Almut Möllers Einkauf endete im Krankenhaus und mit der Erkenntnis: Selbst Schuld gehabt.

Es war der Dienstag nach Ostern und eigentlich wollte Hausfrau Almut Möller nur kurz in den Edeka-Markt gehen, um ein Bund Zwiebeln einzukaufen. "Deshalb habe ich auch keinen Einkaufswagen genommen", erinnert sich die Bewohnerin vom Uhrbrookring. Die kurze Besorgung endete für die 61-Jährige im Krankenhaus und mit der bitteren Erkenntnis: Pech gehabt.

Was war passiert? Almut Möller wurde von der inneren Automatiktür des Marktes am Bein erwischt. Sie stürzte und brach sich das Handgelenk. "Als ich auf den Markt zukam, standen beide Türen weit offen. Es gingen Leute raus und rein. Doch als ich die innere Tür passieren wollte, schließt die sich plötzlich", regt sie sich noch immer bei dem Gedanken an den Unfall auf. Zum Glück sei unter den Kunden ein Arzt gewesen, der sie betreut habe und ihr riet, zum Röntgen ins Krankenhaus zu fahren und sofort Uhr und Ring abzunehmen. Edeka-Mitarbeiter halfen ihr auf, reichten ihr ein Glas Wasser und riefen ein Taxi. "Ich hab dann noch nach dem Filialleiter verlangt und ihn gefragt, ob er denn keinen Unfallbericht schreibt." Doch Marcus Lippert habe ihr geantwortet, sie müsse sich an seine Versicherung wenden, wenn sie Schmerzensgeld haben wolle. "Ansonsten hat er mir gesagt, müsse ich selbst aufpassen, wenn ich durch eine automatische Türe gehe", ist die Geschädigte sehr empört. Sie fühlte sich einfach abgewiesen.

Doch Marcus Lippert widerspricht: "Wir haben uns entschuldigt und versucht, ihr zu helfen. Uns trifft keine Schuld, die Tür wird einmal jährlich gewartet und überprüft. Eine Videoaufzeichnung aus dem Eingangsbereich haben wir an die Versicherung geschickt."

Almut Möller wurde noch am gleichen Tag operiert und das Gelenk mit einer Metallplatte stabilisiert. Durch Aufregung und Schmerzen verunsichert, schaltete Almut Möller die Anwältin Kristin Brockmeier ein. Die Forderung an die Versicherung "R+V": 5000 Euro Schmerzensgeld.

Doch es folgte eine böse Überraschung: Geschädigte haben bei Unfällen durch Automatiktüren wenig Chancen. "Wir haben den Fall überprüft, die Tür ist technisch einwandfrei. Eine Pflichtverletzung seitens des Supermarktes liegt nicht vor. So tragisch das ist, wir müssen der Kundin einen Haftungsanspruch absprechen", so R+V-Sprecherin Stefanie Simon.

Automatiktüren finden sich überall: in Einkaufszentren, Geschäften, öffentlichen Gebäuden. Die Türen schließen zwar automatisch, sind aber - nach DIN-Vorschriften - so druckreduziert, dass der Passant nicht eingequetscht wird und öffnen sich sofort wieder. Dennoch sind Unfälle keine Seltenheit, denn die Betroffenen erschrecken, stolpern. Die Geesthachterin Heide-Lucia Gloor zog sich am Eingang der Kreissparkasse einen Oberschenkelbruch zu und musste ebenfalls operiert werden. Ihre Berufsgenossenschaft klagte sogar, weil es sich um einen Arbeitsweg handelte - und verlor. Heide-Lucia Gloor: "Es ist schlimm. Ich habe seitdem Horror vor den Türen."