An der Lübecker Bucht planen Studenten eine Unterkunft, in der sich Kranke und Behinderte mit ihren Familien erholen können

Timmendorf . Eine Oase soll es werden. Ein Ort, wo Demenzkranke und Behinderte mit ihren Familien und Betreuern auftanken können. Oder mit anderen Worten: ein ganz besonderes Hotel direkt an der Lübecker Bucht. So beschreibt es Initiatorin Kathrin Ostertag, im Hauptberuf Referentin für Umwelt und Energie bei der Industrie- und Handelskammer Lübeck. Stehen soll das Hotel mit dem Namen Oase nach derzeitiger Planung in Niendorf, Gemeinde Timmendorfer Strand.

Ostertag will in Kürze einen Förderverein gründen, der sich dann um das Grundstück und die rechtlichen Rahmenbedingungen kümmern soll. Im kommenden Jahr könnten die Genehmigungen vorliegen, 2017 der Bau beginnen und 2018 die ersten Gäste einziehen. Wenn alles gut geht. Eines zumindest gibt es schon: Entwürfe, wie der Bau aussehen kann.

Studenten des Masterstudiengangs Architektur an der Fachhochschule Lübeck haben im vergangenen Semester überlegt, geplant, verworfen und diskutiert. Herausgekommen sind zwölf Entwürfe, mit denen sich die Initiatoren und die Menschen vor Ort ein Bild davon machen können, was da eigentlich in exponierter Lage an der Küste entstehen soll. Denn ein Grundstück hat sich Ostertag auch schon ausgeguckt: Es ist ein kleiner Park am Ende der Promenade von Niendorf. Der jedoch ist bereits vor Jahren Gegenstand heißer Diskussionen gewesen. Mehrere Investoren wollten dort bauen, schließlich entschied die Gemeinde, dass niemand das Grundstück bekommen soll. Ostertag aber ist optimistisch: Ihr Konzept mit integrierter Pflegestation, die auch den Menschen in Niendorf und Umgebung zugutekommen könnte, sei eben kein gewöhnliches Hotel.

Auch für die 26 Studenten von Professor Stephan Wehrig war die Planung, die sie eher im Gesundheits- als im Ferienbereich ansiedeln, eine besondere Herausforderung. Die Nachwuchsarchitekten bekamen für ihre Entwürfe nicht nur eine Note, sondern auch Feedback von den potenziellen Investoren. „Das war ein großer Ansporn und setzt ganz andere Energien frei“, sagt Wehrig. Vier der Ideen für das Hotel direkt an der Ostsee wurden prämiert, neben der Anerkennung gab es auch ein wenig Geld. Saskia Steingräber arbeitete in einer prämierten Gruppe mit. „Es war ein Ideenwettbewerb mit der Frage: Was ist auf dem Grundstück möglich?“, sagt sie.

Neben dem Grundstück waren die Anzahl und Ausstattung der Zimmer vorgegeben, außerdem sollte der bestehende Park so weit wie möglich erhalten bleiben. Und natürlich sollte das Gebäude barrierefrei sein. „Die Gäste sollen dort ohne Barrieren entspannt ihren Urlaub verbringen“, erklärt Nachwuchs-Architektin Nanine Sehlke. „Ich hatte noch nie darüber nachgedacht, wie man für Sehbehinderte oder Hörgeschädigte plant.“ Neben deutlichen Farben, die die Orientierung erleichtern und anderen Orientierungshilfen sei es wichtig, viel Raum zu haben. Und der wiederum solle mit zwei Sinnen erfahrbar sein, ergänzt Pauline Meier. Janna Lane wiederum weist darauf hin, wie wichtig ein einfacher Grundriss beim Bauen für Behinderte ist: Sie müssen in kurzer Zeit verstehen, wie das Gebäude funktioniert.

Ob einer der Entwürfe später einmal zum Einsatz kommt, ist fraglich. Schließlich ist noch nicht einmal das Grundstück gesichert, auf das sich die Planungen beziehen. Für die Studenten bedeutete das Projekt jedoch, dass sie direkten Kontakt mit der Praxis bekamen und sich zumindest einige Gruppen auch mit Fragen der Wirtschaftlichkeit auseinandersetzten, auch wenn dies gar nicht zur Aufgabenstellung gehörte. „Es ist immer die Frage, wie viel Geld wird für was ausgegeben“, erläutert Architekturstudent Matthias Bade. Schließlich gehe es nicht nur darum, dass das Gebäude funktioniert. Die Patienten respektive Gäste müssten sich auch wohlfühlen.