Die Vorbereitungen laufen: 600.000 Besucher werden 2016 in Eutin zur Gartenschau erwartet. Doch die Landschaft wird überplant, kritisieren Naturschützer.

Eutin. Die Landesgartenschau (LGS) in Eutin soll zwar erst am 28. April 2016 starten. Doch 16 Monate vorher sind die Vorbereitungen bereits in vollem Gang. Am westlichen und südlichen Ufer des Großen Eutiner Sees sollen Muster-, Themen- und Regionalgärten entstehen, in der Gartenbauschule der Landwirtschaftskammer in Ellerhoop (Kreis Pinneberg) werden schon besondere Obstbäume gezogen. Im Mittelpunkt der Schau wird der bereits seit mehr als 200 Jahren bestehende Eutiner Schlossgarten stehen, einer der bedeutendsten englischen Landschaftgärten des ausgehenden 18. Jahrhunderts in Schleswig-Holstein.

Die Eutiner Schau ist die dritte in Schleswig-Holstein nach Schleswig (2008) und Norderstedt (2011). „Andere Schauen entstehen auf mehr oder weniger leeren Flächen. Hier in Eutin können wir auf eine tolle Gehölzstruktur aufbauen“, sagt Planer Christian Kamer. Gemeinsam mit Kollegin Stephanie Bolz beugt er sich in der LGS-Geschäftsstelle im Forsthof auf dem 27 Hektar großen Gelände über die Pläne. Das Areal reicht vom Seepark, einer Halbinsel im Norden der Stadtbucht des Großen Eutiner Sees, über den Schlossgarten zu einem Gelände im Süden der Bucht. Eine Fähre soll die erwarteten rund 600.000 Besucher von einem Ufer zum anderen bringen.

Rund 15 Millionen Euro werde die Gartenschau kosten, sagt LGS-Geschäftsführer Bernd Rubelt. Zwölf Millionen Euro fließen in die Stadtsanierung, die mit der Gartenschau verbunden ist. „Wir erhoffen uns davon einen Schub für die Stadtentwicklung, eine Verbesserung der öffentlichen Infrastruktur und positive Impulse für die regionale Wirtschaft“, sagt Eutins Stadtmanagerin Kerstin Stein-Schmidt. Schließlich liege das Gelände mitten in der Eutiner Altstadt.

Die Planer legen Wert darauf, dass es für rund 80 bis 90 Prozent der Gebäude eine Nachnutzung geben wird. „Die Sport- und Freizeitflächen im Seepark werden ebenso bestehen bleiben wie der Spielbereich am Forsthof, die neu gestaltete Promenade an der Stadtbucht und das wiederbelebte Bauhofareal, wo nach der Veranstaltung eine Jugendherberge entstehen soll“, sagt die Stadtmanagerin.

Auf mehr als 5000 Quadratmetern sollen Blumen und Stauden gepflanzt werden. Dazu kommen Themengärten mit einer Gesamtfläche von rund 7000 Quadratmetern. Weitgehend ohne zusätzlichen Blumenschmuck soll sich dagegen der 14 Hektar große Schlossgarten präsentieren. „Er vermittelt den Besuchern einen Eindruck von der Gartenkunst des ausgehenden 18. und frühen 19. Jahrhunderts“, sagt Kamer. Herzog Peter Friedrich Ludwig von Oldenburg ließ den barocken Schlossgarten ab 1788 nach englischem Vorbild zu einer arkadischen Ideallandschaft umgestalten. Seit 1967 steht er unter Denkmalschutz. Der seit Jahren ungenutzte Küchengarten des Schlosses soll seine historische Gestalt zurückbekommen. „Unter anderem wollen wir wieder sogenannte Kesselbäume anpflanzen. Das sind Obstbäume mit einer nach oben offenen Krone“, sagt Bolz. „Diese Form war im Barock groß in Mode. Durch die offenen Kronen bekommen die Früchte mehr Sonne und werden dadurch besonders groß und süß.“ Die jungen Apfel-, Kirsch- und Birnbäume werden seit Monaten im Gartenbauzentrum der Landwirtschaftskammer in Ellerhoop vorgezogen.

Der Umweltverband Nabu kritisiert das Konzept der Landesgartenschau. „Das, was die Stadt da plant, bringt erhebliche Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft mit sich“, sagt der Leiter der Nabu-Gruppe Eutin, Oscar Klose. Durch Steganlagen werde die Vogelwelt beeinträchtigt, und im Seepark müssten typische Ufergehölze wie Weide oder Erle dem freien Blick aufs Wasser weichen. „Wir erwarten, dass sich die LGS konstruktiv mit der Natur auseinandersetzt und sie nicht einfach am grünen Tisch überplant.“

Diese Vorwürfe weist LGS-Geschäftsführer Rubelt zurück. „Die Kritik des Nabu greift Teilaspekte heraus, vernachlässigt aber den Gesamtzusammenhang.“ Es habe ausführliche Fachgutachten auch zum Baumbestand des Seeparks gegeben. Rund 50 Prozent der Bäume dort würden nicht wegen der LGS gefällt, sondern weil sie krank oder instabil seien.