Tourismus

So bereitet sich ein Heidehotel auf junge Touristen vor

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Hanna Kastendieck
Neue Möbel, frisches Ambiente: Sudermühlen-Chef Stefan Rabeler hat im Lockdown auch das Restaurant des Hotels renoviert

Neue Möbel, frisches Ambiente: Sudermühlen-Chef Stefan Rabeler hat im Lockdown auch das Restaurant des Hotels renoviert

Foto: Mark Sandten / FUNKE FOTO SERVICES

Neuer Beachclub, saniertes Schwimmbecken, moderne Möbel: Unternehmer nutzt Lockdown zur Umgestaltung seines Hotels in Sudermühlen.

Egestorf. Als Hotelchef Stefan Rabeler im vergangenen Jahr aufgrund des Corona-Lockdowns die Türen zum Hotel Hof Sudermühlen schließen musste, setzte er sich mit ein paar Freunden zusammen und begann Ideen zu spinnen.

Sie dachten darüber nach, wie das Familienunternehmen, in den 1950 Jahren von seinem Großvater Karl als Schankwirtschaft gegründet, den Schritt in die Zukunft gehen könnte. Was es bräuchte, um ein tradiertes Heidehotel in ein modernes Haus zu verwandeln. Und wie die zunehmend jüngeren Gäste in der Lüneburger Heide für ein romantisches Wochenende nach Sudermühlen gelockt werden könnten.

Beachclub mit Sandstrand ist nur eine von vielen Veränderungen

Sie träumten von einem Beachclub, von einem Sudermühlener Strand an der Aue und lauen Sommerabenden im Liegestuhl mit Blick auf den Mühlenteich. Dann organisierten sie einen Bagger und legten los.

Der Beachclub mit Sandstrand ist nur eine von vielen Veränderungen, die der junge Geschäftsführer, der das Familienunternehmen von seinem Vater Karl übernommen hat, in den Wintermonaten angegangen ist. „Die Zeit ändert sich, die Zielgruppe ändert sich“, sagt Stefan Rabeler. „Wir mussten moderner werden. Also haben wir den Lockdown genutzt, um das Haus auf Vordermann zu bringen und das Angebot zu erweitern.“

Innerhalb von wenigen Monaten wurde die alte Gaststube komplett renoviert und mit neuen Möbeln und modernen Lampen eingerichtet. Der alte Fußboden wurde rausgerissen, der Tresen kam weg. An den Wänden hat Rabeler Schwarz-Weiß-Fotografien prominenter Gäste aufgehängt: Springreiter Andreas Ostholt ist darunter, Schauspielerin Katja Studt und Princess Anne aus der britischen Königsfamilie. Die handbemalten Fliesen an den Wänden der Gaststube, die Heidekünstler Günter Skrodzki Anfang der 1970er Jahre für das Restaurant angefertigt hat, sind geblieben.

Saniert und ausgebaut wurde zudem der Wellnessbereich mit Sauna und Schwimmbad. Die Wände wurden gestrichen, eine Gegenstromanlage im 15-Meter-Becken installiert. Darüber hinaus hat der Junior seinen Traum vom Sudermühlener Strand umgesetzt. Dort, wo bislang Holz gelagert, Trecker untergestellt und Pferdeanhänger geparkt wurden, erstreckt sich nun eine großzügige Rasenfläche entlang der Aue. Am Ufer des Flusses leuchtet feinster weißer Sand. Unter alten Bäumen wurde eine Naturbühne aufgebaut, auf der in diesem Sommer die Reitershow „Avantgarde Horses“ gezeigt wurde. Im kommenden Jahr sollen hier auch Konzerte und andere Events stattfinden.

„Wir haben in Sudermühlen vieles angepackt, aber ganz bewusst darauf geachtet, dass der ursprüngliche Charme des Hauses erhalten bleibt“, sagt Stefan Rabeler, der das Familienunternehmen in dritter Generation führt. Der Hof, seit 1881 im Besitz der Familie Rabeler, erhielt seine erste Schankgenehmigung 1948. 1959 wurde das Restaurant von seinem Großvater um den Hotelbetrieb erweitert. Nach Großvater und Vater ist nun Enkelsohn Stefan Rabeler dran, das Haus in die Zukunft zu führen. Der 42-Jährige weiß, dass es wichtig ist, in der Hotellerie mit der Zeit zu gehen. Aber er weiß auch, dass Veränderungen in einem Traditionshaus feines Gespür brauchen. Genau das hat der gelernte Hotelfachmann und ausgebildete Koch, der nach Abitur und Bundeswehr im Hotel Atlantik sowie Park Hyatt Hamburg gelernt hat, nun bewiesen.

Naturbühne und Strand sollen vor allem jüngere Gäste anlocken

Mit dem Umbau sowie der Erweiterung des 70 Hektar großen Areals um Naturbühne und Strand will der dreifache Vater, dessen ältester Sohn Louis (15) bereits im Unternehmen mithilft, vor allem die jüngere Gäste ansprechen. Denn diese werden in der Heideregion immer mehr. Das bestätigen die Zahlen der Marketinggesellschaft Lüneburger Heide GmbH.

Demnach stellen in diesem Jahr die 25- bis 34-Jährigen die größte Besuchergruppe im Naturschutzgebiet Lüneburger Heide. „Die Heide fängt wieder an zu leben“, sagt Stefan Rabeler. „Sie ist längst nicht mehr nur bei Rentnern ein beliebtes Ziel. Vor allem die Jüngeren haben den Wunsch nach naturnahem Urlaub innerhalb Deutschlands. Das spüren wir deutlich. Sie kommen zum Wandern mit ihrem Hund oder bringen zum Reiten ihr Pferd mit.“

60 Boxen stehen dafür zur Verfügung. 1450 Kilometer ausgewiesene und kartographierte Reitouten gibt es in der Naturlandschaft Lüneburger Heide. Auch Stefan Rabeler und sein Vater Karl sind passionierter Reiter. Letzterer hat sich seit Jahren der Vielseitigkeitsreiterei verschrieben und mit der Turniergesellschaft Luhmühlen eine sichere Basis für die großen internationalen Veranstaltungen der Vielseitigkeitsreiterei geschaffen. Darüber hinaus veranstalten Vater und Sohn seit vielen Jahren auf Hof Sudermühlen, 30 Kilometer vor den Toren Hamburgs, Deutschlands größte Herbstjagd.

Große Herbstjagd startet am 20 November wieder nach Corona-Pause

Am 20. November ist es wieder soweit. Dann werden Jagdreiter aus ganz Europa nach Sudermühlen kommen, um auf Einladung des Hamburger Schleppjagd-Vereins dieses Event zu begehen. Ein faszinierendes Schauspiel, das in den vergangenen Jahren bis zu 1000 Zuschauer in die Heide gelockt hat.

2020 musste die Veranstaltung aufgrund der Corona-Pandemie und den damals geltenden behördlichen Auflagen abgesagt werden. In diesem Jahr soll sie unter Einhaltung der 2G-Regel wieder möglich sein. „Die Herbstjagd ist ein Erlebnis gleichermaßen für Teilnehmer und Zuschauer“, sagt Stefan Rabeler. „Sie hat eine lange Tradition, die bis ins Jahr 1958 zurückreicht, als hier die erste Schleppjagd stattfand. Modernisierung hin oder her – diese Tradition werden wir auch in Zukunft erhalten.“