Geesthacht (ger). Warum häufen sich in der Elbmarsch die Leukämie-Fälle bei Kindern?

Mit 60 geladenen Gästen - unter ihnen viele Bürgermeister und Kommunalpolitiker - diskutierte Dr. Peter Kaatsch, Leiter des deutschen Kinderkrebsregisters, am Donnerstagabend über mögliche Ursachen (wir berichteten). Sein Tenor: "Es ist nicht plausibel, dass ionisierende Strahlung im Normalbetrieb eines Atomkraftwerkes Ursache der Leukämie ist." Bei Gegnern der Atomkraft sorgt die vom Energiekonzern Vattenfall organisierte Gesprächsrunde für erhebliche Kritik.

"Die Reinwaschung der Kernkraftwerke kann wohl kaum die Aufgabe von Herrn Kaatsch sein", so Umweltschützerin Bettina Boll vom BUND. "Er ist kein Strahlenbiologe. Als unabhängiger Wissenschaftler soll er eine Studie vorlegen. Wenn er sie bewertet, überschreitet er klar seine Kompetenzen", so die 55-Jährige, die zu den Teilnehmern der Veranstaltung im Informationszentrum des Kernkraftwerks gehörte. Für fraglich hält Boll die Äußerungen, dass Blutkrebs-Häufungen mit geschwächten Immunsystemen zusammenhängen könnten. "Es kann doch nicht sein, dass sich um Atomkraftwerke Bevölkerungsschichten ballen, die allesamt besonders starke Immundefizite haben", so Boll.

Der Escheburger Peter Schulz gehörte nicht zu den geladenen Gästen, hält die Veranstaltung, für einseitig. "Ich bedauere sehr, dass Vattenfall keine atomkritischen Experten eingeladen hat", so der 67-Jährige. "Wie sollen wir glauben, dass es überall rund um Atomkraftwerke eine Leukämie-Häufung gibt, aber die Kraftwerke damit angeblich nichts zu tun haben sollen?" Er verweist auf umfangreiche Untersuchungen in Geesthacht. "Hier wurde auch anderen möglichen Gründen nachgegangen - und beispielsweise konnte eine jetzt wieder angeführte Pestizidbelastung ausgeschlossen werden", so Schulz. Er bedauert, dass nur geladene Gäste an der Diskussion teilnehmen durften. "Eigentlich sollte doch ein Dialog stattfinden", so Schulz.