Geesthacht. Seine ruhige, gelassene Art selbst bei heftigsten Diskussionen fällt in Geesthachts Politik positiv auf. Peter Bodes (FDP) steht im Ehrenamt ganz souverän dem Bauausschuss vor, während er im Job meistens noch viel brenzligere Situationen meistern muss: Der 52-Jährige ist Leiter des Kampfmittelräumdienstes der Hansestadt Hamburg.

Ob Entschärfung von Bomben oder politischen Debatten - der 52-Jährige bewahrt ruhig Blut.

Zufall oder Absicht? Bodes errichtete sein Eigenheim in Geesthacht ausgerechnet auf einer Verdachtsfläche für militärische Altlasten: am Verschwisterungsring, wo früher eine von Geesthachts Dynamitfabriken stand.

Nachdem Peter Bodes zwölf Jahre lang bei der Minentaucherkompanie der Marine im Dienst war und sich mit Kampfmitteln jeder Art bestens auskannte, wechselte er 1989 zum Kampfmittelräumdienst. Als Sprengmeister ist er heute dort dafür verantwortlich, Hamburgs Blindgänger zu entschärfen. Ein brisanter Job. "Was heute noch im Boden liegt, sind nur noch die schwierigen Dinge", sagt Bodes. Nach Einschätzung von Experten liegen in Hamburg noch 3000 von den Alliierten abgeworfene und nicht detonierte Bomben im Boden. Seinerzeit wurden 107 000 große Sprengbomben über Hamburg abgeworfen, zwölf Prozent, so Statistiken, sind Blindgänger. Von diesen 14 000 Blindgängern sind 11 100 gefunden und beseitigt.

"Die noch vermuteten Blindgänger zu finden, ist wie Detektivarbeit", berichtet Bodes. Zehn Luftbildauswerter des Kampfmittelräumdienstes - er ist der Feuerwehr Hamburg zugeordnet und an der Feuerwache in Harburg stationiert - prüfen die Luftbilder. 30 000 Aufnahmen gibt es im Archiv. "Die Bilder auszuwerten ist nicht einfach, man braucht eine Menge Erfahrungen", sagt Bodes. Auf den Luftbildern sind Einschlaglöcher und Krater zu sehen. "Unsere Fachleute erkennen daran, ob es eine detonierte oder eine nicht detonierte Bombe ist", sagt er.

Weil nach Ende des Zweiten Weltkrieges in der Hansestadt andere Sorgen bestanden, als die Bomben zu räumen, lauert noch heute Gefahr im Boden. "Unsere Aufgabe besteht zurzeit vor allem darin, der Bauwirtschaft vorauszueilen. Und weil in Hamburg extrem viel gebaut wird, haben wir Arbeit ohne Ende", sagt der 52-Jährige. Bei jeder Baumaßnahme ist der Boden durch eine Fachfirma zu sondieren. Wird dabei eine Verdachtsfläche bearbeitet oder kommt während der Baggerarbeiten ein Blindgänger zum Vorschein, rücken Bodes und seine Kollegen an. Drei Sprengmeister und fünf Entschärfer sind beim Kampfmittelräumdienst für diese gefährlichen Aufgaben zuständig.

2500 statt sonst 1000 Anfragen pro Jahr musste der Kampfmittelräumdienst 2008 bearbeiten. "Das zeugt vom Bauboom in der Hansestadt", sagt Bodes. "Wenn es einen gefährlichen Fund gibt, brauchen wir bei der Entschärfung weder Hasardeure noch jemanden, der wie Espenlaub zittert", erklärt der Sprengmeister. "Der Respekt vor den Kampfmitteln darf nicht verloren gehen. Denn bei einer Entschärfung riskiert man immer sein Leben", berichtet Bodes. Der Geesthachter musste bei Dienstantritt den Eid schwören, Schaden von der Stadt Hamburg fernzuhalten.

Wenn der 52-Jährige einmal nicht Blindgänger beseitigt oder sich in den Gremien der Stadt Geesthacht politisch engagiert, ist er auch noch als Erster Vorsitzender in der Seglervereinigung Geesthacht (SVG) aktiv.