Geesthacht. Das Geesthachter Johanniter-Krankenhaus ist jetzt im wahrsten Sinne des Wortes für besonders schwere Fälle gerüstet: Im Operations-Bereich im ersten Stock der Klinik am Runden Berg wurde ein Spezialtisch installiert, der für ein Gewicht von bis zu 360 Kilo zugelassen ist.

Damit hat er die dreifache Tragfähigkeit herkömmlicher Operationstische. 100 000 Euro kostete der Tisch, der zum neuen Adipositaszentrum (Fettsuchtzentrum) der Klinik gehört. Damit hat sich das Johanniter-Krankenhaus auf eine umfassende Betreuung und Behandlung krankhaft schwergewichtiger Menschen spezialisiert.

"Wir haben mindestens einmal pro Woche einen deutlich übergewichtigen Patienten zur Operation hier", erklärt Dr. Frank Templin, der ärztliche Direktor des Krankenhauses. Zusammen mit seinen Kollegen der verschiedenen Abteilungen hat er ein Konzept entwickelt, das übergewichtigen Menschen in der Klinik eine Rundumbetreuung bietet. Dazu gehören Sport, eine Ernährungsberatung sowie Fach- und Gruppengespräche. "Die Menschen werden immer schwergewichtiger, darauf müssen wir uns einstellen", sagt Templin.

Der so genannte Body-Mass-Index (BMI) regelt, wer in Abhängigkeit von Körpergröße und Gewicht in welche Gewichtskategorie gehört. Von Normalgewicht (BMI 25) reicht das Spektrum von Übergewicht (BMI 30) und Adipositas (BMI 35) bis zur morbiden Adipositas. "Die fängt bei einem BMI-Wert von 40 an. Wir haben aber auch Patienten, die 60 oder sogar 72 haben", berichtet Templin. BMI 72 bedeutet, dass ein 1,85 Meter großer Mensch 245 Kilo wiegt - dafür muss die Technik gerüstet sein.

Im Adipositaszentrum werden hauptsächlich Behandlungen zur Gewichtsreduzierung geleistet. Dazu gehören spezielle Operationen, etwa die Implantierung eines Magenbandes. "Das sorgt dafür, dass das Sattheitsgefühl früher einsetzt, man also nicht mehr so viel isst", sagt der Chefarzt der Chirurgie. Inklusive Vor- und Nachsorge fallen dabei Kosten von rund 5000 Euro an. Weil bei einer Gewichtsreduzierung sich meistens die Diabetes legt, Bluthochdruck geringer wird und Gelenkprobleme zurückgehen, sparen die Krankenkassen durch die Behandlung die Folgekosten. Allerdings schließen sich oft plastische Operationen an.

"Der neue Operationstisch ist auch dafür nötig, wenn wir es mit besonders schweren Schwangeren oder Unfallopfern zu tun haben", sagt Frank Templin.

Die Spezialisten des Krankenhauses haben sich intensiv fortgebildet, bieten minimal-invasive Operationen durch kleine Löcher an. "Die Lagerung des Patienten während der OP und die überdimensionale Bauchdecke sind dabei besondere Probleme. Technisch ist es anspruchsvoll, sich in so einem Bauch zurecht zu finden", sagt Templin. Infos zum Adipositaszentrum gibt es unter der Telefon (0 41 52) 17 91 01 in der chirurgischen Abteilung.