Kiel. Zoll, Polizei und Staatsanwaltschaft schlugen bei einer Großrazzia gegen Schwarzarbeit zu. Jetzt startet der Prozess gegen einen Firmenchef aus Neumünster, der Sozialkassen und Fiskus um Millionen geschädigt haben soll.

Rund 3,3 Millionen Euro soll ein 44-jähriger Bauunternehmer aus Neumünster den Sozialkassen und Finanzbehörden durch Schwarzarbeit von Ausländern als Eisenflechter vorenthalten haben. Die Staatsanwaltschaft legte dem Mann am Mittwoch in zwei Anklagen 190 Fälle im Tatzeitraum von 2010 bis 2019 zur Last.

Dabei soll der Angeklagte durch falsche Angaben monatlich bis zu 82 000 Euro Sozialversicherungsbeiträge und bis zu 22 000 Euro Lohnsteuer hinterzogen haben. Die Schwarzarbeit verdeckte er nach Auffassung der Staatsanwaltschaft mit Scheinrechnungen über ein bundesweit organisiertes Netzwerk von Scheinfirmen. Der 44-Jährige ließ sich zu Prozessbeginn nur über eine schriftliche Erklärung ein, die ein Verteidiger verlas. Darin widerspricht er im Wesentlichen der Anklage .

Der Mann war im August 2019 gemeinsam mit einem anderen Arbeitgeber aus dem Baubereich im Zuge einer bundesländerübergreifenden Großrazzia gegen Schwarzarbeit in Neumünster festgenommen worden. Beide Männer sitzen seitdem in Untersuchungshaft. Der Prozess gegen den zweiten Angeklagten mit Firmensitz in Bad Bramstedt soll am Freitag am Kieler Landgericht starten. Dabei geht es um 6,9 Millionen Euro Schaden.

Bei dem Großeinsatz von Zoll, Polizei und Staatsanwaltschaft in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern waren 110 Wohn- und Geschäftsräume durchsucht worden. Rund 1200 Einsatzkräfte waren im Einsatz. Die Ermittlungen richteten sich gegen zahlreiche Firmeninhaber überwiegend ausländischer Herkunft. Sie sollen jahrelang über ein Netzwerk von Scheinfirmen Arbeiter als Eisenflechter schwarz beschäftigt haben. Bei der Razzia wurden insgesamt rund 4,5 Millionen Euro beschlagnahmt.