Kommunen in Schleswig-Holstein locken Mitglieder und potenziellen Nachwuchs mit Vergünstigungen.

Kiel. Die freiwilligen Feuerwehren in Schleswig-Holstein brauchen dringend neue Mitglieder. Und sie haben viele Ideen, um diese anzulocken. Manche gehen von Haus zu Haus, um die Bewohner für den Dienst in der Wehr zu begeistern, andere setzen auf Rabattkarten, mit denen die Kameraden Vergünstigungen bei örtlichen Unternehmen bekommen können. Einige Gemeinden wollen neuen Feuerwehrmännern und -frauen sogar den Pkw-Führerschein (mit-)finanzieren. So wie die Gemeinde Damp nördlich von Eckernförde. „Wir wollen den Mitgliedern der Wehr bis zu 1500 Euro zahlen, dafür müssen sie sich für mindestens fünf Jahre verpflichten“, erläutert Damps ehrenamtlicher Bürgermeister Horst Böttcher. Seine SPD-Fraktion habe den Antrag in den Gemeinderat eingebracht, nun gehe es nur noch um Details. So soll festgeschrieben werden, welche der regelmäßigen Dienste die jungen Kameraden leisten müssen, damit sie den Zuschuss behalten dürfen. Zurückzahlen müssen sie ihn anteilig, wenn sie die Wehr vorzeitig verlassen.

Das Ostseebad Damp hat laut Böttcher bisher durch andere Formen der Mitgliederwerbung schon einiges erreicht, es gab Umfragen und eine Kooperation mit zwei benachbarten Jugendwehren, um den Nachwuchs an die eigene Wehr heranzuführen. Generell aber führen die hohe berufliche Belastung und der demografische Wandel nach Angaben des Landesfeuerwehrverbandes (LFV) dazu, dass sich im ganzen Land immer weniger Menschen ehrenamtlich in freiwilligen Wehren engagieren. Gerade die Einsatzstärke am Tag ist dabei ein Problem. Viele Menschen auf dem Land können nicht schnell ausrücken, weil sie zu weit vom Wohnort entfernt arbeiten. „Wir alarmieren immer 120 Kameraden, um einen Löschzug von 20 Mann zusammenzustellen“, sagt beispielsweise Jürgen Egerland, Gemeindewehrführer der Stadt Schwentinental bei Kiel.

Und so versucht Schwentinental die Menschen, die in der Stadt arbeiten, als Zweitmitglieder für seine beiden Wehren zu gewinnen. Deren eigene Mitglieder wiederum werden durch eine Motivationskarte belohnt. Egerland sprach mit vielen Chefs, wollte anfangs 20 zusammenbekommen. Es wurden 115 örtliche Unternehmen, die den aktiven Feuerwehrleuten in Schwentinental Vorteile gewähren. Im Gegenzug können sie als Unterstützer der Feuerwehr für sich werben. „Das kommt bei meinen Leuten sehr gut an“, sagt Egerland. „Sie verstehen es als Dankeschön für die Arbeit.“ Die Karte mache den Dienst in der Wehr attraktiv, aber: „Es ist nicht die glücklich machende Seligkeit, um Nachwuchs zu gewinnen. Da hat noch keiner die Lösung gefunden.“

Lösungen sucht auch Holger Bauer. Er ist beim LFV für die Werbung neuer Mitglieder zuständig. Der Verband hat seit 2006 jede Menge Marketing-Aktionen und zwei Kongresse zum Thema organisiert. Wichtig seien auch Lehrgänge in Menschenführung und Konfliktmanagement in den Wehren“, sagt Bauer. Schließlich würden einige Wehren durch Konflikte gelähmt. Meist aber sorgt das Engagement in den Wehren für neue Kontakte und neue Freundschaften. Da sind sich die Neumitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Laboe bei Kiel einig. Auch hier wird einiges für die Mitglieder getan, unter anderem spendiert die Gemeinde ihnen 1000 Euro für den Pkw-Führerschein. „Das haben einige aus der Jugendfeuerwehr in Anspruch genommen, die gewechselt sind“, erzählt Wehrführer Kurt Jahn.

Karsten Steinbach war von den Bannern am Feuerwehrgerätehaus motiviert worden, die deutlich sichtbar für die Mitgliedschaft werben. „Ich bin immer davon ausgegangen: Wenn es brennt, kommt die Feuerwehr“, sagt er. Aber wenn er erwarte, dass ihm geholfen wird, dann müsse er auch selbst mitmachen, sagt der Pilot.

Ungewöhnlich war der Weg von Fabian Lemke zur Feuerwehr. Er kam aus Berlin nach Laboe, um in Kiel zu studieren. Kontakt mit einer freiwilligen Feuerwehr hatte er in der Großstadt nicht, nun wird sie vielleicht zur beruflichen Perspektive. „Vielleicht gehe ich zur Berufsfeuerwehr“, sagt er. Anfangs habe er Vorurteile gehabt, gemeint, die Feuerwehrkameraden träfen sich vor allem zum Trinken. Nun hat sich seine Meinung gewandelt, und von Laboe will er eigentlich auch nicht weg, der vielen neuen Freunde wegen.