Bürgermeister Ingo Fokken erhofft sich für die anstehenden Sanierungen mehr Know-how.

Die damalige Mehrheit von CDU und FDP wollte sie veräußern, doch es fand sich kein geeigneter Käufer. Da über Jahre an den 190 städtischen Wohnungen nur die nötigsten Arbeiten ausgeführt wurden, ist der Sanierungsbedarf groß - in die Anlagen müssen zwischen fünf und neun Millionen Euro investiert werden. Doch über Monate war unklar, unter welcher Regie die Arbeiten in Angriff genommen werden sollen und wie die Immobilien künftig bewirtschaftet werden. Unter anderem wurde im Finanzausschuss diskutiert, eine Eigengesellschaft zu gründen oder die Wohnungen einer professionellen Verwaltung zu übergeben. Nun einigte sich eine Mehrheit darauf, den Bestand zu verpachten.

Kernpunkte des Vertrags, der in den kommenden Monaten verhandelt werden soll: Die Stadt ist weiterhin Eigentümer, die Verwaltung wird dagegen komplett vom Pächter übernommen. Bei den Mietpreisen hat die Stadt das letzte Wort, auch soll das Belegungsrecht erhalten bleiben. Die anstehenden Arbeiten werden vom Pächter geplant und ausgeführt, allerdings muss die Stadt finanziell in Vorleistung gehen. Teile der Investitionen sollen sich durch die Mieten refinanzieren "Bei den anstehenden Sanierungen ist wohnungstechnisches Know-how sehr wichtig", sagt Bürgermeister Ingo Fokken. "Da die Verwaltung darüber nicht verfügen kann, halte ich Verpachtung für eine gute Lösung."

Kritik äußern dagegen die Fraktionen von Die Linke und den Grünen. "Die Stadt hat schon immer ihre Mietwohnungen selbstständig verwaltet. Wir sehen keinen vernünftigen Grund, warum dies geändert werden soll", so Sabine Heinzel-Große, Fraktionsvorsitzende von Die Linke. "Eine enge kommunale Steuerung ist bei allen anderen Modellen nicht gegeben. Bei diesen besteht jedoch die Gefahr, dass soziale Aspekte auf der Strecke bleiben." Auch Ali Demirhan (Grüne) befürchtet durch die Verpachtung soziale und wirtschaftliche Nachteile. "Wenn ein Mieter ein Problem hat, muss er sich künftig an dieOldesloer Wohnstättenbau GmbH wenden. Jetzt hatte er einen Ansprechpartner im Rathaus, der alles schnell und flexibel regeln kann", so Demirhan. "Dabei hat die Stadt die Kapazitäten, sich selbst um die Wohnungen zu kümmern. Wenn es jetzt heißt, dass das Know-how fehlt, ist das für mich ein Armutszeugnis."

Abgeschlossen werden soll ein Vertrag über drei Jahre. Für Samuel Walter Bauer von der SPD eine gute Grundlage. "Wir haben dadurch die Chance zu gucken, ob sich die Verpachtung bewährt - und nur dann verlängern wir." Auch die CDU bewertet den Vorstoß positiv. "Die Vermietung von Wohnungen ist keine kommunale Aufgabe. Und da ein Verkauf nicht möglich ist, ist das die beste Lösung", so der Fraktionsvorsitzende Karsten Steffen. Auch die FDP stimmt einer Verpachtung zu. Ihr ist allerdings wichtig, dass die Wohnungen nicht um jeden Preis saniert werden. "Wenn sich der Aufwand nicht lohnt, sollte ein Abriss und Neubau bevorzugt werden", so der Fraktionsvorsitzende Rüdiger Tonn.

Das letzte Wort hat die Ratsversammlung am 12. Juni. Die Fraktion Die Linke kündigte an, einen Antrag zu stellen, die Wohnungen in der Eigenverwaltung zu belassen.