Unternehmer möchte Sylter Bauruine abreißen und seinen Hotelkomplex erweitern

Sylt. Bei der Ortsbeiratssitzung war die Ruine der Keitum-Therme auf Sylt wieder Thema Nummer eins. Dass sie auch die Insulaner nicht kalt lässt, zeigte die außergewöhnlich hohe Besucherzahl der Sitzung. Rund 100 Interessierte wollten wissen, wie der Stand ist und sich vor allem darüber informieren, was mit dem mittlerweile stark verwitterten Rohbau künftig passieren wird.

Seit 2008 steht der graue Koloss am Grünen Kliff im Osten der Insel, versperrt den Blick aufs Wattenmeer und sorgt regelmäßig für Diskussionen. Die geplante Therme sollte als Luxuswellnesstempel gut zahlende Urlauber anlocken. Es wurden Steuergelder von mehr als zwölf Millionen Euro investiert. Doch bereits kurz nach dem ersten Spatenstich zeichnete sich ab, dass die Zusammenarbeit mit der Baufirma scheitern würde. Bis heute laufen Gerichtsverfahren, die es der Inselgemeinde unmöglich machen, die Ruine abzureißen und Platz für Neues zu schaffen.

Petra Reiber, bis Ende April noch Sylter Bürgermeisterin, würde ihrem Nachfolger Nikolas Häckel dieses Problem nur ungern vererben. Daher setzt die 57-Jährige in ihren letzten Arbeitswochen alles daran, Lösungen zu finden. Ihr wichtigster Gesprächs- und Verhandlungspartner ist Multiunternehmer Kurt Zech. Der Bremer ist Hauptgläubiger im Insolvenzverfahren um die Abwicklung der Bauruine. Zech, der in direkter Nachbarschaft der Thermenbaustelle auf 30.000 Quadratmetern ein 5-Sterne-Superior-Hotel bauen ließ, würde seine millionenschwere Forderung gegenüber der 15.000 Einwohner großen Gemeinde fallen lassen und zudem die Kosten für den Abriss der Ruine übernehmen. Im Gegenzug will der Bauunternehmer auf einem Teil der sogenannten Christiansen-Wiese, die sich im Besitz der Gemeinde befindet, seinen Hotelkomplex um 18 Einheiten erweitern. Petra Reiber sieht dies als „Kröte, die wir schlucken müssten“ und bewertet eine Einigung mit Zech als gute Möglichkeit, Keitum zügig von dem unansehnlichen Rohbau zu befreien. Trotzdem wolle sie nichts überstürzen und schon gar nicht „einfach über Köpfe hinweg entscheiden“. Daher legte sie alle finanziellen, juristischen und planerischen Details des Vergleichs offen. Auch stellte sie mögliche Alternativen vor. „Eine Option wäre beispielsweise, auf das Ende des laufenden Insolvenzverfahrens zu warten“, sagte Reiber. Das könne aber Jahre dauern – für Keitum die schlechteste Lösung.