Thema Suizid im Theater

Theater auf Platt über toxische Mutter-Tochter-Beziehung

| Lesedauer: 3 Minuten
Sabine Lepél
Ganz bei der Sache: Kerstin Umierski als Tochter und Inske Albers-Willberger als Mutter in dem Stück „Nacht, Mudder“, das demnächst in Buxtehude zu sehen ist. F

Ganz bei der Sache: Kerstin Umierski als Tochter und Inske Albers-Willberger als Mutter in dem Stück „Nacht, Mudder“, das demnächst in Buxtehude zu sehen ist. F

Foto: Sabine Lepél / HA

Plattdeutsches Theater thematisiert das Tabu-Thema Suizid – Erstaufführung in Buxtehude

Buxtehude.  Plattdeutsches Theater muss absolut nicht „platt“ sein – das beweist das Theater SpielArt e.V. mit anspruchsvollen Aufführungen, die sich jenseits von Klamauk auch an Tabu-Themen heranwagen. Das Ergebnis ist demnächst in Buxtehude zu sehen, wo der Heimat- und Geschichtsverein und das Kulturforum am Hafen das Stück „Nacht, Mudder“ des Theaters präsentiert. Die Aufführung am Sonnabend, 18. Februar, beginnt um 19 Uhr im Kulturforum, Hafenbrücke 1. Der Eintritt kostet zwölf Euro.

Die Zuschauer erleben dann eine Erstaufführung in niederdeutscher Sprache, das Original „Night, Mother“ stammt von der US-amerikanischen Autorin Marsha Norman. Sie zählt zu den wichtigsten amerikanischen Dramatikerinnen der Gegenwart und hat mit ihren Stücken das experimentelle Theater der 70er-Jahre entscheidend geprägt. Das Theaterstück, das sich offen mit dem Suizid beschäftigt, erhielt 1983 den Pulitzer-Preis in der Sparte Drama und weitere renommierte Preise. Es wurde in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt und auch als Film produziert.

Das US-amerikanische Original gewann 1983 einen Pulitzer-Preis

Die exklusiv für das Theater SpielArt erarbeitete niederdeutsche Version von Inske Albers-Willberger und Spielfassung von SpielArt lassen niemanden kalt: Jule, nach gescheiterter Beziehung ins Elternhaus zurückgekehrt – der Vater verstorben, der Bruder ausgezogen und verheiratet – fristet mit ihrer Mutter Selma ein eintöniges Leben. Die Frauen bestreiten einen sich in Oberflächlichkeiten und Banalitäten erschöpfenden Alltag. Das Mutter-Tochter-Verhältnis schafft Abhängigkeiten, die Mutter Selma für sich zu nutzen weiß. Sie will und kann nicht allein sein, braucht jemanden an ihrer Seite, der ihrem Leben eine Daseinsberechtigung gibt. In ihrer Selbstbezogenheit, ihrem Egoismus und ihrer Unfähigkeit, Jule ein eigenes selbstbestimmtes Leben zuzugestehen, schafft Selma Abhängigkeiten mit dramatischen Folgen. Jules Kontakte zur Außenwelt sind maximal reduziert.

Von der eigenen Mutter unverstanden und für nicht lebensfähig erklärt, sucht Jule nach einem Ausweg. Zehn Jahre hat sie gewartet und gehofft, dass sich in ihrem Leben entscheidend etwas ändert, vergebens. Nun will sie den letzten Schritt gehen und organisiert in ihrer Selbstlosigkeit sogar Selmas Leben nach ihrem freiwilligen Abschied aus dem Leben, damit es der Mutter an nichts fehlt. Jule will einen sauberen Abgang...

Zwei-Personen-Stück wird gespielt von Kerstin Umierski und Inske Albers-Willberger

Das Zwei-Personen-Stück wird gespielt von Kerstin Umierski und Inske Albers-Willberger. Für die szenische Umsetzung zeichnet Thomas G. Willberger verantwortlich, der neben seiner Tätigkeit als freischaffender Regisseur auch die künstlerische Leitung des gemeinnützigen Theatervereins Theater SpielArt e.V. übernommen hat. Der eingetragene Verein besteht aus einer Gruppe gleichgesinnter Theaterschaffender, die sich aus ehemaligen Seminarteilnehmern einer inzwischen eingestellten Fördermaßnahme aus der Erwachsenenbildung zusammensetzt. Dazu kommen professionelle und semiprofessionelle Theaterfachleute und an der Theaterarbeit interessierte Amateure.

Die Gruppe möchte unter professioneller Leitung innovatives niederdeutsches Theater realisieren und mit ihren Produktionen die regionale Kulturszene bereichern. Das Repertoire reicht von szenischen Lesungen über Monologe zu anspruchsvollen Themenkreisen bis hin zu Stoffen der klassischen Theaterliteratur – sei es Komödie oder Drama. „Ein erklärtes Anliegen ist die Förderung der niederdeutschen Sprache, die bei uns durch das Gemeinschaftserlebnis Theater in besten Händen ist und unsere regionale Identität unterstreicht“, so Thomas G. Willberger.

Eintrittskarten für die Aufführung von „Nacht, Mudder“ können unter www.kulturforum-hafen.de/tickets für zwölf Euro erworben werden, ebenso an der Abendkasse. Telefonische Reservierungen wochentags täglich zwischen 9 und 16 Uhr im Kulturform am Hafen in Buxtehude unter 04161/50 25 56.