Husum/Hamburg. Hochwasser zerstört Vogelgelege während der Brutzeit. Wissenschaftler im Norden untersuchen Zusammenhang mit Klimawandel.

Ein Hochwasser hat am vergangenen Wochenende im nordfriesischen Wattenmeer die Brut Tausender Seevögel zerstört. Bei Wasserständen von bis 1,10 Meter wurden die Salzwiesen der Halligen und vieler anderer Vordeichsflächen überflutet, sagte Eric Walter von der Naturschutzorganisation Verein Jordsand. Betroffen waren unter anderem Lachmöwen, Austernfischer und Seeschwalben.

„Die Häufigkeit solcher Überflutungen ist in den vergangenen Jahren gestiegen“, sagte Veit Henning vom Zoologischen Institut der Universität Hamburg. „Selbst einzelne Überflutungen von Seevogelkolonien in der Brutzeit können für manche Arten einen Totalausfall der gesamten Brutperiode bedeuten.“ Eine bei Einheimischen so genannte Kükenflut könne stärkere Auswirkungen haben als Raubtiere, fehlende Nahrung oder Schlechtwetterphasen.

Brut der Seevögel durch Fluten zerstört

Wenn die Bruten in mehreren Jahren hintereinander ausfallen, drohen laut Henning erhebliche Populations-Einbußen bei den Küstenvögeln. Gemeinsam mit dem Verein Jordsand, der Nationalparkverwaltung Tönning und der Universität Hamburg soll dies jetzt mit einem Projekt näher untersucht werden. Das könne ein Hilfsmittel sein, längerfristige Populationsentwicklungen von einigen See- und Küstenvogelarten zu erklären und weiter auch Bewusstsein für die Problematik klimatischer Veränderungen zu sein.

„Wir sollten beim Anstieg des Meeresspiegels nicht nur über die weit entfernten Ozeanischen Inseln diskutieren, wir haben das gleiche Problem vor der eigenen Haustür“, sagte Walter. So starben den Angaben zufolge in diesem Jahr in der Lachmöwenkolonie Friedrichskoog Süd bei einem Landunter am 6. Juni schätzungsweise über 3000 Küken in einer Nacht.

Das gleiche nächtliche Hochwasser tötete auf Hallig Gröde zahlreiche, mehrere Wochen alte Löffler. Als in diesem Jahr die Hallig Norderoog am 6. Juni Landunter meldete, wurde auch eine Teilkolonie der Brandseeschwalben teilweise überflutet. Zwischen 100 bis 200 Brutpaare waren betroffen. Der NDR berichtete zuvor darüber.