Geesthacht. Der Bau einer Mensa für den Ganztagsbetrieb der Integrierten Gesamtschule läuft auf Hochtouren. Ende 2009 soll der 4,8 Millionen teure Schulausbau fertig sein. Um auch örtlichem Handwerk und Firmen der Region, die sich bei der Vergabe öffentlicher Aufträge bislang stark benachteiligt fühlten, eine Chance zu geben, schrieb die Stadt drei große Fachlose in beschränkter Form aus.

Statt einer öffentlichen Ausschreibung kontaktierte die Verwaltung Geesthachter Firmen telefonisch und schickte ihnen bei Interesse die Unterlagen zu. Doch die drei Submissionen über ein Auftragsvolumen von rund 400 000 Euro für Sanitäranlagen, Gebäudeautomation und Bodenbelagsarbeiten wurden ein Riesenflop.

Kurz vor dem Submissionstermin für das Fachlos Sanitäranlagen am 7. Mai sagten fünf von sieben Firmen ab. "Eine Firma hat ein unvollständiges Angebot abgegeben, das um mehr als das Doppelte über der Kostenschätzung (188 000 Euro) lag. Es war unbrauchbar", so der niederschmetternde Bericht von Gabriele Maria Plaßmann vom Fachdienst Immobilien der Stadt in der jüngsten Sitzung im Schulausschuss.

Beim Fachlos Gebäudeautomation (Alarmanlage, EDV-Vernetzung, Telefon) über 110 000 Euro wurden sieben Firmen kontaktiert, drei sagten ab, dann kam gar nichts mehr, so die Bilanz des Fachdienstes. Die Vergabe der Bodenbelagsarbeiten (Auftragsvolumen mehr als 100 000 Euro) platzte ebenfalls. Von fünf Firmen hat keine ein Angebot abgegeben.

"Ich dachte, wir hätten Arbeitslosigkeit in Geesthacht", runzelte der Schulausschussvorsitzende Herbert Gröber (CDU) die Stirn. Joachim Knüppel (FDP) fand das Ergebnis "traurig": "Da versuchen wir örtliche Firmen zu unterstützen und dann kommt nichts." Eine Krise scheine es in Geesthacht nicht zu geben, so die ratlosen Ausschussmitglieder.

Für eine öffentliche Ausschreibung, die etwa neun Wochen dauert, fehlt nun die Zeit. Um den Bauablauf nicht zu gefährden, schlug die Verwaltung dem Ausschuss in einem Dringlichkeitsantrag eine Abweichung von der Vergabeordnung vor, um für alle drei Lose eine zügige Preisumfrage starten zu können. Dauer des Verfahrens, fünf Wochen.

"Darüber müssen wir noch heute abstimmen. Das muss schnell über die Bühne gehen, damit uns die Fördermittel (900 000 Euro) nicht verloren gehen", pflichtete der Ausschussvorsitzende Gröber dem Vorschlag bei. Der Ausschuss gab einhellig grünes Licht, will aber auch den Ursachen genau auf den Grund gehen.

"Bei vielen Firmen übersteigt das Auftragsvolumen die Leistungsfähigkeit. Die müssten sich zu Verbänden zusammenschließen oder sich trauen, mehr Personal einzustellen", mutmaßte Plaßmann. Für Kathrin Bockey (SPD), die sich die Liste der angesprochenen Firmen ansehen will, kein triftiger Grund: "In anderen Städten haben sich auch Firmen zusammengetan."

Paul Apel, zweiter Vorsitzender der Wirtschaftlichen Vereinigung Geesthacht (WVG), will der Sache nachgehen. Im vergangenen Jahr hatte sich die WVG mehrfach mit der Stadt regelrecht angelegt und ihr vorgeworfen, sie habe die örtlichen Unternehmen bei öffentlichen Aufträgen nicht um Angebote gebeten oder die Lose zu groß gefasst. Inzwischen hatte sich schon ein Arbeitskreis gebildet, der sich mit der Auftragsvergabe befasst. WVG-Vorsitzender Apel: "Ich werde mich darum kümmern."