Jork. Wikingermarkt im Alten Land ist europaweit einzigartig, sogar Kinder können auf Kaperfahrt gehen. Worauf die Veranstalter aber pochen.

• Mit seinem Mittelaltermarkt hat sich Jork inzwischen weit über die Grenzen des Alten Landes einen Namen gemacht
• Was den Markt so besonders macht: Die Veranstalter legen große Wert auf Authentizität
• Darsteller mit Hörnern auf den Helmen sucht man in Jork zum Beispiel vergebens, weil es sie in der Realität nie gegeben hat

Jedes Jahr im Mai erobern mehr als 400 Wikinger das Alte Land und versetzen es beim Jorker Wikingermarkt am Yachthafen Neuenschleuse für ein paar Tage zurück ins Frühmittelalter. Es ist ein mehrtägiges Spektakel, das alljährlich tausende Besucher anlockt – darunter sind allerdings auch zunehmend welche, über die sich die Veranstalter von der Wikingergesellschaft Jork so gar nicht freuen können.

Nordmänner zu Gast bei Freunden: Wikingermarkt in Jork lockt mit vollem Programm

Von Freitag, 17. Mai, bis Pfingstmontag am 20. Mai verwandeln hunderte Teilnehmer in authentischen Kostümen die Festwiese in Jork wieder für vier Tage in ein echtes Wikingerdorf. Wie die legendären Nordmänner sind sie weit gereist: Die Darsteller kommen aus ganz Deutschland sowie aus Skandinavien, Großbritannien, aus Osteuropa und manchmal sogar aus den USA.

Mittlerweile ist der Wikingermarkt in Jork einer der größten Frühmittelaltermärkte in Europa – und ein echter Besuchermagnet für das Alte Land. Ihnen wird einiges geboten: Wie vor mehr als 1000 Jahren schlagen die „Wikinger“ ihre Zelte um eine Ringburg mit Holzpalisade auf, die vor einigen Jahren von der Wikingergesellschaft Jork eigens für die Wikingertage errichtet wurde.

Authentisch gekleidet wie Wikinger in der Ära um 1000 nach Christus gehen die Nordmänner und -frauen dort für vier Tage ihrem frühmittelalterlichen Alltag nach – inklusive mitreißender Schaukämpfe, für die die Darsteller in ihren schweren Kostümen unter der Leitung von Björn Döscher und Daniel Albrecht über Monate hart trainiert haben.

Händler bieten Waren feil, Kinder dürfen auf Wikingerschiff mitfahren

Händler bieten auf dem Wikingermarkt ihre oft selbst gefertigten Schmuckstücke, Trinkhörner, Helme, Kettenhemden, Felle, Kleidung, historische Waffen und Werkzeuge feil und erklären die althergebrachten Techniken beim Schmieden, Seilern, Färben, Kettnern, Weben oder Spinnen. Ziegen grasen in einem Gehege, der Geruch von Met und Lagerfeuer liegt in der Luft.

Über die vier Festtage wird ein umfangreiches musikalisches Programm angeboten: So wird Virelai aus Dänemark an jedem Veranstaltungstag mehrfach live aufspielen. „Sie sind bereits international bekannt und haben schon viele Tourneen in Amerika, Australien und Skandinavien absolviert“, sagt Jan Gerdes aus dem Organisationsteam.

Auch Falknervorführungen wird es wieder geben, ebenso das „Mäusetheater“ und das Wikingerschiff, das Kinder kostenfrei zum Mitfahren einlädt. Auch beim Bogenschießen oder auf dem Strohspielplatz ist Mitmachen angesagt.

Darsteller mit Hörnern auf den Wikingerhelmen sucht man in Jork vergebens

Für Verpflegung ist selbstverständlich auch wieder gesorgt. Hier geht das Angebot auf dem Wikingermarkt glücklicherweise weit über die Essgewohnheiten der frühmittelalterlichen Nordeuropäer hinaus, die sich hauptsächlich von Getreidebrei ernährten.

