Geesthacht. Sie haben viel Geld für ihre Grundstücke am Stadtrand bezahlt. Doch die Bewohner der 20 bereits bezogenen Häuser in Geesthachts größtem Neubaugebiet Finkenweg-Ost leben - was die Infrastruktur angeht - wie im australischen Outback: abgeschnitten von der Außenwelt.

Auch die Post findet nur unregelmäßig den Weg über die gut zwei Kilometer lange Zufahrt.

Nachts ist die Siedlung nahezu stockfinster, die Post wird nur unregelmäßig verteilt und zuletzt rutschten mehrere Autos von den völlig vereisten Straßen. Denn einen Winterdienst gibt es hier nicht.

Die Anwohner sorgen sich jetzt verstärkt um ihre Sicherheit. "Was, wenn sich da auf spiegelglatter Straße ein Laster quer stellt und zeitgleich bei einem medizinischen Notfall oder einem Feuer Rettungskräfte benötigt werden", fragt ein Anwohner. "Die haben dann keine Chance, in die Siedlung zu kommen, weil die Straße vom Hohenhorner Weg aus die einzige Zufahrt ist", klagt der Anwohner. Um die Anwohner in der "alten" Finkenweg-Siedlung vor neuem Verkehr zu schützen, hatte die Politik die gut zwei Kilometer lange Zufahrt vom Kreisel bei "Norma" durchgesetzt. "Das habe ich nicht zu verantworten", weist Immobilienunternehmer Uwe Gerner, der das Areal erschlossen hat, alle Schuld von sich. Die Wilhelm-Holert-Straße ist die einzige Möglichkeit, mit Fahrzeugen ins Neubaugebiet zu kommen.

"Die Politik wollte diese Zufahrt, also soll sie für uns jetzt auch die Rahmenbedingungen schaffen, dass wir hier unter vernünftigen Bedingungen sicher leben können", sagt eine Bewohnerin. Bürgermeister Ingo Fokken, auf die Probleme der völlig vereisten Straßen - Schneematsch war fast zwei Wochen lang dick gefroren - angesprochen, versprach jetzt seine Unterstützung. "Es kann und darf nicht sein, dass die Menschen dort allein gelassen werden", so Fokken. Gerner weist eine Verantwortung für den Winterdienst von sich: "Es gibt deutliche Hinweisschilder, auf denen steht, dass es sich um eine private Baustraße handelt, in der kein Winterdienst erfolgt. Dann müssen die Menschen da eben etwas vorsichtiger fahren. Wo ist denn das Problem?" Das will Fokken so nicht gelten lassen. Er will jetzt mit den Verantwortlichen des städtischen Betriebshofes sprechen, wie das Gelände in den Winterdienst integriert werden könnte, um die Situation künftig zu entspannen. Um weitere Zufahrten für Rettungsfahrzeuge zu öffnen, müssten massive Findlinge, die zusätzlich zu umlegbaren Pollern platziert wurden, beseitigt werden. "Wenn das gewollt ist, räum ich sie weg", so Gerner.

Während die Laternen an der Zufahrtstraße so eng gestellt wurden, dass mittlerweile jede zweite ausgeschaltet ist und es trotzdem hell genug ist, müssen die Anwohner in der Siedlung an den Häusern abends ihre Außenbeleuchtung einschalten, um wenigstens etwas Licht zu haben. "Die meisten Laternen sind da aufgestellt, wo noch gar keine Häuser gebaut sind", klagt ein Anwohner. Gerner verspricht eine Nachbesserung. "Wir haben neue Laternen bestellt, die aufgebaut werden, sobald wir wieder im Boden arbeiten können", sagt er. Noch verhindert das der Frost.

Sorgen machen sich die Anwohner über den für 2010 geplanten Endausbau der Straßen, die zurzeit nur den Status provisorischer Fahrbahnen haben. Die im November 2007 begonnene Bebauung läuft nur schleppend, so dass erst gut 30 von 160 Grundstücken bebaut sind oder werden.

Ein Endausbau mit Straßen, Gehwegen, Laternen und Spielplatz könnte frühestens erfolgen, wenn 75 Prozent bebaut sind.