Elsfleth. Mit dem Segelschulschiff der Bundesmarine hat die Werft und mit ihr die Stadt jahrelang prächtig verdient. Nun droht das Ende.

„Navigare necesse est“, also „Seefahrt tut not“, steht über dem Glockenspiel am Elsflether Rathausplatz. Passend dazu erklingen hier alle zwei Stunden Shantys wie „Alle, die mit uns auf Kaperfahrt fahren“. Sie werden als Dank an alle Seeleute angestimmt und sollen an das Auf und Ab der Elsflether Schifffahrtsvergangenheit erinnern. Als das Glockenspiel 1989 zum ersten Mal ertönte, ahnte noch niemand, dass bis zum nächsten „Ab“ nicht mehr viel Zeit vergehen würde: Denn nur fünf Jahre später meldete die Elsflether Werft Insolvenz an, zum ersten Mal in ihrer Geschichte. Eine Schreckensnachricht, an die sich noch viele erinnern. Gerade jetzt, wo alles wieder so nah wirkt.

Denn in der vergangenen Woche meldete die Elsflether Werft erneut Insolvenz an – und dieses Mal bangt nicht nur die Stadt, sondern das ganze Land, wie es weitergeht. Die Werft, die mit der Sanierung der „Gorch Fock“ beauftragt wurde, sorgt seit Wochen für Schlagzeilen. Kaum ein Tag, an dem nicht neue Vorwürfe laut wurden, neue Details ans Licht kamen. Kostenexplosion, Zahlungsstopp, Betrugsvorwürfe, Verdacht auf Bestechlichkeit und Untreue, die Geschäftsführung wurde abgesetzt und vergangene Woche dann der vorläufige Tiefpunkt: der Insolvenzantrag.