Geesthacht. In Geesthacht leben viele freilaufende Katzen. Wie viele es sind? - Keiner weiß es so genau. An die 30 Tiere finden sich täglich vor dem Tierheim an der Lichterfelder Straße ein , werden dort von Geesthachtern gefüttert.

Im Tierheim haben 49 Katzen ein vorläufiges Zuhause. "Aber die meisten sind eigentlich keine Stubentiger. Sie werden eingefangen und als Fundtiere zu uns gebracht, ein Aufwand, der nicht notwendig wäre", sagt Jörn Stieglmayr, Vorsitzender des Geesthachter Tierschutzvereins. Er plädiert dafür, die Tiere, die an das Leben in der Natur gewöhnt sind, in ihrer Umgebung zu lassen.

Damit sich freilebende Katzen nicht zu stark vermehren, starten Tierschutzverein und Stadt Anfang März eine "konzertierte Aktion" - und bitten Geesthachter um Mithilfe. Die Katzen sollen eingefangen und in Zusammenarbeit mit den örtlichen Tierarztpraxen sterilisiert oder kastriert werden. "Anschließend werden sie von unseren Mitarbeitern aus der Praxis abgeholt und dort wieder ausgesetzt, wo sie eingefangen wurden", so Stieglmayr. Eine Vorsichtsmaßnahme, um zu verhindern, dass Katzenbesitzer ihre Stubentiger auf Kosten der Stadt behandeln lassen. Tierhaltern, die wenig Geld haben, macht der Tierschutzverein obendrein ein Angebot: "Wir wollen versuchen, mit den Tierärzten eine niedrige Gebühr auszuhandeln".

Bis zu 50 000 Euro zahlt die Stadt Geesthacht, Lauenburg bis zu 25 000 Euro jährlich für die Aufnahme, Pflege und Vermittlung von Fundtieren. Diesen Satz hat der Tierschutzverein, der laut Stieglmayr bislang viel zu wenig erhielt, neu ausgehandelt. "Städte und Kommunen sind nicht nur verpflichtet, Fundsachen einzulagern, sondern auch Fundtiere artgerecht unterzubringen." Bislang sei das nicht ausreichend beachtet worden. Selbst Schwarzenbek, das ein eigenes Tierheim hat, werde zahlen, wenn dieses belegt ist und Tiere in Geesthacht aufgenommen werden müssen. "Mit den Amtsgemeinden, Reinbek und Glinde werden wir auch noch Gespräche führen", kündigt Stieglmayr an.

Rund 150 000 Euro jährlich gibt der Tierschutzverein, der eine hauptamtliche Leiterin und zwei Tierpfleger-Azubis beschäftigt, für Betriebskosten, Pflege, Futtermittel, Arztbehandlung aus. Praktikanten, Ein-Euro-Jobber und zehn bis 15 aktive Ehrenamtliche aus dem Verein leisten viel Arbeit. "Doch es müssten viel mehr Helfer, so an die 50 sein", so der Vorsitzende. Trotz ihres Engagements und der vielen Spenden musste der Tierschutzverein sein Grundvermögen angreifen. "Bislang waren die Zahlungen der Städte und Kommunen zu niedrig angesetzt. Die vielen Wechsel im Vorstandsteam taten ihr übriges", so Stieglmayr.

So hat der Verein jetzt einen Beirat gebildet, der Aufgaben koordiniert, die Kompetenzen des Vorstands wurden klar definiert: "Auch der Vorstand muss sich an Regeln halten. Früher herrschte hier teilweise Gutsherrenart", so Stieglmayr. Der 43-Jährige Computer-Fachmann hat auch die Statistik, Buchhaltung und Tiervermittlung auf Computer umgestellt.

79 Hunde, Katzen und zwei Meerschweinchen, haben im Tierheim an der Steglitzer Straße zurzeit ein Domizil. Wer Interesse hat, ein Tier zu übernehmen, kann sich auf der Internet-Seite des Tierschutzvereins ( www.tierheim-geesthacht.de ) umfassend informieren. Wer selbst kein Tier halten kann, hat die Möglichkeit, sich als Tierpate zu engagieren und persönlich Verantwortung für einen der Dauerbewohner des Heims zu übernehmen. Über Fundtieranzeigen im Portal der Stadt Geesthacht ( www.geesthacht.de ) versuchen die Tierschützer, die Eigentümer ausfindig zumachen. Künftig soll das Tierheim Geesthacht auch mit den Heimen anderer Städte vernetzt werden, um die Suche nach einem geeigneten "Hausgenossen" noch effektiver zu machen.