Buxtehude. Radschnellweg von Stade über Buxtehude nach Hamburg scheiterte bislang am Vogelschutz. Nun deutet sich allerdings ein Kompromiss an.

Hoffnungsschimmer in Sachen „Fahrrad-Autobahn“ von Stade nach Hamburg: So langsam scheint wieder etwas Bewegung in die geplante Radschnellwege-Verbindung zwischen Stade, Buxtehude und Hamburg zu kommen, die an ein paar hundert Metern durch ein Vogelschutzgebiet zu scheitern drohte.

Jedenfalls berichtete Simon Grotthoff, Leiter des Amtes für Planung, Klimaschutz und Kultur beim Landkreis Stade, kürzlich bei einer Veranstaltung des Buxtehuder Klimaforums über den aktuellen Stand des Verfahrens und kündigte dabei eine Lösungsmöglichkeit für den Lückenschluss im Bereich des Vogelschutzgebietes an.

Radschnellweg von Stade nach Buxtehude: Vogelschutzgebiet bremste Radfahrer bisher aus

Die Radroute im Landkreis Stade führt weiter auf dem Gebiet des Landkreises Harburg bei Neu Wulmstorf bis auf Hamburger Gebiet und folgt im Wesentlichen dem Verlauf der Bahnstrecke zwischen Stade und Neugraben. Erste Schritte in Richtung einer Realisierung scheiterten in der Vergangenheit an naturschutzfachlichen Bedenken des Landkreises Harburg.

Denn für eine durchgehende Radwegeverbindung ist es erforderlich, eine Lücke im bestehenden Wegenetz von gut 500 Metern im Vogelschutzgebiet „Moore bei Buxtehude“ zu schließen. „Das war bisher der große Knackpunkt. Doch jetzt kommt neue Bewegung in die Sache“, teilte ein Sprecher des Landkreises Stade mit.

Rechtsgutachten des Landkreises Stade belegt die Machbarkeit des Projekts

Bisher verweigerten Naturschutzbehörden dort einen durchgängigen Radweg, den Buxtehude und Neu Wulmstorf seit mehr als zehn Jahren fordern. Den Bedenken der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Harburg begegnete der Landkreis Stade jetzt mit einem Rechtsgutachten, in dem dargelegt wird, dass der Lückenschluss möglich ist und Naturschutz und Mobilitätswende unter einen Hut zu bekommen sind.

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Bei der Veranstaltung des Klimaforums Buxtehude konnte Amtsleiter Simon Grotthoff, der das Projekt für den Landkreis Stade betreut, berichten, dass sich der Landkreis Harburg nach Vorlage des Rechtsgutachtens dem Vorhaben des Lückenschlusses nicht mehr grundsätzlich verwehre. Nun könne in einem ergebnisoffenen Verfahren geschaut werden, unter welchen Voraussetzungen das Baurecht für den Lückenschluss geschaffen werden kann, erklärte Grotthoff. Hierzu würden der Landkreis Stade und die Hansestadt Buxtehude, in deren Gebiet sich der Lückenschluss befindet, in Kürze Gespräche aufnehmen.

Gute Nachricht für Pendler und Radfahrer in der Region kam überraschend

Der Landkreis Harburg bestätigte dem Abendblatt, dass das Vorhaben aus seiner Sicht verwirklicht werden könne. „Die Umsetzung liegt aber beim Landkreis Stade“, sagte ein Sprecher des Landkreises Harburg. „Auf unserer Seite finden keine Baumaßnahmen für das Vorhaben auf Naturschutzflächen statt.“ Ob und wie naturschutzrechtlich relevante Flächen im Landkreis Harburg betroffen sein könnten, werde man im Verlauf des Verfahrens sehen.

„Das macht Mut, dass die Radroute von Stade nach Hamburg entlang der Bahnstrecke bald befahren werden kann“, sagte Dr. Joachim Buttler, Co-Vorstandssprecher des Buxtehuder Ortsverbandes der Grünen. Die gute Nachricht für die Radfahrer in der Region wurde bei einer Nachhaltigkeitsveranstaltung des Klimaforums Buxtehude überraschend verkündet. Die Diskussion dort mündete in einen Offenen Brief an Buxtehudes Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt und den Stadtrat von Buxtehude mit verschiedenen Forderungen zur Verbesserung des Radwegenetzes – darunter an erster Steller die zügige Realisierung des Radschnellweges von Hamburg bis Stade.

Radschnellwege sollen Pendler zum Umsteigen motivieren

Insgesamt sollen zehn Radschnellwege rund um Hamburg größere Entfernungen erschließen und Pendler zum Umsteigen motivieren. Bereits vor einigen Jahren hatten die Landkreise Stade und Harburg, die in der Trasse liegenden Städte und Gemeinden und die Stadt Hamburg unter Federführung der Metropolregion Hamburg Machbarkeitsstudien für die „Fahrrad-Autobahnen“ in der Region erarbeitet, die besonders komfortabel sein sollen.

Mehrspurig ausgebaute Wege sollen planbare Fahrzeiten durch unterbrechungsfreies, ungestörtes Fahren ermöglichen. Die Wege sollen so breit angelegt werden, dass das Überholen möglich ist und jeder in seinem eigenen Tempo unterwegs sein kann.

Radschnellwege in der Metropolregion: Geplante Strecken laufen sternförmig auf Hamburg zu

Es liegen konkrete Vorschläge für ein Streckennetz von rund 350 Kilometern Länge vor, mit denen jetzt im Detail über kommunale, Kreis- und Ländergrenzen gemeinsam geplant, finanziert und gebaut werden kann. Sieben der Routen laufen sternförmig auf Hamburg zu und werden mit dem Hamburger Veloroutennetz verbunden, um dann weiter in die Hamburger Innenstadt und die anderen Stadtteile zu führen.

Drei der Routen mit den Ausgangspunkten Lüneburg, Stade und Tostedt verlaufen durch den Landkreis Harburg. Aktuell erarbeitet die Projektgruppe unter anderem die Kosten-Nutzen-Analysen, die für das Einwerben von Fördermitteln erforderlich sind und sammelt Ideen für ein einheitliches Erscheinungsbild der Radwegeverbindungen. Wesentlichste Neuheit dabei ist, dass die Trassen zukünftig als „Radrouten plus“ beworben werden sollen, um den hohen Standard an Fahrkomfort und Sicherheit für die Radfahrenden deutlicher herauszustellen.