Kreis Harburg. Jürgen A. Schulz ist tot. Der Redakteur und Filmemacher aus Asendorf starb am 13. April im Alter von 84 Jahren gut zwei Monate nach seiner Frau Christa Brigitte, die ihm während seiner Arbeit, die für ihn Berufung war, stets den Rücken frei gehalten hatte.
„Schulz war ein filmischer Chronist der Landkreis-Geschichte zu Landschaft, Kultur und Persönlichkeiten“, sagte Stefan Zimmermann, der Direktor des Kiekeberg-Museums, dem Abendblatt. Der Förderverein des Museums hat sich einen großen Teil der Arbeiten nun über einen Ankauf für das Archiv gesichert.
Journalist begann bei der Bergedorfer Zeitung
Schulz hatte zunächst als Journalist für die Bergedorfer Zeitung, den Winsener Anzeiger und die Harburger Rundschau gearbeitet, bevor er sich entschloss, sich für die Filmproduktion selbstständig zu machen. Über zehn Jahre von Mitte der 1980er Jahre an drehte er mit seinem Sohn Manfred Filme über Wassersport sowohl über attraktive Segelregionen als auch über Führerscheine oder Funkzeugnisse für den Sport.
„Ich stand an der Kamera, mein Vater hat den Vertrieb übernommen“, sagte Manfred Schulz dem Abendblatt. Für das Vertonen konnten sie den damaligen Tagesschau-Sprecher Werner Veigel gewinnen. Gedacht waren die Filme für den deutschsprachigen Raum und später auch für die Niederlande. Denn Veigel, der in Den Haag geboren wurden, beherrschte auch diese Sprache.
Film „Land zwischen Elbe, Ems und Oder“ lief gerade im NDR
Gegen Ende der 1990er Jahre trennten sich die Wege von Vater und Sohn. Manfred, der direkt neben dem Haus seines Vaters in Asendorf seinen Firmensitz hat, kaufte ihm 1998 die Firma Videosail ab. Schulz junior stieg dann in das TV-Geschäft ein, für das er inzwischen weltweit unterwegs ist. Zuletzt lief am Ostermontag zur Primetime der Film „Land zwischen Elbe, Ems und Oder“ im NDR-Fernsehen.
Jürgen A. Schulz wandte sich hingegen vor allem der Heimat-Geschichte mit Bezug zum Landkreis Harburg zu. So entstand etwa die Produktion über Johann Peter Eckermann, den Freund Goethes, der in Winsen geboren wurde. Auch mit dem Heidedichter Hermann Löns, der als Kriegsfreiwilliger 1914 im Ersten Weltkrieg fiel, mit dem Robin Hood der Heide, Hans Eidig, oder dem Schäfer Ast, der als Heiler berühmt wurde, befasste sich Schulz. Die Filme wurden auch vom Landkreis gefördert. Landrat Rainer Rempe stand stets auf den Einladungen zu den Premieren oder wirkte bei Schulz letztem Film „Perlen der Natur“ (siehe Infokasten rechts) mit.
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Schulz habe bei seiner Arbeit immer wieder den Fokus auf die Menschen und die Geschichte unserer Region gelegt, sagt Rempe zu dessen Verbindung zum Landkreis. „Dem Landkreis Harburg wurde so in den vergangenen 50 Jahren nicht nur einmal zu einer Hauptrolle in den Filmen verholfen hat. Damit sei Schulz „zu einem Botschafter für unseren Landkreis geworden. Seine Filme, und persönliche Begegnungen, werden immer in Erinnerung bleiben.“
Zu den Unterstützern der Filme gehören neben dem Kreis der Lüneburgische Landschaftsverband, der Heimat- und Museumsverein Winsen sowie der Verein Naturschutzpark Lüneburger Heide (VNP). Auch der Förderverein des Freilichtmuseums am Kiekeberg und die Sparkasse Harburg-Buxtehude sind vertreten. „Es ist schon etwas besonderes, wie Schulz die Historie des Kreises aufgearbeitet und sich mit der Region beschäftigt hat“, sagt Isabel Klindworth, die dem Vorstand der Stiftung der Sparkasse angehört. Die Stiftung habe „nennenswerte Beträge, mehrere tausend Euro“, für die Arbeit an den einzelnen Filmen bereitgestellt.
1500 Stunden Videomaterial im Fundus des Asendorfers
Vom Fundus der in Asendorf zusammengetragenen 125.000 Filmmeter und der 1500 Stunden Videomaterial profitiert das Kiekeberg Museum bereits. So können in der Ausstellung im Siedlungsdoppelhaus Alltags-Szenen aus den 1960er Jahren von Besuchern betrachtet werden. „Es ist bemerkenswert, welch großer Schatz an Filmdokumenten entstanden ist“, sagt auch Landrat Rempe.
Über die vergangenen fünf Jahre hinweg hat Peter Dederke, der ehemalige Kämmerer des Landkreises und heutige Schatzmeister der Fördervereins des Kiekeberg Museums, die Bestände gemeinsam mit Schulz erfasst und durchnummeriert. Aus der Aufgabe entstand eine Freundschaft zwischen den beiden Männern. Noch im Januar war Dederke in Asendorf zu Gast.
Blick auf Heimatgeschichte für Schüler im Landkreis
Ergebnis der Arbeit: Im Auftrag der Fördervereins, zu dessen Vorstand der Schatzmeister zählt, kaufte Dederke Filme über den Landkreis an. „Wir haben die Super-8 und 16-Millimeter Filme auf DVD ziehen und jeweils eine Kopie für den Landkreis und das Archiv des Kiekeberg Museums erstellen lassen“, erklärt er. So wird gesichert, dass kein ehemals erstelltes Material verloren gehen kann. Die Schüler aus den Klassen im Landkreis konnten ohnehin schon einen Blick auf die Geschichte ihrer Heimat in Filmbildern werfen. Nach der Fertigstellung wurden jeweils Kopien dorthin verteilt.
Nun ist die letzte Klappe gefallen. Ob künftig weiter Geschichte des Kreises filmisch aufgearbeitet und öffentlich bereitgestellt werden kann, ist offen. Schulz und seine Frau haben auf dem Hanstedter Friedhof ihre letzte Ruhe gefunden. Sie hinterlassen eine Tochter und zwei Söhne mit ihren Partnern sowie zwei Enkel.
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