Hittfeld. Seevetal plant für neues Wohngebiet ein besonderes Konzept. Was das mit dem Klimawandel zu tun hat – und dem nahe gelegenen Göhlenbach.

  • In Hittfeld soll ein Neubaugebiet am Göhlenbach entstehen
  • Es wird besonders nachhaltig geplant, um die Folgen des Klimawandels abzumildern
  • Dafür erhält die Gemeinde eine Millionenförderung vom Bund

Das geplante Neubaugebiet am Göhlenbach in Hittfeld soll auf ein besonders nachhaltiges Konzept aufgebaut werden. Die Gemeinde Seevetal will mehrere unterirdische Wasserspeicher auf dem Areal errichten, sodass der nahe gelegene Bach auch bei Starkregen nicht plötzlich geflutet wird.

Auch die Grundstücke, auf denen Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäuser entstehen sollen, erhalten jeweils eine Zisterne, die Eigentümer können mit dem gespeicherten Wasser ihre Gärten bewässern. Schwammstadt heißt das Konzept, für das die Gemeinde eine Millionenförderung vom Bund in Aussicht hat.

Neubaugebiet in Hittfeld: Seevetal setzt nachhaltiges Konzept um

Das Gebiet nördlich des Göhlenbachs in Hittfeld erhält eine geförderte Schwammstadt-Struktur. Mulden sollen Regenwasser ableiten, Speicher unter Bäumen und Zisternen in den Gärten sollen das Wasser im Boden halten. Nach und nach wird es wieder freigegeben und fließt in den nahe gelegenen Göhlenbach, der in einen natürlichen Zustand zurückversetzt wird.

Für die Kombination aus Schwammstadt und Renaturierung erhält Seevetal eine Förderung aus dem Bundesprogramm „Anpassung urbaner und ländlicher Räume an den Klimawandel“ in Höhe von 2,18 Millionen Euro. 380.000 Euro – 15 Prozent der Gesamtkosten – übernimmt die Gemeinde selbst.

Renaturierter Göhlenbach soll Hittfeld vor Überschwemmungen schützen

Zuerst soll die Renaturierung des Göhlenbachs starten. „Wir geben dem Bach mehr Fläche und verringern die Fließgeschwindigkeit“, sagt Seevetals Bürgermeisterin Emily Weede. Noch verläuft das Gewässer am Rande Hittfelds weitgehend gerade. Bei Starkregen erreiche der Bach eine unglaubliche Geschwindigkeit, sagt Weede. Zudem komme es immer wieder zum Rückstau an den Pastorenwiesen.

In Harsefeld im Landkreis Stade ist das Schwammstadt-Konzept Teil der „SmartCity“.
In Harsefeld im Landkreis Stade ist das Schwammstadt-Konzept Teil der „SmartCity“. © HA -Ausriss | Viebrock

In Zukunft soll sich der Göhlenbach sanft durch die Landschaft schlängeln, wieder durchlässig für Fische und besser vor plötzlichen Wassermassen geschützt sein. Das etwas oberhalb gelegene Areal „Nördlich Göhlenbach“ wird so vorbereitet, dass es ähnlich wie ein Schwamm funktioniert.

Schwammstadt: Gebiet nimmt Wasser auf und gibt es langsam wieder ab

„Wir planen so, dass das Gebiet sich vollsaugen kann und das Wasser gedrosselt abgegeben wird“, sagt Bauamtsleiterin Katrin Hilpert. Ziel sei es, das Gewässer vor übermäßigem Zustrom zu schützen. „Die Drosselung wird so stark sein, dass es so ist, als wäre das Gebiet nicht bebaut worden.“

Schwammstadt Hittfeld: Seevetals Bürgermeisterin Emily Weede (l.) und Bauamtsleiterin Katrin Hilpert am Göhlenbach.
Schwammstadt Hittfeld: Seevetals Bürgermeisterin Emily Weede (l.) und Bauamtsleiterin Katrin Hilpert am Göhlenbach. © Lena Thiele | Lena Thiele

Kernstück des Plans ist eine breite Grünachse, die einmal durch das künftige Wohngebiet verläuft. Dort und auch an den Wohnstraßen ist ein System aus Mulden und sogenannten Rigolen vorgesehen. Die Baumrigolen ermöglichen es, dass das Wasser unterhalb des Baumes gespeichert wird und bei Hitze und Trockenheit wieder langsam freigegeben wird.

Eigentümer der neuen Häuser können Wasser selbst nutzen

Auf den privaten Grundstücken werden Zisternen das Wasser aufnehmen, die Eigentümer können es zum Beispiel für die Bewässerung des Gartens nutzen. „So hat jedes Grundstück auch seinen eigenen Schwamm“, sagt Weede. Gefördert werden allerdings nur die Schwammstadt-Elemente im öffentlichen Raum.

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Für die Bewilligung der gesamten Fördersumme muss die Gemeinde bis Ende dieses Jahres einen detaillierten Plan mit den konkreten Maßnahmen vorlegt. Umgesetzt werden müssen sie bis Ende 2026. „Das ist ein ambitionierter Zeitplan“, sagt Weede. „Jetzt muss alles klappen.“

Sobald jede Mulde und Rigole ihren Platz erhalten hat, soll das Konzept in den Bebauungsplan für das Wohngebiet integriert werden. Erst dann werden mögliche Vorgaben und Freiheiten für die Gestaltung der Häuser und Grundstücke festgelegt, zum Beispiel zur Begrünung von Dächern, Fassaden und Auffahrten.

Wohngebiet am Göhlenbach in Hittfeld: Hier entstehen Häuser für Familien

Wie die Bebauung aussehen wird, steht daher bisher nicht fest. Die Gemeindeverwaltung hat zuletzt zwei Entwürfe vorgelegt. Variante A sieht vor, dort 30 Einfamilienhäuser, sieben Doppelhäuser, zwölf Reihenhäuser sowie ein Mehrfamilienhaus mit zwölf Wohnungen zu errichten.

Variante B – 15 Einfamilienhäuser, 13 Doppelhäuser, 30 Reihenhäuser und das Mehrfamilienhaus – bietet elf Wohneinheiten mehr. Bei dem zweiten Entwurf würde eine zusätzliche Fläche von etwa 1000 Quadratmetern versiegelt.