Kiel. Gegen die Ausbeutung ausländischer Arbeitskräfte in Schleswig-Holstein hilft jetzt eine Beratungsstelle in Kiel. Es gehe darum, Lohndumping, unzulässige Arbeitsverträge, Verstöße gegen den Gesundheitsschutz oder fehlenden Sozialversicherungsschutz zu bekämpfen und betroffenen Ausländern zu helfen, sagte Uwe Polkaehn, Vorsitzender des DGB Nord, am Mittwoch in Kiel bei der Eröffnung der Beratungsräume im Gewerkschaftshaus. Ausbeutung und menschenunwürdige Praktiken gebe es etwa in Schlachthöfen, auf Werften, Äckern, Erdbeerfeldern, dem Bau oder in der Gastronomie.
Arbeitsminister Reinhard Meyer (SPD) bezeichnete das neue Angebot als einen Meilenstein, um den Norden zum „Land der guten Arbeit“ zu machen. Meyer überreichte zugleich einen Förderbescheid über insgesamt gut 326.000 Euro. Der Minister lobte besonders den Beratungsbus, der direkt zu betroffenen Arbeitnehmern im ganzen Land hinfährt. Berater können dann vor Ort in verschiedenen Sprachen helfen: etwa auf Polnisch, Bulgarisch, Rumänisch, Ungarisch, Spanisch, Englisch, aber auch auf Arabisch.
Besonders spektakulärer Fall
„Wir beraten Arbeitnehmer nicht nur aus Ländern der Europäischen Union, sondern auch aus anderen Staaten“, sagte Horst Hopmann, Geschäftsführer von „Arbeit und Leben Schleswig-Holstein“ als Besonderheit – anders als das DGB-Projekt „Faire Mobilität“. Der mit dem DGB eng verbundene Verein „Arbeit und Leben“ betreibt die Beratungsstelle und den Bus. Der Verein habe bereits in sechs Bundesländern Beratungsstellen, so auch in Hamburg und Niedersachsen.
Von einem besonders spektakulären Fall berichtete Hopmann. Vor einigen Wochen habe man mit dem Bus direkt an einer Baustelle in Wedel (Kreis Pinneberg) vier Rumänen samt Gepäck abgeholt und ihnen umgehend Bustickets zurück in ihre Heimat besorgt. Die Männer hätten keinen Lohn erhalten und unter anderem auf Betonboden direkt an der Baustelle schlafen müssen. „Natürlich kümmern wir uns um ihre Ansprüche“, sagte Hopmann.
2 Euro pro Stunde fürs Tellerwaschen
Aber wegen Drohungen des Subunternehmers, der die Rumänen beschäftigte, habe man diese schnell in Sicherheit bringen wollen. Besonders bedauerlich sei, dass drei Rumänen Arbeitsverträge in Frankreich hatten, aber wegen des versprochenen höheren Lohns nach Schleswig-Holstein gekommen seien.
Poelke berichtete, dass ein Flüchtling 2 Euro pro Stunde fürs Tellerwaschen erhielt, ihm davon aber noch Geld für die Unterkunft abgezogen worden sei. Für menschenunwürdige Unterkünfte würden in manchen Fällen 200 Euro im Monat verlangt. Mit einem Vorstoß der Sozialministerkonferenz der Länder hofft Meyer den Bund zur Förderung von Beratungsstellen zu bewegen. Aus dem Bundesarbeitsministerium von Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) gebe es zwar noch keine Zusage, aber positive Signale.
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