Schneverdingen. Selbst bei Schmuddelwetter zieht es Hundebesitzer derzeit in die freie Natur. Wie der Ausflug trotz Regeln zum großen Spaß wird.

  • Mit dem Hund ins Naturschutzgebiet? Ja, das geht – wenn man sich an die Regeln hält
  • Seit dem 1. April gilt für Hunde bei allen Spaziergängen die Leinenpflicht
  • Hintergrund ist die beginnende Brut- und Setzzeit wild lebender Tiere

Leine in der Hand? Festes Schuhwerk an den Füßen? Wasser und Leckerli dabei? Dann kann`s losgehen! Während die Vierbeiner sich noch ein wenig gedulden müssen, bringt die Dame mit dem Rucksack und dem lila Langarmshirt die Menschen in Stimmung für die gemeinsame Tour – und zwar mit Hermann Löns.

„Lass deine Augen offen sein, geschlossen deinen Mund. Und wandle still, so werden dir geheime Dinge kund.“ Die wenigen Zeilen aus seinem Gedicht „Höret“ sagen aus, was Lydia Albers besonders am Herzen liegt, wenn sie Menschen durch ihre Heimat führt, die Lüneburger Heide: „Ich möchte mit Kleinigkeiten begeistern, die man nicht erwartet.“ Dieser Teil wendet sich an die menschlichen Teilnehmenden ihrer Wanderung. Die tierischen sind später dran.

Mit Hund durch die Lüneburger Heide: Lydia Albers kennt Wege und Regeln

Selbst Hundebesitzerin und im Hauptberuf selbständige Beraterin und Trainerin in der Tourismusbranche, absolvierte die gebürtige Behringerin 2022 die Ausbildung zur zertifizierten Natur- und Landschaftsführerin und startete anschließend ihr Angebot „Auf Pfoten und Sohlen durch die Heide“.

Frieda kennt das schon: Ruhig bleibt sie beim Rucksack liegen, bis sie an der Reihe ist.
Frieda kennt das schon: Ruhig bleibt sie beim Rucksack liegen, bis sie an der Reihe ist. © HA | Carolin George

Viele Menschen mit Hund sähen in erster Linie die Verbote, die das Naturschutzgebiet mit sich bringt, erzählt Albers aus ihrer Erfahrung. „Mir ist wichtig, die Gebote erstens zu erklären und darzustellen, welchen Nutzen sie auch uns Menschen bringen“, erklärt die 49-Jährige. „Zweitens möchte ich vermitteln, welch wunderbares Naturerlebnis auch mit Einhaltung der Verhaltensregeln möglich ist.“

Wandern in der Heide: „Hört mal hin, das kommt von ganz weit oben!“

Beim ersten Stopp auf ihrer Tour legt Lydia Albers Karten mit Fotos auf den Boden. Über jedem Bild steht ein Gebot geschrieben, zum Beispiel „Keine Beeren pflücken“, „Nur auf ausgewiesenen Flächen parken“, „Nur offizielle Wege nutzen“. „Von welchem Verbot haben wir selbst einen Vorteil?“, fragt sie in die Runde.

Teilnehmerin Karo (33), gerade erst nach Schneverdingen gezogen, antwortet spontan: „Davon, keinen Müll zurückzulassen. Schon jetzt sehe ich wieder Plastikreste im Wald. Das muss doch nicht sein, es ist so schade.“

Nachbarin Claudia (51) verzichtet gern darauf, die Wege zu verlassen. „Sobald mein Hund oder ich aus Versehen die Bodenbrüter stören oder gar auf ein Gelege treten würden, ist die Brut in Gefahr. Und dann hätten wir hier weniger Vögel oder im schlimmsten Fall eine ganze Art in Gefahr gebracht.“ Und so heißt es vor allem in der am 1. April beginnenden Brut- und Setzzeit: Hunde an die kurze Leine.

Super gemacht! Für Toni und Smutje gibt es aus der Hand von Frauchen Karo ein Leckerli, Lenny und Frieda müssen noch ein wenig warten.
Super gemacht! Für Toni und Smutje gibt es aus der Hand von Frauchen Karo ein Leckerli, Lenny und Frieda müssen noch ein wenig warten. © HA | Carolin George

Während der Tour erzählt Lydia Albers nicht nur, warum Wacholderbeeren streng genommen keine Beeren, sondern Zapfen sind. Sie spielt auf dem Handy auch den Ruf des raren Birkhuhns vor und macht auf das Zwitschern der Feldlerche aufmerksam. „Hört mal hin, das kommt von ganz weit oben!“

Was tun, wenn eine Kreuzotter den Vierbeiner gebissen hat?

Sie erzählt von der Entstehung der Kulturlandschaft, möchte sensibilisieren für deren Bedeutung. Und sie gibt vor allem viele Tipps rund um ihr Herzensthema, Heide mit Hund. Was tun, wenn eine Kreuzotter den Vierbeiner gebissen hat? Wie umgehen mit einer Schnuckenherde? Einer Begegnung mit einem Wolf? Wie lässt sich Zeckenbissen vorbeugen? „All das sind schließlich Berührungspunkte in der Heide.“

Insgesamt neun Info- und Spiel-Stationen hat sich die Gästeführerin ausgedacht – einige richten sich an die Menschen, andere an die Hunde, zum Beispiel für kleine Suchspiele am Wegesrand. Die werden brav nach der Reihe absolviert, immer nur ein Vierbeiner zur Zeit darf nach etwas Verstecktem schnuppern. „Das müssen dann auch Herrchen und Frauen aushalten“, sagt Lydia Albers und lacht. „Anders geht es nicht, sonst würde es hier drunter und drüber gehen.“ Außerdem übt das in Gehorsam.

Die erste Tour nach der Winterpause machte Lydia Albers (M.) mit ihren Nachbarinnen durch die Osterheide: Karo (r.) mit den Schäferhundmischlingen Toni und Smutje sowie Claudia mit Zwergpudel Lenny.
Die erste Tour nach der Winterpause machte Lydia Albers (M.) mit ihren Nachbarinnen durch die Osterheide: Karo (r.) mit den Schäferhundmischlingen Toni und Smutje sowie Claudia mit Zwergpudel Lenny. © HA | Carolin George

Eines betont die Gästeführerin daher bereits bei der Anmeldung: Wer die Erlebnisführung mitmachen möchte, muss seinen Hund unter Kontrolle haben, das Tier sollte über einen Grundgehorsam verfügen und muss sozialverträglich sein. „Nur dann macht die Tour für alle Freude.“

Erlebnisausflug Mmit Hund in die Osterheide: So kann man dabei sein

Die Termine für die offenen Erlebnisführungen mit Hund stehen bereits fest, der erste ist am Freitag, 10. Mai, von 10 bis 13 Uhr in der Osterheide. Die Touren sind online buchbar, Treffpunkt sind die Parkbuchten am Bockheberer Weg 66 in Schneverdingen. Die Teilnahme kostet 19 Euro pro Person inklusive Hund.

Interessierte können bei Lydia Albers außerdem Wunschtermine für individuelle Wanderungen anfragen: per Telefon unter 0171-1916927 oder per E-Mail unter info@lydiaalbers.com. Weitere Infos zum Wandern mit Hund finden sich unter www.heidschnuckenweg.de.