Ansonsten soll aber alles möglichst authentisch sein. Deshalb finden sich auch keine Darsteller mit Hörnern auf den Wikingerhelmen – die gab es nämlich in der Realität gar nicht. Ziel der Wikingergesellschaft Jork ist es, die alte Zeit so authentisch wie möglich darzustellen.

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Ihre Repliken und Kopien von Gegenständen aus der Wikingerzeit orientieren sich eng an archäologischen Funden und werden regelmäßig für Filme, Fotos und für Ausstellungen ausgeliehen. Die Mitglieder des 2006 gegründeten Vereins eint ihr historisches Interesse an der Zeit. Sie arbeiten mit den Archäologischen Museen in Harburg, Haithabu und im dänischen Ribe zusammen und tauschen sich mit den Experten dort aus.

Veranstalter wollen keine extremen Gruppierungen

Die Organisatoren möchten mit dem Wikingermarkt so gut es geht die historische Wirklichkeit nachzeichnen. Was sie gar nicht möchten, ist, sich von extremen Gruppierungen vereinnahmen zu lassen. „Wir bitten die Besucher deshalb, möglichst ,in Zivil‘ zu kommen“, sagt Jan Gerdes.

Er ist unter anderem für die Security und die Zusammenarbeit mit der Polizei während des Wikingermarktes zuständig und registriert, dass immer mehr Gruppen auf dem Festplatz auftauchen, die durch ihr Erscheinungsbild oder ihr Auftreten für Ärger sorgen oder „ein Angstklima schaffen“, wie Gerdes es ausdrückt.

„Wir greifen rigoros durch bei allem, was zu extrem oder ausgrenzend ist“

Und das sind nicht die durch Raubzüge berühmt gewordenen wildbrüllenden Wikinger mit ihren zotteligen Bärten – sondern zunehmend politisch eher ins Extreme zu verordnende Gruppen, so Gerdes. „Wir haben überhaupt nichts dagegegen, wenn Kinder im Wickie-Kostüm kommen. Aber gegen Erwachsene mit martialischen Auftreten oder fragwürdigen Symbolen und politischen Botschaften haben wir etwas. Das hat bei uns nichts zu suchen. Wir sind eine ganz normale Familienveranstaltung, die den Leuten Unterhaltung und Erholung bieten soll“, sagt Jan Gerdes.

Deshalb dürften auch Mitglieder von Rockergruppen oder Motorradklubs nicht in Vereinskutte auf den Platz. „Wir greifen rigoros durch bei allem, was zu extrem oder ausgrenzend ist“, betont Gerdes.

Besucher des Wikingermarktes sollten sich an historische Kleiderordnung halten

Menschen im Elfen- oder Drachen-Kostüm sind übrigens auch nicht so gern gesehen – außer im „Kleinformat“. „Wir sind ja kein Karneval oder Fantasiefest. Erwachsene, die bei den Wikingertagen verkleidet erscheinen wollen – ob als Darsteller oder Besucher – sollte sich möglichst an unsere historische Kleiderordnung halten. So wollen wir den historisch authentischen und familiären Charakter der Veranstaltung bewahren“, sagt Gerdes.

Die Wikingergesellschaft Jork behalte sich deshalb vor, „gewandete Personen in Fantasie- oder historisch inkorrekter Kleidung abzuweisen“. „Das gilt natürlich nicht für Kinder“, betont der Veranstalter. Denn auch Wickie und Ylvi haben sich ab und zu bestimmt gern verkleidet...

Wikingermarkt, Jork-Neuenschleuse: 17. bis 20. Mai (Freitag 13 bis 17 Uhr, Sonnabend 10 bis 20 Uhr, Sonntag 10 bis 19 Uhr, Montag 10 bis 16 Uhr), Eintritt für Erwachsene 7 bis 9 Euro, für Kinder ab 3 bis 4 Euro, Familienkarte 15 bis 20 Euro, Adresse: Yachthafenstraße, Jork.