In Düneberg und der Oberstadt haben es vermehrt Rehe auf Gartenpflanzen abgesehen.

Ingeborg Wegener und ihre Nachbarin Charlotte Deus sind sauer. Der Grund: Seit Wochen treiben immer wieder nächtliche Besucher ihr Unwesen auf den Grundstücken der Geesthachterinnen. "Wir lieben die Natur und die herrliche Landschaft direkt am Wald. Diese Freude ist jetzt getrübt", sagt Ingeborg Wegener und zeigt auf ihren gepflegten Garten hinterm Haus am Ostpreußenweg. Noch vor wenigen Tagen entzückte dort eine kunterbunte Blumenpracht, jetzt ist alles nur noch grün. Innerhalb von wenigen Nächten haben sich Rehe in die Gärten eingeschlichen und alle Blüten aufgefressen. "Ich habe zig Euro für neue Pflanzen ausgegeben, jetzt sind überall nur nackte Stängel zu sehen. Furchtbar ist das", sagt Charlotte Deus.

Die beiden Geesthachterinnen sprechen vermutlich einigen Gartenliebhabern aus der Seele. Diverse Grundstücke in der Oberstadt und Düneberg liegen direkt am Wald, die Bewohner werden zunehmend mit Schäden konfrontiert. Von der Dreistigkeit der Rehe berichtet Oliver Fries, der am Richtweg wohnt: "Ich stehe jeden Tag um 5 Uhr auf. Eines Tages habe ich aus dem Fenster gesehen, wie eine ganze Herde von Rehen aus dem Wald kam, den Richtweg überquerte und durch meine Auffahrt, schön am Auto vorbei, in unseren Garten marschierte. Kurz darauf war auch unser Garten nur noch grün."

Die Anwohner haben sich jetzt ans Rathaus gewandt. Franko Stein vom städtischen Fachdienst Umwelt hat sich die Schäden angesehen - kann den Grundstücksbesitzern aber wenig Hoffnung machen: "Der Stadt sind solche Fälle bekannt. Insbesondere auf dem Waldfriedhof richten Jahr für Jahr Rehe und Wildschweine erhebliche Schäden an. Viele Geesthachter haben inzwischen auf das Pflanzen von Blumen auf den Gräbern gänzlich verzichtet." Die einzige Abhilfe: die Gärten mit hohen Zäunen abgrenzen. Ingeborg Wegener lacht: "Wir haben den Zaun schon vor Jahren erhöht und mit Stacheldraht versehen. Die Rehe springen bis zu drei Metern hoch."

Den Grund für die gesteigerte Lust auf Gartenpflanzen durch Rehe sieht Franko Stein in den veränderten Verhältnissen in Waldgebieten. "Als früher Ruhe herrschte, konnten sich die Tiere richtig ausbreiten. Doch heute werden die Wälder nicht nur von Förstern, sondern als Erholungsgebiet von Spaziergängern, Wanderern, Joggern und Radfahrern regelmäßig aufgesucht", sagt Stein. "Die menschenscheuen Rehe kontern und machen sich auf die Suche nach Nahrung außerhalb vom Wald."

Die Situation bezeichnet Franko Stein als eine klassische Patt-Lage. Als tragbar für den Wirtschaftswald gelten acht Tiere pro 100 Hektar. "Es ist schwer, die Rehwild-Dichte in und um Geesthacht exakt zu ermitteln. Ich werde mich genauer informieren", sagt Stein. Ingeborg Wegener schmunzelt indes: "Geesthacht ist eindeutig ein Paradies - für Menschen und Tiere gleichermaßen."