Neu Wulmstorf. 120 allein geflüchtete Männer sollen in Neu Wulmstorfer Heideschule ziehen. Darin befindet sich eine Kita. Anwohner äußern Bedenken.

Die ehemalige Grundschule An der Heide in Neu Wulmstorf wird zur Flüchtlingsunterkunft hergerichtet. Dies teilte der Landkreis Harburg jetzt mit. Die ersten Geflüchteten sollen voraussichtlich bereits ab dem 14. Dezember einziehen. Vorab soll es eine öffentliche Begehung für die Anwohner geben, denn in der Heidesiedlung gibt es auch Bedenken gegen das Vorhaben, das zeitlich beschränkt sein soll. Denn im Gebäude befindet sich auch die Kita Heidebären. Die Eltern sind in Sorge

Landkreis Harburg teilt mit: Nutzung der Schule als Flüchtlingsunterkunft unumgänglich

Aus Sicht des Landkreises ist die Einrichtung der neuen Flüchtlingsunterkunft in der ehemaligen Grundschule An der Heide unumgänglich: „Angesichts der weiterhin hohen Anzahl an Geflüchteten, die den Landkreis Harburg erreichen, und der Schwierigkeit, in kurzer Zeit ausreichend Plätze zur Unterbringung zu schaffen, wird es nun notwendig, eine weitere Notunterkunft für die sogenannten Weltflüchtlinge herzurichten“, teilt der Landkreis mit.

Ebenso wie bereits die Schützenhalle in Buchholz soll auch die ehemalige Grundschule Platz für bis zu 120 Menschen bieten. „Geplant ist, dass diese möglichst schnell in andere Unterkünfte weiterziehen, sobald sich dort eine Möglichkeit ergibt“, so der Landkreis.

Flüchtlingsunterkunft soll Schulneubau in Neu Wulmstorf nicht verzögern

Ein Zugang zur Flüchtlingsunterkunft soll ausschließlich über den Nebeneingang zum Schulhof möglich sein. 
Ein Zugang zur Flüchtlingsunterkunft soll ausschließlich über den Nebeneingang zum Schulhof möglich sein.  © HA | Sabine Lepél

Die Grundschule selbst steht leer. Das marode Gebäude soll abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Die Schule ist bis dahin in der ehemaligen Grundschule Am Moor untergebracht worden, die bereits ein neues Gebäude erhielt. Die Belegung der alten Heideschule solle voraussichtlich ab dem 14. Dezember beginnen, teilt der Landkreis mit.

Eine temporäre Nutzung als Flüchtlingsunterkunft ist bis zum 31. Mai 2024 vereinbart worden. Für Neu Wulmstorfs Bürgermeister Tobias Handtke ist die zeitliche Begrenzung von höchster Relevanz: „Der 31. Mai ist für uns Ultimo Ratio. Im Anschluss wird der Abriss der Schule für den Neubau vorbereitet und umgesetzt“, so Handtke. Er betont: „Durch die vorübergehende Nutzung des Schulgebäudes als Flüchtlingsunterkunft gibt es keine Verzögerung für den Neubau der Schule.“ Für den laufen zurzeit die Ausschreibungen.

120 Geflüchtete kommen nach Neu Wulmstorf: Anwohner und Kita-Eltern in Sorge

Bei den Kita-Eltern und in der Heidesiedlung - eine Siedlung, die nach dem Zweiten Weltkrieg vor allem von Kriegsflüchtlingen aufgebaut wurde – herrscht über den Beschluss nicht nur Jubel. In die Heideschule dürften ausschließlich alleinstehende Männer einziehen, damit rechnet auch Bürgermeister Handtke. Familien wurden zuletzt in der Unterkunft am Marktplatzcenter untergebracht. „Die Situation im Landkreis ist aktuell sehr prekär, da müssen alle Gemeinden mitziehen“, sagt Handtke

Haltung, Empathie, Respekt: Auf einem Holzschild an der Schule werden die Werte der Heideschule präsentiert.
Haltung, Empathie, Respekt: Auf einem Holzschild an der Schule werden die Werte der Heideschule präsentiert. © HA | Sabine Lepél

„Und wir müssen alles dafür tun, dass keine Sporthallen geschlossen werden müssen. Das hätte gravierendere Einschränkungen für das Gemeinde- und Vereinsleben“, so der Bürgermeister.

