Geesthacht (tja). Jetzt hat die Diskussion um eine Wasserkraftanlage im Zuge des Geesthachter Stauwehrs auch die Berliner Politik erreicht.

Bruni Irber (SPD), Eva Bulling-Schröter (Die Linke) und Anton Hofreiter (Grüne) von der parlamentarischen Arbeitsgruppe "Frei fließende Flüsse" lehnen die Wasserkraftnutzung ab. "Dem geringen energetischen Gewinn durch eine Wasserkraftanlage am Wehr Geesthacht steht ein unverhältnismäßig hoher gewässerökologischer Schaden gegenüber", kritisieren die drei Abgeordneten aus dem Bundestag.

Wie berichtet, will die Geesthachter Stadtwerke GmbH ein Laufwasserkraftwerk am Stauwehr bauen, um den dort künstlich erzeugten Höhenunterschied im Flusslauf zur Energieerzeugung zu nutzen. Die Bundestagsabgeordneten sehen einen "erheblichen Konflikt zwischen der Nutzung der Wasserkraft und der Funktionsfähigkeit der Fischwechselanlagen", von denen es eine am Südufer gibt und am Nordufer jetzt eine gebaut werden soll.

Die parlamentarische Gruppe "Frei fließende Flüsse" begrüßt die Maßnahmen zur Verbesserung der Durchgängigkeit für wandernde Fischarten wie den Stör und den Aal und appelliert an die verantwortlichen Genehmigungsbehörden und Konzessionsnehmer, auf die geplante Wasserkraftnutzung zu verzichten. Für den Aufbau einer gesunden Fischpopulation der gefährdeten Wanderfischarten wie Aal und Stör ist der gefahrlose Fischabstieg über das Wehr von existenzieller Bedeutung, so Irber, Bulling-Schröter und Hofreiter.

Die vorhandene Fischwechselanlage am Südufer der Staustufe Geesthacht stammt aus dem Jahr 1998 und kann den erfolgreichen Aufstieg von 33 Fisch- und Rundmaularten belegen. Die Erhöhung der Fischwechselkapazität am Wehr ist zur Stabilisierung der Fischpopulationen im gesamten Elbeinzugsbereich dringend erforderlich, meint die parlamentarische Arbeitsgruppe. Der Sauerstoffmangel im Hamburger Hafenwasser sowie die Fischverluste durch die zukünftige Kühlwasserentnahme für das in Bau befindliche Kraftwerk Moorburg könnten durch die Fischtreppen zum Teil ausgeglichen werden.

"Die geplante Errichtung einer Wasserkraftanlage an dieser aus ökologischen Gesichtspunkten besonders wichtigen Stelle des gesamten Elbe-Einzugsgebietes ist konsequent abzulehnen", meinen die Politiker.

Während der Energiekonzern Vattenfall in dieser Woche mit den Vorarbeiten zum Bau der neuen Fischaufstiegsanlage begonnen hat, ist unklar, wie es mit dem von der Stadtwerke GmbH geplanten Wasserkraftwerk weitergeht. Vattenfall muss die Fischtreppe bauen, um die Starterlaubnis für das Moorburger Kohlekraftwerk zu bekommen. Weil die Zeit drängt, konnte für Fischtreppe und Wasserkraftwerk keine gemeinsame Planung realisiert werden. Vermutlich wird der nachträgliche Bau eines Wasserkraftwerks unwirtschaftlich.

"Die Wasserkraftanlage an dieser wichtigen Stelle ist konsequent abzulehnen." Parlamentarische Gruppe "Frei fließende Flüsse"