Geesthacht (unb). An die “gelbe Gefahr“ kann sich Inge Ratz noch gut erinnern. “So hieß bei uns Schülern der Rohrstock“, erzählt die 86-Jährige im Diskussionskreis der Volkshochschule, der sich diesmal mit “Geesthachter Schulgeschichten“ beschäftigt.

"Ich hatte Glück", so die Seniorin. "Ich habe den Stock nie zu spüren bekommen, die Jungen dagegen umso mehr", erinnert sich die Geesthachterin.

Lange kam der Stock an den Schulen zum Einsatz, erinnert sich Ingeburg Jantzen. "Erst Ende der 60er-Jahre wurde er aus den Klassenzimmern verbannt", weiß die pensionierte Lehrerin. Sie selbst habe ihn während ihrer Zeit als Pädagogin in Landschulen nie eingesetzt. Sie gibt aber zu, die eine oder andere Backpfeife verteilt zu haben. Schule und Bestrafung gehörten in den Anfängen der Lernanstalten zusammen: "Uns liegen Strafprotokolle aus dem 19. Jahrhundert vor", berichtet der Heimatforscher und Vorsitzende des Geesthachter Geschichtsvereins Helmut Knust. Darin sind Name des Schülers, Zahl der Schläge und der Grund für die Bestrafung listenweise aufgeführt. Lachen, flüstern oder aufstehen während des Unterrichtes war strengstens verboten, die Hände mussten geschlossen auf dem Tisch liegen, steht in einer Klassenordnung aus dem Jahr 1909 geschrieben.

Doch nicht nur strenger ging es damals in den Schulen zu, sondern auch viel enger. Helmut Knust: "Einklassige Landschulen mit 60 Kindern verschiedener Jahrgänge in einem Raum waren an der Tagesordnung." Vor allem in der Zeit, als die Bevölkerung mit der Pulverfabrik in Düneberg und der Dynamikfabrik in Krümmel im 19. Jahrhundert rasch anwuchs. Da reichte der Platz an den Landschulen nicht mehr aus und neue Schulgebäude wurden errichtet. Die Erziehung der Kinder zu christlichen Menschen war früher das oberste Lernziel. Lesen, schreiben und rechnen waren zweitrangig.

Im Herbst dieses Jahres plant der Geesthachter Geschichtsverein zum Thema "Schule nach 1945" eine Ausstellung im Krügerschen Haus.