Geesthacht. Versetztes Parken auf den Fahrbahnen der Geesthachter Straße und am Richtweg, blitzende “Starenkästen“ zur Geschwindigkeitsüberwachung, an der Hansastraße: Die Zahl der Vorschläge, wie sich Verkehrslärm in Geesthacht reduzieren lässt, ist groß.

Politiker beschließen einen Aktionsplan gegen Lärm - doch die Umsetzung ist fraglich.

Auch Kreisverkehre an den Kreuzungen beim ZOB oder vor der Post und die Verengung der Berliner Straße von vier auf zwei Spuren gehören dazu.

Die Mitglieder in den Fachausschüssen für Bau und Verkehr sowie Planung und Umwelt haben den von der Europäischen Union (EU) geforderten Lärmaktionsplan beschlossen. Allerdings wirkten sie dabei ziemlich ratlos, denn weder mit dem Beschluss verbundene Folgen noch Notwendigkeiten scheinen zurzeit absehbar und klar zu sein. Vorsichtig dann auch die Formulierung des Beschlusses der Politiker nach kontroverser Diskussion: " . . . den vorgelegten Lärmaktionsplan für die Stadt Geesthacht zum Zweck der Prüfung geeigneter Maßnahmen zu beschließen."

Dies scheint nötig, weil die EU den Lärmaktionsplan zwar fordert und Bürger die Stadt sogar verklagen könnten, wenn sie keine Maßnahmenvorschläge erarbeitet. Allerdings gibt es keinen Rechtsanspruch Betroffener auf die Realisierung der Lärm mindernden Vorhaben. So wurde durch Ingenieure und Mitarbeiter der Stadtverwaltung erneut viel Arbeit geleistet, die auch noch fortgesetzt werden soll - aber nicht wirklich zu mehr Ruhe führt.

19 000 Euro betragen allein die bisherigen Gutachterkosten und weitere 15 000 Euro für externen Sachverstand sind auch im Haushalt 2009 enthalten. Doch bei der Realisierung der Vorschläge geht es um viel Geld - und da ist in der Stadt momentan eher Zurückhaltung angesagt.

"Ich habe das Gefühl, wir werden hier zu etwas vergewaltigt, das wir gar nicht überblicken können", beklagte sich Heide-Lucia Gloor (CDU) über die Notwendigkeit des Beschlusses zur Lärmaktionsplanung. Und weil Hans-Werner Madaus (SPD) gar eine verkappte Planungsaufgabe zur Umgestaltung der Fußgängerzone entdeckt haben will, meinte Karl-Hermann Rosell (CDU), Madaus habe "zwei Schrauben locker." "Wenn es uns nichts kostet, können wir dieses Paradies der Lärmschutzgutachter beschließen und fertig", meinte Torsten Seidl (CDU). Petra Bolte (Grüne): "Wir beschließen das und legen uns damit für die Zukunft keine Handschellen an."

Denn nach Einschätzung von Ingenieur Heinz Mazur vom Planungsbüro PGT aus Hannover hat der Lärmaktionsplan keine konkreten Auswirkungen auf Projekte der Stadt. "Wenn wir jetzt sagen, wir bauen die B 5 von vier auf zwei Spuren zurück, dann werden wir von der Bevölkerung gevierteilt", fürchtete sich der Erste Stadtrat Dr. Volker Manow. Klar scheint zu sein, die meisten der von den Experten von PGT vorgeschlagenen Maßnahmen lassen sich erst sinnvoll umsetzen, wenn die Umgehungsstraße fertig ist. Um dabei noch mehr Detailinformationen zu haben, soll 2009 für 150 000 Euro ein neuer Generalverkehrsplan aufgestellt werden, der auch innerstädtische Verkehrsströme aufzählt. Rüdiger Tonn (FDP) wünschte sich zudem Messungen des Lärms statt nur der bisher vorhandenen Berechnungsergebnisse.

Das Büro PGT hat eine Prioritätenliste erstellt, die den Politikern als Entscheidungshilfe dienen kann. Ob aber Geld für Straßenumbauten ausgegeben wird, ist offen. Vor 2010 werden keine Projekte aus der Lärmaktionsplanung begonnen. Die Stadt will versuchen, Hausbesitzer für Lärmschutzmaßnahmen zu begeistern.