach sich den rechten Arm kompliziert.

Eine Frau (59), die gerade Kartoffeln kaufen wollte, wurde voll erfasst und gegen den Verkaufswagen von Heinz Steffen geschleudert. "Es war schlimm", schildert Steffen erschüttert. Einem 58-Jährigen fuhr der Golf über den Fuß, wie durch ein Wunder wurden nicht noch mehr Menschen in der Gasse zwischen den Ständen verletzt.

Die geschockten Händler bauten nach dem Unglück ihre Stände ab, Passanten standen entsetzt an der Absperrung und verfolgten den Rettungseinsatz. Der Schaden wird auf etwa 200 000 Euro geschätzt.

"Das ist hier leider nicht der erste Unfall. Wir haben alles abgesperrt, mehr können wir nicht tun", sagte Marktmeister Wolfgang Svensson, der sofort zum Marktplatz geeilt war. "Das sieht hier ja schlimm aus." Vor einigen Jahren hatten zwei Autofahrer die Kontrolle über ihre Wagen verloren. Einer war gegen einen Imbissanhänger gefahren, einer quer durch ein Verkaufszelt für Obst und Gemüse.