Geesthacht. Das Sebastians ist das gefährdetste Gebäude in Geesthacht. Ansonsten ist die Lage glimpflicher als in Lauenburg. Das hat einen Grund.

Mehrmals am Tag schaut Gastronom Sebastian Suhr derzeit nach dem Rechten. Seit 2018 betreibt er das Sebastians im Geesthachter Ortsteil Krümmel. Das Restaurant an der Elbuferstraße 75 liegt direkt an der Elbe, zumindest der Keller war bei früheren Hochwassern auch schon vollgelaufen. „Ich kontrolliere den Wasserstand der Elbe und mache Fotos“, sagt der Besitzer des am meisten gefährdetsten Gebäudes in Geesthacht.

Eine hölzerne Terrasse hat er bereits abgebaut und seine gepflasterte Sommerterrasse mit Holzplatten und Sandsäcken verbarrikadiert. 150 weitere Sandsäcke sind bestellt und sollen bei Bedarf befüllt werden. Akut halten sich seine Sorgen in Grenzen, auch wenn er durch Hochwassermarken an einem Baum vor der Terrasse weiß, dass es noch schlimmer kommen kann.

Warum Geesthacht Hamburg vor dem Elbe-Hochwasser schützt

In der Regel verlaufen Hochwasser an der Elbe, wenn sie Wasser vom Oberlauf mitführen, in Geesthacht, anders als in Lauenburg, glimpflich. Dass das so ist, liegt am Stauwehr, mit dem sich der Wasserstand besser regulieren lässt. Ausnahme: Wenn ein Sturm aus dem Westen viel zusätzliches Wasser in die Elbe treibt. Zudem hat Geesthacht keine Altstadt, deren Mauern direkt an das Flussufer heranreichen. Unterhalb des Stauwehrs herrscht auf der Elbe der Tideeinfluss vor. Entsprechend sind dort die Hochwasserschutzanlagen ausgebaut.

Überflutete Sitzbänke am Schiffsanleger am Menzer-Werft-Platz in Geesthacht.
Überflutete Sitzbänke am Schiffsanleger am Menzer-Werft-Platz in Geesthacht. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Üblich sind in Geesthacht Wasserstände von 4,50 Metern über Normalnull (üNN) oberhalb des Wehres. Der Wasserstand steigt in Richtung Tesperhude an. Der Hochwasserschutz ist derzeit für Geesthacht auf 7,90 Meter üNN ausgelegt. Für Wind und Wellen werden Sicherheitsaufschläge gemacht, sodass ein Hochwasserschutz mit Deich und Spundwänden bis 8,60 Metern üNN gewährleistet werden kann.

Weg vor Sitzterrassen steht unter Wasser

Der Höchststand des diesjährigen Elbehochwassers ist in Geesthacht für den 4. Januar prognostiziert (Stand, 2. Januar, 15 Uhr) mit 5,85 m üNN. Ab dem 5. Januar soll der Wasserstand laut Prognose wieder sinken. Am Geesthachter Pegel nahe dem Freizeitbad wurden am Dienstagmittag (12.30 Uhr) 5,57 Meter üNN gemessen.

Auf dem Weg vor den Sitzterrassen am Hafen steht das Wasser, er ist daher abgesperrt. Der Anleger samt „Seebrücke“ in Grünhof-Tesperhude steht unter Wasser und ist ebenfalls abgesperrt. Genau geschaut wird in den kommenden Stunden und Tagen auf tiefer liegende Bereiche wie beispielsweise auf das Ufer in Krümmel, den Strandweg in Tesperhude oder nahe dem Geesthachter Hafen. Auch der Schiffsanleger am Roten Platz stand am Dienstagmittag fast komplett unter Wasser. Davon machten sich die Geesthachter Renate und Wolfram Staudte ein Bild.

Die Geesthachter Renate und Wolfram Staudte am Dienstag am überschwemmten Schiffsanleger in Geesthacht.
Die Geesthachter Renate und Wolfram Staudte am Dienstag am überschwemmten Schiffsanleger in Geesthacht. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Die Stadtverwaltung hat die Hochwassersituation im Blick. Täglich werden die vorhergesagten Pegelstände abgerufen und eingeordnet. Mitarbeiter des Fachdienstes Öffentliche Sicherheit machen sich zudem vor Ort ein Bild von den Uferbereichen und sind stetig mit der Feuerwehr im Austausch. „Wir sind vorbereitet. Aktuell gehen wir aber nicht davon aus, dass es in Geesthacht kritisch wird“, ordnet Bürgermeister Olaf Schulze ein.

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Wirt Sebastian Suhr ist derweil bereit, seine Terrassenmöbel in Sicherheit zu bringen und den Keller leerzuräumen. Erst wenn das notwendig sein sollte, müsste er das Sebastians schließen. Ansonsten sagt er: „So dicht an der Elbe wie bei mir kann man derzeit nicht essen.“ Am Donnerstag öffnet er um 17 Uhr, am Freitag sowie am Wochenende bereits um 12 Uhr.