Militärpfarrer Andreas-Christian Tübler reist nach Liberia, um Ebola-Helfer zu betreuen. Der Geistliche vertraut auf „den Schutz Gottes“

Appen. Jetzt wird es ernst für Andreas-Christian Tübler: Als erster deutscher Militärpfarrer hat sich der 57-Jährige aus Appen (Kreis Pinneberg) am Freitag auf den Weg ins afrikanische Ebola-Gebiet gemacht. In Liberias Hauptstadt Monrovia begleitet der evangelische Geistliche fünf Wochen lang deutsche und einheimische Helfer. Das DRK betreibt in der Millionenmetropole gemeinsam mit der Bundeswehr ein Ebola-Behandlungszentrum.

Tübler wird nicht in den Hochrisikozonen arbeiten. Zu seinen wichtigsten Aufgaben gehören Seelsorgegespräche mit den Helfern des Zentrums, in dem etwa 50 Leute arbeiten. Sie seien erheblichen körperlichen und seelischen Belastungen ausgesetzt und haben „möglicherweise viele Leichen gesehen“, sagt Tübler. Auf diese Gespräche bereitet er sich vor, indem er Krisenszenarien gedanklich durchspielt.

Außerdem möchte er Angehörige von Ebola-Patienten betreuen, die in der Nähe des Behandlungszentrums auf eine Nachricht über ihre Angehörigen warten. Auch Gottesdienste wird Tübler feiern. Dazu hat er ein englischsprachiges Gesangbuch und MP3-Dateien mit Liedern dabei. Für den Einsatz sind der Militärpfarrer und die Helfer auf einem Lehrgang vorbereitet worden. Dafür wurde eigens eine Autohalle auf über 30 Grad aufgeheizt, um das Anlegen der Ebola-Schutzanzüge praxisnah zu trainieren. Tübler selbst wird die Anzüge nicht tragen, wollte aber wissen, „wie sich die Helfer darin fühlen“.

Gelernt hat Tübler auch, wie man sich vor Ort verhalten muss: keine Hände schütteln, oft desinfizieren, Ansammlungen von Menschen vermeiden. In Liberia sei die Situation der Menschen momentan „zwischen Hoffen und Bangen“, so der Militärgeistliche. Verlässliche Nachrichten gebe es nicht, doch die Zahl der Ansteckungen sei offenbar leicht zurückgegangen.

Und was sagt Tüblers Familie zu seinem Einsatz in Liberia? „Sie sind nicht erfreut gewesen“, verrät er. Aber nachdem er ihnen erklärt habe, worum es geht, hätten sie ihr Einverständnis gegeben. Er habe keine Angst, sondern eher eine Art von Respekt, sagt Tübler. Der Feind sei unsichtbar und verzeihe keine Fehler. „Doch wenn man sich an die Regeln hält, ist das Risiko einigermaßen beherrschbar.“ Ohnehin vertraue er auch „auf den Schutz Gottes“. Mit Einsätzen im Ausland hat Tübler bereits Erfahrung: Vor einem halben Jahr war er zu einem Seelsorge-Einsatz im westafrikanischen Mali. Auch in Afghanistan war er für einige Wochen.

Vor seiner Zeit als Militärpfarrer war Tübler Gemeindepastor in Hamburg-Dulsberg und persönlicher Referent der damaligen Hamburger Bischöfin Maria Jepsen. Danach arbeitete er elf Jahre lang als Theologischer Kirchenrat der Lippischen Landeskirche.