Hamburg/Geesthacht. Stück für Stück frisst sich das Schneidrad durch den mehr als 60 Jahre alten amerikanischen Industriestahl, der da angerostet am Ufer im Hamburger Hafen liegt. Öl sorgt dafür, dass sich der Stahl nicht zu sehr erhitzt. Denn im Inneren des Stahlkolosses schlummert brisanter Sprengstoff, der jederzeit explodieren könnte.

Der Geesthachter Peter Bodes, der den Kampfmittelräumdienst in der Hansestadt leitet, entschärfte am Freitag gemeinsam mit Kollegen einen Blindgänger.

Bei Sondierungsarbeiten des Bodens auf einer Baustelle im Stadtteil Wilhelmsburg wurde die Bombe bereits am Donnerstag entdeckt. "Beim Versuch, den Zünder auszubauen, ist uns ein Teil davon abgerissen, so dass wir auf herkömmlichem Wege keine Chance mehr hatten, die Bombe zu entschärfen", erklärte Bodes. Die Bombe hatte sich beim Aufprall verzogen, so dass sich das Gewinde des Zünders nicht mehr schrauben ließ. Brisant: Die Nadeln, die seinerzeit den Detonator anstechen sollten, könnten sich bewegt haben. Sie stehen normalerweise nur etwa 2,5 Millimeter vor dem Detonator.

Luftraum, Schifffahrt und Containerlager wurden gestern gesperrt, ein Löschzug der Feuerwehr stand für den Notfall bereit. Im 300-Meter-Umkreis stand das Hafenleben still. Stundenlang waren Bodes und seine Kollegen damit beschäftigt, die Bombe zu entschärfen. "Würde sie explodieren, würde sie einen 20 Meter großen Krater reißen, der zehn Meter tief wäre. Die Trümmer würden 80 Meter hoch fliegen", sagte der Sprengmeister.

Bodes forderte deshalb Unterstützung von seinen Kollegen aus dem schleswig-holsteinischen Groß Nordsee an. "Zusammen mit Schleswig-Holstein betreibt Hamburg ein Gerät, mit dessen Hilfe wir den Bombenkopf abschneiden können", sagt Bodes. "Das ist technisch sehr aufwendig, nicht ungefährlich und kommt nur selten vor."

Stück für Stück sägte die Maschine den Bombenkopf ab. Am Nachmittag gegen 16.30 Uhr dann Entwarnung - alles war glatt gelaufen. "Die Ecke hier kennen wir gut, Wilhelmsburg war ein großes Ziel bei Luftangriffen. Hier kommen wir sicher wieder", so Bodes.