Lauenburg. In der Albinus-Gemeinschaftsschule stellt Hundeführerin Isabel Nitschke die tierische Helferin vor. Da staunt Klasse 5d nicht schlecht.

Regel Nummer eins: Gerne schauen, aber nicht anfassen. Eine Diensthündin ist nun mal kein Knuddeltier. Das stellt Hundeführerin Isabel Nitschke gleich zu Anfang klar. An ihrer Seite sitzt Kiera, ein bisschen aufgeregt, etwas gelangweilt, stets wachsam. Sobald im Schulflur der Albinus-Gemeinschaftsschule ein Kind vorbeiflitzt, ist die Aufmerksamkeit der Hündin geweckt. Der nächste Blick geht zu Frauchen. Nur wenn Isabel Nitschke nicht reagiert, entspannt sich auch Kiera wieder.

Die Hündin der Rasse Deutscher Schäferhund wird in dieser Woche vier Jahre alt, wiegt 28 Kilogramm und ist ein beeindruckender Brocken. Die Schüler und Schülerinnen der 5d staunen nicht schlecht. Ihre Fragen an Hund und Halterin haben sie im Rahmen des NaWi-Unterrichts (Naturwissenschaften) ausgearbeitet. Jetzt prasseln sie auf Isabel Nitschke ein. Welche Hunderassen sind bei der Polizei im Einsatz? Könnte mein Dackel das auch? Welche Gerüche kann Kiera erschnüffeln? Wie hat sie das alles gelernt? Und: Was unterscheidet ihren Job von dem eines Vierbeiners am Filmset von CSI Miami?

Polizeihündin Kiera kann auch Schulschwänzer finden

Kiera hat ihre Grundausbildung bei der Landespolizei in Eutin absolviert. In 18 Wochen lernen Polizeihunde und ihre Führer oder Führerinnen dort alles, was sie später auf der Straße brauchen. Gehorsam steht dabei an erster Stelle. Das Zubeißen im Ernstfall gleich danach. Nur so können sich Hund und Mensch als Team aufeinander verlassen. Darüber hinaus konnte Kiera ihr Gespür für eine etwaige Gefahrenlage schulen. Im Ernstfall würde sie ihr Frauchen verteidigen.

Auf Nitschkes Befehl aber bleibt sie ruhig, auch wenn drumherum das Chaos regiert. Eine unabdingbare Qualität, wenn es zum Einsatz mit großen Menschenmengen wie bei Demonstrationen oder Fußballspielen kommt. Außerdem hat Kiera durch ihren guten Riecher inzwischen auch Zusatzqualifikationen geschafft. Als Sprengstoffhündin kann sie 17 verschiedene Stoffe erschnüffeln. Darunter verschiedene Munitionsstoffe, Waffen und illegale Böller. Menschliche Spuren wie Blut und Schweiß gehören selbstverständlich auch zu ihrem Repertoire. Eine sterile Kompresse aufs Schulbuch, die Hundeschnauze dran und schon hat die Hündin die Fährte aufgenommen und findet, wer die Stunde schwänzt und lieber draußen in der Sonne sitzt.

Die Angst weicht, der Respekt der Kinder vor dem Vierbeiner wächst

Das ist hier und jetzt nur ein Gedankenspiel. Draußen ist es ziemlich kalt und Isabel Nitschkes Erklärungen sind so spannend, dass keiner ans Schwänzen denkt. Die Hundeführerin erzählt aus ihren 22 Jahren im Polizeidienst. Zehn davon ist sie inzwischen mit Hund unterwegs. Hundedame Kiera ist das zweite Tier, das bei ihr lebt und von ihr erzogen wird. Offiziell gehören Diensthunde dem Land, ihr Zuhause haben sie bei ihren jeweiligen Hundeführern.

Hundeführerin Isabel Nitschke mit ihrer Diensthündin Kiera. 
Hundeführerin Isabel Nitschke mit ihrer Diensthündin Kiera.  © Martina Kalweit | Martina Kalweit

Mit dem Wesen eines Hundes bestens vertraut, erklärt Isabel Nitschke auch, wie man sich den Tieren gegenüber am besten verhält, um sie nicht zu provozieren. Schnell weicht so die Angst. Dafür wächst der Respekt vor den Fähigkeiten der trainierten Vierbeiner. In den Berichten aus der Praxis geht es dann durchaus ans Eingemachte.

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Hunde finden vergrabene Leichen und führen die Spurensicherung auf den richtigen Weg. Einer feinen Nase wie der von Kiera reicht ein kurzer Kontakt mit dem Wattestäbchen und sie ist der DNA eines Täters auf der Spur. Ähnlich sicher findet Kiera den Weg zu einem Drogenversteck oder zu dem Geld, das mit den Drogen verdient wurde. Am liebsten ist Isabel Nitschke aber, wenn Kiera einfach nur Eindruck macht. Ein Hund, auch ein Polizeihund, muss nicht zubeißen. Es reicht, wenn er signalisiert, dass er es kann.

Und dann beißt Kiera einer Lehrkraft in den Arm...

Zum Abschluss des Schulbesuchs gibt Kiera auf dem Pausenhof dann noch eine beeindruckende Vorstellung ihrer „skills“. Auf Anweisung sucht sie auf einer Rasenfläche nach versteckten Patronenhülsen. Fündig geworden „vereist“ die Hündin genau dort, wo Isabel Nitschke die winzigen Beweisstücke versteckt hat. Zum Dank gibt es jetzt ein Leckerli. Applaus spendet die fünfte Klasse nach dem nächsten Showteil, in dem Kiera auf Befehl einer mutigen Lehrkraft in den (sicher gepolsterten) Arm beißt. Der Applaus gilt diesmal Mensch und Tier gleichermaßen.