Alkohol- und Drogenberatung zieht Bilanz: Rauchen gilt immer mehr als “uncool“.

903 Menschen haben im vergangenen Jahr bei der Alkohol- und Drogenberatung im Kreis Herzogtum Lauenburg Hilfe gesucht. Das ist gegenüber dem Vorjahr ein leichter Anstieg um 16 Ratsuchende. "Die Klientenzahlen bewegen sich seit sechs Jahren auf etwa gleichbleibendem Niveau", sagt der Geschäftsführer Gisbert Stein.

Häufig kommen Alkoholabhängige in die Beratungsstellen. 2008 waren es 549 Menschen. Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen geht davon aus, dass 2,5 Prozent der Bevölkerung Alkoholprobleme haben - im Kreisgebiet wären das 4675 Menschen. "Wir erreichen also über elf Prozent der Alkoholabhängigen im Kreis, ein Erfolg unserer kooperativen Arbeit", sagt Stein. Bundesweit werden etwa sieben Prozent der Betroffenen erreicht.

Erfolg zeigt auch das Projekt "Aktionsteam Jugendschutz" in Zusammenarbeit mit Jugendamt, Ordnungsamt und Polizei. Ziel ist es, Jugendliche vor übermäßigem Alkoholkonsum zu schützen, unter anderem mit Besuchen auf öffentlichen Veranstaltungen und Festen, aber auch in Diskotheken. Gisbert Stein: "Es gelingt zunehmend, durch unsere Aktionen ein kritischeres Bewusstsein zum Komasaufen zu schaffen." Allerdings: Der Trend zum Trinken ist ungebrochen. Jugendliche, darunter immer mehr Mädchen, erzählen den Drogenberatern von Erfahrungen wie Erbrechen, Filmrissen und Alkoholvergiftungen mit Krankenhausaufenthalten. Doch das führe meist nicht zu einer Auseinandersetzung mit dem eigenen Trinkverhalten, so dass weitere "Abstürze" vorbereitet seien. Umso wichtiger sei es, die Prävention in den Schulen weiter auszubauen, so Stein.

Beim Tabak beobachten die Drogenberater eine Wende: Während in Förder- und Hauptschulen Tabakkonsum immer noch stark verbreitet ist, gilt Rauchen in anderen Schulen eher nicht mehr als "cool". Die Schüler sind stolz, wenn sie sich das Rauchen abgewöhnt haben oder gar nicht erst anfangen. Populär ist allerdings nach wie vor das Rauchen von Wasserpfeifen (Shisha). Gisbert Stein: "Hier muss weiter aufgeklärt werden, denn viele Jugendliche gehen davon aus, dass die Nutzung der Shisha viel ungefährlicher ist als Zigarettenrauchen."

Die Zahl der Cannabis-Süchtigen, die bei den Beratungsstellen Hilfe suchten, ist leicht gesunken - von 101 Klienten im Jahr 2007 auf 91 im Jahr 2008. Aber: Die meisten Jugendlichen schätzen das "Kiffen" immer noch als relativ harmlos ein, viele haben es schon einmal ausprobiert.

Um Ausprobieren und Experimentieren geht es vielen Jugendlichen. In den vergangenen Jahren hatten es die Drogenberater unter anderem mit "Flashen" (Abdrücken der Luft bis kurz vor der Ohnmacht) und dem Schnüffeln von Deo-Gas zu tun. 2008 tauchte das Phänomen "Spice" auf. Die Kräutermischung, die geraucht ähnliche Wirkung entwickelt wie Cannabis, war legal zu erwerben und ständig ausverkauft. Anfang 2009 wurde schließlich festgestellt, dass ihr ein künstliches Cannabinoid zugesetzt war. Seit Mitte Januar ist "Spice" als illegale Droge eingeordnet, Besitz und Konsum sind damit strafbar. Stein: "Der ganze Hype um diese angeblich harmlose Kräutermischung zeigt, dass die Neugier Jugendlicher und die Bereitschaft, Risiken für die Erprobung neuer bewusstseinsverändernder Erfahrungen einzugehen, ungebrochen ist."