Moisburg. Geschichte der kleinen Schule reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Feierlichkeiten starten mit Klavierkonzert am Donnerstag.

Kleiner Ort, großes Jubiläum: In Moisburg im Landkreis Harburg können Kinder seit 450 Jahren zur Schule gehen. Das wird in dieser Woche groß gefeiert – vor allem mit einem Fest am kommenden Sonnabend, an dem das gesamte Dorf teilnehmen wird.

Die lange Geschichte der Schule in Moisburg reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Dorf-Chronist Erich Tauber hat sie in einer von Kollegiums-Mitgliedern der Schule erstellten Festschrift, die am Jubiläumstag verkauft wird, zusammengefasst.

Die Beschulung in Moisdorf im Landkreis Harburg lag damals in Hand der Kirche

„Die erste Erwähnung einer Schule in Moisburg stammt aus dem Jahre 1573“, so Tauber. Die Beschulung lag damals in der Hand der Kirche. Neben seiner Tätigkeit als Seelsorger unterrichtete der Pastor der Kirchengemeinde die Kinder aus den Dörfern Moisburg, Daensen, Heimbruch und Pippensen.

Täuschend echt: Kinder der Grundschule Moisburg mit historischem Mobiliar des Freilichtmuseums am Kiekeberg.
Täuschend echt: Kinder der Grundschule Moisburg mit historischem Mobiliar des Freilichtmuseums am Kiekeberg. © HA | GS Moisburg

Hauptsächlich wurden die Schüler und Schülerinnen in der damaligen Zeit aber von den Küstern unterrichtet. „Diese waren aber oft selbst schlecht ausgebildet. Entsprechend war der Lernerfolg der Kinder“, so Tauber. Viele Eltern schickten ihre Kinder deshalb gar nicht erst zur Schule, weil sie dort nichts oder nur sehr wenig lernten, wie aus Quellen hervorgeht: So konnte ein Küster selbst schlecht schreiben, rechnen konnte er gar nicht. „Die Kinder lernten bei ihm nur das Lesen im Katechismus und in der Fibel - wenn sie denn überhaupt in der Schule waren“, so Tauber.

Statt in die Schule zu gehen, mussten die Kinder das Vieh hüten

Denn häufig wurden Kinder von ihren Eltern nur unregelmäßig in die Schule geschickt. Wenn sie zu Hause auf dem Hof mithelfen mussten, dann fiel der Unterricht eben aus. Statt die Schulbank zu drücken, mussten sie damals das Vieh hüten, auf jüngere Geschwister aufpassen oder andere Arbeiten erledigen.

Aus dem 17. Jahrhundert liegen Angaben vor, nach denen die Moisburger Kinder damals mit fünf Jahren zur Schule geschickt wurden. Im Sommer fand der Unterricht lediglich an zwei Tagen statt. Um 1700 besuchten etwa 50 Kinder die Moisburger Schule.

In Moisburg gab es damals eine Mühle, eine Brauerei und sogar eine Münze

Damals war das Amt Moisburg mit Sitz des Amtsgerichts ein bedeutendes Zentrum in der Region. Um 1600 lebte Hedwig von Harburg, die Witwe von Otto II., im Moisburger Schloss. Die beeindruckende Wirtschaftskraft des Amts zeigte sich im 1711 erbauten Amtshaus, das auf den Grundmauern des Schlosses entstand, sowie in den dazugehörigen Gebäuden: Es gab die Amtswassermühle, die heute das Mühlenmuseum beherbergt, eine Brennerei, eine Brauerei, ein Vorwerk und für wenige Jahre sogar eine Münze, die den Moisburger Taler produzierte.

450 Jahre Grundschule Moisburg: Eine Klasse um 1932 vor der alten Schule, die sich in der Nähe der Kirche befand.
450 Jahre Grundschule Moisburg: Eine Klasse um 1932 vor der alten Schule, die sich in der Nähe der Kirche befand. © Archiv Tauber | Archiv Tauber

Ein Grund für den Wohlstand des Amts Moisburg war, dass die Moisburger Wassermühle eine Zwangs- beziehungsweise Bannmühle war: Alle Bauern des Amtes mussten ihr Korn dort mahlen lassen. Deshalb waren – anders als in der Gegenwart - auch jede Menge Handwerker in Moisburg ansässig.

