Bergedorfer Musiktage

Klavierkonzert mit dem Mann, der vor dem Bahnhof spielte

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Undine Gerullis
Nathan Steinhagen am Flügel. Hier spielt er bei einer einmaligen Aktion und inmitten des Trubels vor der Wandelhalle des Hamburger Hauptbahnhof.

Nathan Steinhagen am Flügel. Hier spielt er bei einer einmaligen Aktion und inmitten des Trubels vor der Wandelhalle des Hamburger Hauptbahnhof.

Foto: Privat / BGZ

Für die Queen hat der Komponist Nathan Steinhagen ein Requiem geschrieben, bei den Bergedorfer Musiktagen geht es italienisch zu.

Aumühle/Hamburg.  In China ist er bereits ein kleiner Star, hierzulande ist er noch vielen unbekannt. Am Donnerstag, 13. April, tritt der Aumühler Pianist, Komponist und Klavierlehrer Nathan Steinhagen im Rahmen der Bergedorfer Musiktage auf. Das Konzert im C. Bechstein Centrum hat den Titel „Römisches Programm“. „Alle Stücke haben irgendetwas mit Italien zu tun“, sagt Nathan Steinhagen.

So wird er unter anderem Johann Sebastian Bachs „Italienisches Konzert“ und die „Jeux d’eau“ von Maurice Ravel spielen. „Als Ravel das Stück 1901 komponierte, hatte er die Wasserspiele im Garten der Villa d’Este, dem berühmten Palast aus dem 16. Jahrhundert in der Nähe Roms, vor Augen“, erklärt Steinhagen. Auch eine eigene Komposition wird der 62-Jährige vortragen, in der er den „einmaligen, aber sehr demokratischen Prozess der Papstwahl und -werdung“ musikalisch vertont hat.

In China schreibt der Aumühler Autogramme

Dieses Klavierkonzert hat der Pianist erstmalig anlässlich einer Ausstellungseröffnung in Rom vor zwei Jahren vorgetragen. „Das Konzert wurde live nach China gestreamt“, sagt Steinhagen nicht ohne Stolz. In dem bevölkerungsreichsten Land der Erde hat er schon oft vor ausverkauften Sälen auf großer Bühne gespielt, wurde bejubelt und musste regelmäßig Autogramme schreiben.

Diesen Kultstatus hat Steinhagen hierzulande noch nicht erreicht, auch wenn der Aumühler kein Unbekannter ist. Die „Bild“-Zeitung berichtete über ihn als den Mann, der auf einem Flügel vor dem Hamburger Rathaus spielte. „Dieser Ort braucht Musik“, hatte er sich gedacht, genauso wie beim Hamburger Hauptbahnhof.

Das Hamburger Klavierhaus Knauer schaffte den Flügel herbei, Nathan Steinhagen spielte auf ihm im rasanten Tempo seine Komposition vor der Wandelhalle – inmitten von Reisenden, die ihre rollenden Koffer an ihm vorbeizogen, von Pendlern, die erstaunt stehen blieben und Obdachlosen und Randständigen, die im Takt der Musik tanzten (anzusehen bei youtube). „Ich bin ein wenig verrückt und lebe ein Künstlerleben mit einer großen Familie“, gibt der Vater von vier Kindern unumwunden zu.

Requiem for the Queen – ein Mix aus mittelalterlicher Musik und Popmusik

Für Nathan Steinhagen, der die ersten elf Jahre seines Lebens in Warschau aufgewachsen ist, war immer klar, dass er sein Leben der Musik widmen will. Er hat mehrere renommierte Musikpreise erhalten, war Stipendiat des Schleswig-Holsteinischen Musikfestivals, trat jahrelang mit seinem Beethoven- Zyklus in der Laiszhalle auf. Für den NDR schrieb er die Musik für 13 Naturfilme, und für die englische Königin Elisabeth II. komponierte er ein Requiem, eine Messe für die Verstorbene.

Besonders nah sei ihm die englische Königin zwar nicht gewesen, aber nach ihrem Tod war es ihm ein „inneres Bedürfnis, die Noten zu Papier zu bringen“. Vier Tage hat er dafür gebraucht und herausgekommen sei ein Werk, das ein „harmonisches Bild der Monarchin zeichnet und für viele Ohren geeignet ist“. So ist es sowohl von mittelalterlicher als auch von Popmusik inspiriert. Kein Wunder, dass es bei der Aumühler Kantorin Susanne Bornholdt auf viel Gegenliebe stieß. Den ersten und zweiten Satz der insgesamt sechs Sätze hat der Kirchenchor bereits eingesungen und teils uraufgeführt (nachzuhören bei youtube und im Podcast der Kirchgemeinde).

Das morgige Klavierkonzert der Bergedorfer Musiktage beginnt um 19 Uhr im Chile-Haus (Pumpen 8) in Hamburg. Der Eintritt kostet 27 Euro pro Person.

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