Flüchtlingsunterkunft in der Schule kann besichtigt werden, bevor sie im Dezember bezogen wird

In Gesprächen versucht Tobias Handte, den Anwohner und den Kita-Eltern ihre Bedenken zu nehmen. Bevor die neuen Bewohner einziehen, können sich die Neu Wulmstorfer einen eigenen Eindruck von der neuen Flüchtlingsunterkunft verschaffen und Fragen an Landkreis- und Gemeindevertreter stellen. Interessierten sind am Mittwoch, 13. Dezember, von 16 bis 17.30 Uhr zu einer Informationsveranstaltung in der Heideschule an der Breslauer Straße 10 in Neu Wulmstorf eingeladen.

Vor Ort sind Mitarbeiter der Abteilung Migration und der Gebäudewirtschaft des Landkreises Harburg, Vertreter der Gemeinde Neu Wulmstorf sowie der Johanniter und des Sicherheitsdienstes. Die Johanniter übernehmen, wie in der Unterkunft am Marktplatzcenter, die Betreuung der Geflüchteten. Tagsüber ist laut Landkreis eine Heimleitung und soziale Betreuung vorgesehen. Außerdem soll ein Sicherheitsdienst rund um die Uhr vor Ort sein.

Kita-Betrieb soll durch Flüchtlingsunterkunft nicht beeinträchtig werden

Der Betrieb der benachbarten Kindertagesstätte soll durch die neue Unterkunft nicht beeinträchtigt werden, verspricht der Landkreis. Für den Betrieb der Kita werde sichergestellt, dass in dem für Flüchtlinge nicht zugänglichen Trakt 1 des Schulgebäudes auch die Lernwerkstatt und andere Angebote weiter stattfinden können. „Die Bereiche der Kita und der Unterkunft werden dementsprechend klar voneinander getrennt“, teilt der Landkreis mit.

Ein Zugang zur Flüchtlingsunterkunft soll ausschließlich über den Nebeneingang zum Schulhof möglich sein. Die Zugänge von Sportbereich und Flüchtlingsunterkunft werden durch Bauzäune voneinander getrennt. Innerhalb des Gebäudes werden die Zugänge vom Sportbereich zum Bereich der Flüchtlingsunterkunft durch eine Leichtbauwand geschlossen, und auch der Zugang zwischen Trakt 1 und dem Flüchtlingsbereich wird verschlossen.

Der offene Bereich zwischen der Königsberger Straße und der Stirnseite von Trakt 2 wird durch einen Bauzaun geschlossen. „Der Bereich der Kita wird abgeschirmt. Es wird keine Übergangsmöglichkeiten von der Unterkunft her geben“, so Handtke.

Syrien, Afghanistan, Türkei: In 2023 sind schon 1400 Weltflüchtlinge im Landkreis Harburg angekommen

Aktuell und in den kommenden Wochen werden den Landkreis Harburg laut Mitteilung des Landes wöchentlich bis zu 70 Personen erreichen. Die häufigsten Herkunftsländer sind derzeit Syrien, Afghanistan und die Türkei. In diesem Jahr sind bereits rund 1400 sogenannte Weltflüchtlinge im Landkreis Harburg angekommen. In den vorhandenen Unterkünften stehen kaum noch freie Plätze zur Verfügung. „Angesichts der angespannten Situation müsste ohne die Nutzung der ehemaligen Schule bereits die Unterbringung in Turnhallen vorbereitet werden“, heißt es auch von Landkreis-Seite.