Geesthacht. “Ihr Politiker steckt Euch ja eh die dicken Diäten ein“ oder “Tut mal mehr für Euer Geld!“ Vorwürfe wie diese müssen sich Geesthachter Ratsherren immer wieder anhören. “Gerade der Wahlkampf hat deutlich gezeigt, dass einige Bürger so denken.

Wir haben Jörg Kunert (CDU) und Kathrin Bockey (SPD), Vertreter der größten Fraktionen der Ratsversammlung, nach ihren Einnahmen gefragt.

Das macht mich wütend", sagt Kathrin Bockey (40). "Wir Kommunalpolitiker sind Ehrenämtler. Alles was wir bekommen ist eine Aufwandsentschädigung, aber weder ein Gehalt noch Diäten", sagt Jörg Kunert (49) über die immer wieder kursierenden Gerüchte, man könne als Ratsherr viel Geld verdienen.

"Als Ratsherrin bekomme 118 Euro monatlich, ein Drittel davon geht direkt an unseren Ortsverein für die Finanzierung der Wahlkämpfe", sagt Bockey. Die Vertreter der CDU führen zehn Prozent der Pauschale an die Partei ab. "Allerdings zahlen alle Mandatsträger auch höhere Mitgliedsbeiträge", so Kunert. Auf der Einnahmenseite kommen außerdem Pauschalen für die Mitgliedschaft in Ausschüssen hinzu. So erhalten sowohl Bockey als auch Kunert monatlich 195 Euro für ihr Engagement im Hauptausschuss. Der vergleichsweise hohe Betrag erklärt sich durch den großen Arbeitsaufwand des Gremiums: "Der Hauptausschuss arbeitet übergreifend, man muss sich also in alle Themen einarbeiten", sagt Kunert. Sowohl er als auch Kathrin Bockey erhalten damit 313 Euro monatlich für ihre politische Arbeit.

Dem gegenüber stehen etwa 15 Stunden Engagement für die Gesellschaft pro Woche, rechnen die beiden Kommunalpolitiker vor. "Im Durchschnitt gibt es monatlich eine Sitzung der Ratsversammlung, eine Ausschusssitzung sowie drei Treffen der Fraktion", so Bockey. Dazu kommen Fortbildungen und das Einarbeiten in neue Themengebiete. "Bei bestimmten Diskussionen bin ich auch in Ausschüssen präsent, in denen ich kein Mitglied bin. Für all das braucht man eine gehörige Menge Enthusiasmus", sagt Kunert. "Die meisten Fraktionsmitglieder engagieren sich neben dem Beruf in der Politik. Viele Sitzungen beginnen direkt nach der Arbeit. Zum Essen kommt man dann kaum."

Beschweren sich Bürger bei Kathrin Bockey über "die Politiker", ruft sie zum Mitmachen auf: "Wer etwas bewegen will, sollte sich engagieren. Es dauert manchmal länger, bis man etwas durchgesetzt hat, aber wer nur klagt, kann nichts erreichen", betont Kathrin Bockey.