Heute besuchen etwa 110 Kinder die Dorfschule, die inzwischen eine offene Ganztagsgrundschule ist. Sie befindet sie sich in Teilen immer noch in einem Gebäude, das 1949 errichtet wurde, nachdem die alte Schule bei der Kirche 1941 nach einem Blitzeinschlag abgebrannt war und die Schüler übergangsweise für ein paar Jahre im Moisburger Amtshaus unterrichtet wurden.

Die kleine Dorfschule stand immer wieder auf dem Prüfstand

Viele alteingesessene Moisburger Familien können auf drei, vier Generationen zurückblicken, die dort und am aktuellen Standort die Schulbank drückten. In dieser Zeit wurde die Schule, die sich in der Trägerschaft der Samtgemeinde Hollenstedt befindet, immer wieder erweitert.

Als kleine Dorfschule kam sie aber auch wiederholt auf dem Prüfstand, die Schließung drohte mehrfach. „Aktuell wird der Fortbestand der Moisburger Schule vom Samtgemeinderat nicht in Frage gestellt, sondern Geld für den Ausbau für eine dauerhafte Zweizügigkeit im Haushalt bereitgestellt“, so Moisburgs Bürgermeister Ronald Doll. „Dabei darf jedoch nicht vergessen werden, dass Schule und Turnhalle in die Jahre gekommen sind. Hier sind alle Verantwortlichen dazu aufgerufen, sich für optimale Bedingungen für alle Lernenden und alle Lehrenden einzusetzen“, appelliert Doll in Richtung Samtgemeinde.

Rektorin Ulrike Peschau baut auf die Zusagen der Samtgemeinde

Darauf, dass die Zusagen der Samtgemeinde eingehalten werden, baut auch die aktuelle Schulleiterin Ulrike Peschau, die zum Ende des Schuljahres in den Ruhestand geht. „Ich möchte meinen Nachfolger oder meiner Nachfolgerin ein gut bestelltes Feld hinterlassen“, so Peschau.

Die Moisburger Schule habe sich stetig weiterentwickelt und das solle auch weiterhin so bleiben, so die Schulleiterin. „Heute ist sie ein Lern- und Lebensraum mit einem breiten Angebot und vielfältigen Möglichkeiten, unsere Schülerinnen und Schüler auf dem Weg hin zu einer möglichst selbstständigen Lebensführung individuell zu unterstützen“, so Peschau.

Das Logo der Schule ist der „Moise-Kopf“: Das aktuelle Kollegium der Grundschule Moisburg vor dem Eingang der Schule. 
Das Logo der Schule ist der „Moise-Kopf“: Das aktuelle Kollegium der Grundschule Moisburg vor dem Eingang der Schule.  © HA | Heike Theobald

Auch das 450-jährige Bestehen der Schule wird im Unterricht berücksichtigt. Aktuell finden die Projekttage „Schule früher“ statt, bei denen an verschiedenen Themen gearbeitet wird. So lernen die Schüler alte Spiele kennen, erleben Unterrichtsstunden wie früher, führen Interviews mit ehemaligen Schülerinnen und Schülern, arbeiten an einem Kunstprojekt und an ihren musikalischen und tänzerischen Beiträgen für das große Schulfest, dem alle entgegenfiebern.

An diesem Donnerstag, 8. Juni, findet in der Grundschule Moisburg ab 18 Uhr (Einlass ab 17.45 Uhr) ein Klavierkonzert mit der mehrfach preisgekrönten ukrainischen Konzertpianistin Julia Voropaeva statt. Sie springt für den erkrankten Pianisten Dongbin Leo Kim ein. Karten (8 Euro, ermäßigt 2 Euro) für das Konzert gibt es über das Sekretariat der Schule unter 04165/6650 (wochentags von 8 bis 11 Uhr).

Höhepunkt der Feierlichkeiten zum 450-jährigen Bestehen ist das große Schul- und Dorffest, das am Sonnabend, 10. Juni, um 11.30 Uhr mit einem Festakt beginnt. „Alle Initiativen des Dorfes, alle Vereine und sonstige Ehrenamtliche werden sich mit einem Stand oder mit Spielaktionen beteiligen“, freut sich Rektorin Ulrike Peschau. Von 18 bis 22 Uhr erwartet die Besucher außerdem ein Showprogramm mit Livemusik.