Geesthacht. Wenn Landwirt Markus Meyer an diesem Sonntag um 5.30 Uhr seinen Stall betritt, werden seine Milchkühe nicht wie gewohnt darauf warten, dass es mit dem Melken endlich losgeht, sondern wohl noch schlafend auf dem Boden liegen.

Die Tiere wissen schließlich nicht, dass die Zeiger um zwei Uhr nachts eine Stunde vorgestellt wurden. Nun müssen sie eine Stunde früher als gewohnt aufstehen. "Da werde ich mit dem Fuß nachhelfen und der einen oder anderen in den Hintern stupsen müssen", weiß Markus Meyer aus 25-jähriger Erfahrung als Landwirt. Länger schlafen lassen kann er seine Tiere aber nicht, da die Milch frisch von einem Wagen abgeholt wird.

Bei der Umstellung auf Sommerzeit geht es den Tieren nicht anders als den Menschen, sie müssen sich erst einmal daran gewöhnen. "Sieben Tage, dann haben die Tiere den neuen Rhythmus im Blut", so Meyer.

Viel schwieriger aber ist die Umstellung auf Winterzeit im Oktober. Dann müssen die Kühe die Milch eine Stunde länger im Euter behalten. "Bei einer Milchleistung von 40 Litern pro Tag kann der Druck ganz schön groß werden", sagt der 43-Jährige. Da kann es durchaus passieren, dass die Kuh schon vor dem Melken ein paar Tropfen Milch verliert. "Das sind oft nur ein, zwei Tassen, aber für das Tier ist es unangenehm, wenn das Stroh nass wird." Dass sich seine 80 Milchkühe wohlfühlen, ist Bauer Meyer wichtig.

Wenn es nach dem Geesthachter ginge, wäre die Sommerzeit auch schon abgeschafft. "Während der Ernte bringt sie uns täglich eine Stunde mehr Arbeit auf dem Feld und Energie sparen wir auch nicht. Was wir abends nicht brauchen, nutzen wir am frühen Morgen."

Die Idee, mit dem Uhrendrehen Energie zu sparen, geht auf den Amerikaner Benjamin Franklin zurück. 1980 wurde sie in Deutschland wieder aufgegriffen - eine Nachwirkung der Ölkrise.

Laut Erkenntnissen des Bundesumweltamtes wird aber während der Sommerzeit aber nicht weniger Energie verbraucht. Zwar spart man abends elektrisches Licht, jedoch wird morgens mehr geheizt, besonders in den kalten Monaten (März, April und Oktober). Insgesamt steigt der Energieverbrauch sogar an.

Der Vater von Markus Meyer, Hans Meyer kann sich noch gut an die Zeit erinnern, als in Deutschland nicht an den Uhren gedreht wurde. "Das war viel besser", gesteht der Landwirt, "schließlich stellt sich der Tau nicht mit um." Der Bauer komme morgens also nicht früher aufs Feld, sondern hänge abends noch eine Stunde dran.