Hamwarde. Der erste Turm steht, aber eigentlich hätten auch die drei Flügel montiert sein sollen. Doch das könnte aktuell gefährlich werden.

Wenn es weht, werden sie lebendig, aber zu viel Wind ist auch nicht gut. Die Rede ist von den Windkraftanlagen. So verzögert die aktuelle Wetterlage gerade den Aufbau der neuen Anlage in Hamwarde an der Gemeindegrenze zu Kollow. Der erste Turm steht, aber eigentlich hätten zum Wochenende auch die drei Flügel die 200 Meter große Nordex N149 schmücken sollen.

Aber die Arbeiten ruhen nun, der Spezialkran steht gesichert im Wind. Gearbeitet werden kann in dieser Höhe nur bei Windgeschwindigkeiten von weniger als zehn Metern in der Sekunde. „Am Sonnabend werden die Aussichten besser, vielleicht lässt sich dann die Rotornabe ziehen“, hofft Bauleiter Claus Hoffmann.

Hamwarde: Aufbau der Windkraftanlage wegen Sturms gestoppt

Die letzte Entscheidung hat aber immer der Kranführer. Er hat in seiner Kabine hoch über dem Erdboden einen Messer für die Windgeschwindigkeit. „Wenn er sagt, es geht nicht, dann geht es nicht“, erklärt Claus Hoffmann. Zu tun gibt es für das Team von 10 bis 15 Mitarbeitern aber trotzdem etwas, nur dann halt am Boden. Vorbereitende Arbeiten etwa für das Maschinenhaus. Auf der Baustelle gibt es eine Sechs-Tage-Woche.

Mit den Rotorblättern soll es dann, sofern das Wetter wirklich mitspielt, am Montag weitergehen. Die Befestigung erfolgt in Einzelblattmontage. Auch für Zuschauer vom Boden aus eine spektakuläre Arbeit. Zwischen 9 und 10 Uhr könnte es zum ersten Hub kommen.

Jeder Blatt ist so schwer wie ein voll besetzter Doppeldeckerbus

In der Rotornabe in 125,4 Meter Höhe stehen dann zwei gut gesicherte Mitarbeiter, um den ersten Flügel in Empfang zu nehmen. „Das ist eine superfiligrane Aufgabe“, erklärt Claus Hoffmann. Jedes der drei Blätter wiegt weit über 20 Tonnen. Das ist etwa so schwer wie ein voll besetzter Doppeldeckerbus.

Die nötige Kommunikation für die Abstimmung mit dem Kranführer wird über Funkgeräte geleistet. Die Befestigung an der Nabe mit „unzähligen Bolzen“, so Claus Hoffmann, erfolgt dann in mühevoller Handarbeit. Gut zweieinhalb Stunden kann das dauern. Dann folgt der nächste Flügel. Sie werden immer in horizontaler Haltung montiert.

Die letzten Teile für die zweite Anlage kommen Anfang der Woche

Bei der nächtlichen Fahrt durch Geesthacht gab es für die Firma Rostock Trans mit den geladenen langen Rotorblättern einige Engstellen zu passieren, zum Beispiel an der Kreuzung Ziegenkrug.
Bei der nächtlichen Fahrt durch Geesthacht gab es für die Firma Rostock Trans mit den geladenen langen Rotorblättern einige Engstellen zu passieren, zum Beispiel an der Kreuzung Ziegenkrug. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Sitzen alle Flügel, geht es mit dem Aufbau der zweiten Windkraftanlage weiter. Der Kran wird abmontiert, gut 400 Meter weit mit Spezialfahrzeugen transportiert und dort wieder aufgebaut, wo der zweite „Windspargel“ entstehen wird. Gut zweieinhalb Tage werden für die Re-Installation benötigt.

Die zweite Anlage ist noch nicht komplett. Die letzten drei Turmteile hierfür werden erneut mit Schwerlasttransporten durch Geesthacht in der Nacht von Dienstag zum Mittwoch, 24./25. Oktober, geliefert.

Ende November sollen die Windmühlen in Betrieb gehen

Für den Innenausbau unter anderem mit dem Legen von Leitungs- und Steuerungskabeln und der Ausrichtung des Generators, damit sich die Antriebswelle in dem vorgegebenen Maß drehen kann, sind jeweils zehn Tage angesetzt. „Unser Plan ist: Am 30. November gehen die Anlagen in Betrieb“, sagt Claus Hoffmann. Wenn die Arbeiten abgeschlossen sind, soll zeitnah eine öffentliche Infoveranstaltung, terminlich abhängig von der Wetterlage, die beiden Windkraftanlagen einweihen.

Mehr zum Thema

Leisten sollen die Anlagen insgesamt 11,4 Megawatt. Die Rotoren benötigen etwa 12 km/h Windgeschwindigkeit, um vernünftig Strom zu produzieren, vergleichbar einer schwachen Brise von Windstärke 2 bis 3. Ab Windstärke 10 bis 11 – schwerer Sturm mit 118,53 km/h – wird aus Sicherheitsgründen abgestellt. Meist werden solche Anlagen nach bis zu 25 Jahren wegen Materialermüdung wieder abgebaut.