Weichenstellung für 250-Millionen-Euro-Projekt. An der Ostseeküste soll Deutschlands größter Ferienpark entstehen

Kappeln. Bürgermeister und Investor haben ein gutes Gefühl. Auch die Kritiker sind leiser geworden. Der zweite Versuch, den größten Ferienpark Deutschlands auf dem Gelände des ehemaligen Marinestützpunkts Olpenitz direkt an Schlei und Ostsee zu bauen, könnte klappen. Seine Stimmung sei „sehr positiv“, sagt Kappelns parteiloser Bürgermeister Heiko Traulsen, wenn er auf das Ostsee-Resort Olpenitz angesprochen wird. Zu der kleinen verschlafenen Stadt gehört das 150 Hektar große Gelände. Des Bürgermeisters gute Stimmung hat einen Grund. „Die Helma AG tut, was sie sagt. Das ist ein großer Unterschied zu vorher“, sagt er. Vorher, das waren die Zeiten von Jaska und Herbert Harm, die vor knapp zehn Jahren nach Kappeln kamen und der Stadt mithilfe eines amerikanischen Investmentfonds ein Megaprojekt versprachen. Der Abzug der Marine und der Verlust vieler Arbeitsplätze stand bevor, da kam das Angebot der beiden Berliner gerade recht. Es kursierten Investitionssummen von bis zu 700 Millionen Euro, von einer Marina mit bis zu 2500 Liegeplätzen für Yachten war die Rede, von einem Feriendorf mit mindestens 6000 Betten in 1500 Ferienhäusern und Hotels.

Bei den lokalen Entscheidern kam Goldgräberstimmung auf, fast ohne Gegenstimmen winkten die Kommunalpolitiker – oft selbst ehemalige Marinesoldaten – die hochtrabenden Pläne durch. Das Abendblatt sprach mit Blick auf die geplanten künstlichen Inseln im Jahr 2009 von einem „Klein Dubai“. Zwei Jahre später war Schluss. Port Olpenitz, so hieß das Projekt damals, war insolvent. Nur wenige Häuser standen bereits. Nun hat das Ganze einen neuen Namen und neue Besitzer. Alles ist ein wenig kleiner geplant als zuvor, groß ist es immer noch. Die Investitionssumme soll etwa 250 Millionen Euro betragen – wenn alles so kommt wie geplant.

Zumindest einen Betreiber für die Marina gibt es schon. Er will nach Angaben des Investors Helma Ferienimmobilien GmbH aus Berlin eine Marina mit nur noch 200 Liegeplätzen in das Hafenbecken bauen, das mehr als dreimal so groß ist wie die Binnenalster. Dazu ist ein Yachtclub im exklusiveren Nordteil des Geländes geplant. Auch die Häuser- und Bettenzahl hat abgenommen. Es sollen keine Inseln mehr aufgeschüttet werden, aber immerhin Häuser auf dem Wasser gebaut. Insgesamt können es laut Investor Per Barlag Arnholm von der Helma Ferienimmobilien GmbH etwa 1000 Ferienhäuser werden. Wie viele genau, werde sich zeigen. Die Planungen würden den Bedürfnissen und dem Markt angepasst. Helma plant in einzelnen Bauabschnitten. „Unsere Käufer sind meist Leute, die das Haus als Anlage erwerben und nicht so viel damit zu tun haben wollen“, sagt Arnholm. Und so kümmert sich sein Unternehmen nicht nur um Planung und Bau, sondern stellt auf Wunsch auch noch ein Möbelpaket für das Haus zusammen.

Wer in Olpenitz investiert, soll nur sein Geld anlegen und muss sich um nichts weiter kümmern, auf Wunsch wird die Immobilie auch vermietet. Bislang hatte das Konzept nach Arnholms Worten Erfolg, alle bisher gebauten Häuser im Norden des Geländes seien bereits verkauft. Direkt an einem aufgeschütteten Strand im Hafenbecken stehen die ersten „Weißen Strandvillen“, mit denen 2011 das Engagement von Helma in Olpenitz begann. „Wir haben zuerst ein kleines Stück für 24 Wohnungen erworben“, erzählt er. „Das hat gut funktioniert, und so haben wir im Oktober 2013 das ganze Gelände gekauft. Diese Nähe zum Wasser ist schwer zu finden.“

In der Tat: Näher am Wasser geht kaum. Im Nordbereich des Geländes liegen die Häuser sowohl an der Schlei wie auch am Ostsee-Hafen. Hier stehen bereits einige Häuser verschiedenster Bauart, auch einige des Vorgängers sind dabei. Kritiker des Projekts sprechen von einem wilden Durcheinander der unterschiedlichsten Baustile, so einheitlich wie auf der sogenannten Visualisierung des Planungsbüros sieht es hier nicht aus. Der Weg ist mit vielen Schlaglöchern übersät, die Straße werde man dieses Jahr noch fertigstellen, so Arnholm. An den zuletzt gebauten sogenannten Hafenhäusern arbeiten noch Handwerker. „Die wollten zuerst nur nach Vorkasse arbeiten“, sagt Arnholm. Er könne das verstehen. Seine Vorgänger hatten schließlich verbrannte Erde hinterlassen, einige Unternehmen der Region blieben auf ihren Rechnungen sitzen. „Mittlerweile arbeiten wir aber sehr gut mit ihnen zusammen“, sagt Arnholm. Und er hat noch viel vor. Im Süden des Geländes würden dieses Jahr noch die Kasernengebäude abgerissen und die ersten Häuser gebaut.

Aber bei all der Euphorie und der guten Lage am Wasser bleibt Skepsis. Der Unternehmensberater Erhard Stammberger beschäftigt sich seit Jahren mit Olpenitz und kennt sich in der Ferienbranche aus. Er hält Arnholm und Helma für seriöse Investoren, sieht aber andere Probleme: „Olpenitz ist nach wie vor eine tote Ecke, und selbst Kappeln ist nicht so aufregend.“ In anderen Regionen, etwa an der Lübecker Bucht, passiere auch viel, und die sei touristisch besser erschlossen. Solcherart Zweifel lässt Arnholm nicht gelten. In Deutschland gebe es immer noch zu wenig Ferienparks, wie er ihn plant. In seiner Heimat Dänemark besitze schließlich jeder Zweite ein Ferienhaus. Und ein wenig Infrastruktur plant auch er, am Hafen werde es Shops geben, im Hotel Wellness und ein Schwimmbad.

Auch Kappeln will etwas für die Attraktivität der Region tun. Lange wurde diskutiert, mehrere Gutachten in Auftrag gegeben. Nun ist laut Bürgermeister Traulsen eine Aufwertung der Innenstadt geplant, die von Olpenitz etwa sieben Kilometer entfernt liegt. Es werde mehr Parkplätze geben, die Stadt arbeite an der Verkehrsinfrastruktur und plane unter anderem auch neue Mülleimer. Kappeln hat noch etwas Zeit. Wenn es nach Investor Arnholm geht, ist das ganze Projekt 2022 fertig.