Landkreis Harburg. Ehrenamtliche kümmern sich um traumatisierte Unfallzeugen aber auch Rettungskräfte. Was man für die Aufgabe mitbringen sollte.

Der Kriseninterventionsdienst (KID) der Johanniter ist seit 2011 im Landkreis Harburg unterwegs, um Betroffene nach unerwarteten Todesfällen zu betreuen – und sucht aktuell nach Verstärkung.

Wenn das Kriseninterventionsteam gerufen wird, ist immer etwas Schreckliches passiert: Ein Angehöriger ist plötzlich gestorben – in der Häuslichkeit, bei einem Unfall oder durch Suizid. Das Team kümmert sich dann auch um Unfallzeugen, Erst­helfende oder bleibt bei den Betroffenen, denen die Polizei zuvor eine Todesnachricht überbracht hat.

Für die Einsatznachsorge sind die Ehrenamtlichen zusätzlich ausgebildet

Das ehrenamtliche Team bietet auch eine Einsatznachsorge für Rettungskräfte an. „Bei 81 Einsätzen haben wir Kolleginnen und Kollegen von Feuerwehr, Rettungsdienst, Polizei und Katastrophenschutz betreut. Dafür sind unsere Helfenden zusätzlich extern ausgebildet“, sagt Ingo zum Felde, Leitung des Kriseninterventionsdiensts.

Die Motivation für sein ehrenamtliches Engagement fasst Ingo zum Felde so zusammen: „Wenn ich weggehe, weiß ich, dass ich jemandem geholfen habe. Es geht demjenigen ein bisschen besser als wenn ich nicht da gewesen wäre.“ Und seine Frau Birgit zum Felde, mit der er das Team zusammen aufgebaut hat, ergänzt: „Diese unmittelbare Wirksamkeit unserer Arbeit motiviert uns, weil ein Klient handlungsfähiger ist als vorher.“

Eine gute psychische und physische Belastbarkeit ist nötig

Bisher hat die Gruppe, die immer im Zweierteam in den Einsatz geht, seit Gründung 2011 insgesamt 1000 Einsätze absolviert – 1000-mal Menschen beigestanden, die völlig unerwartet einen geliebten Menschen verloren haben. Doch Routine gibt es nie. Damit sie helfen können, haben sie eine umfassende Ausbildung bei den Johannitern durchlaufen und sind auf verschiedenste Situationen vorbereitet.

Das Kriseninterventionsteam bietet in Kürze einen neuen Ausbildungskurs an. „Dort bereiten wir die Helfenden umfangreich auf ihre künftige Aufgabe vor“, sagt Ingo zum Felde. Interessenten sollten teamfähig, mindestens 25 Jahre alt sein und sich und andere Menschen gut einschätzen können. Auch eine gute psychische und physische Belastbarkeit ist nötig sowie die Akzeptanz unterschiedlicher Weltanschauungen und Religionen.

Die Ausbildung umfasst rund 150 Stunden, meistens an den Wochenenden

Es sind keine fachlichen Vorkenntnisse erforderlich. Die Ausbildung umfasst rund 150 Stunden und findet überwiegend an Wochenenden statt, dauert rund ein Jahr und entspricht den gemeinsamen Anforderungen von Hilfsorganisationen und Kirchen. Zusätzlich erfolgen begleitete Hospitationen im Einsatz. Wer sich für die Ausbildung interessiert, schreibt einfach eine E-Mail an: harburg@johanniter.de.

Das ehrenamtliche Kriseninterventionsteam besteht aus 25 Teammitgliedern, die den unterschiedlichsten Berufen nachgehen oder bereits im Ruhestand sind. Sie können trotzdem eine 24-Stunden-Bereitschaft an 365 Tagen im Jahr sicherstellen. Wie wichtig die ehrenamtliche Arbeit ist, merkt das Team bei fast jedem Einsatz, wenn Betroffene einfach unendlich dankbar sind.

„Wir kommen ja immer in Verbindung mit einer sehr schlechten Nachricht. Zum Abschluss eines Einsatzes sagte mir mal ein Klient, dass es zwar ein schrecklicher Tag gewesen sei, aber dass wir heute da waren, sei das Beste, das ihm passieren konnte“, erzählt Birgit zum Felde.