Niedersachsen setzt auf mehr Verbraucherschutz. Weitere Biohöfe wegen belasteten Futters gesperrt.

Hannover. Nach den beiden Fällen von Vogelgrippe in Niedersachsen im Dezember ist Landwirtschaftsminister Christian Meyer vorsichtig optimistisch: „Wir hoffen, dass es bei den isolierten Einzelfällen bleibt.“ Der Grünen-Politiker machte am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Hannover aber auch klar, dass er mit verstärkten Kontrollen weiter für mehr Verbraucherschutz und die Fortsetzung seiner „sanften Agrarwende“ kämpfen will.

Zwar waren das Landvolk als Interessenvertretung der Bauern und die rot-grüne Landesregierung zuletzt bemüht, Kompromisse zu finden, etwa in Fragen der Landesraumordnung. Unabhängig davon aber geht der Stellenaufbau beim Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves) in Oldenburg weiter. Für 40 Millionen Euro wird ein neuer Bürotrakt gebaut, nach 67 neuen Stellen im Jahr 2014 werden im laufenden Jahr noch einmal 45 Stellen hinzukommen.

Wichtigster Schwerpunkt ist laut Meyer dabei der Versuch, den aus seiner Sicht weit übertriebenen Einsatz von Antibiotika in der Tiermast zu reduzieren. Neue gesetzliche Regelungen zwingen die Tierhalter seit Jahresbeginn, den Antibiotikaverbrauch genau zu melden. Im Extremfall kann künftig bei zu hohem Verbrauch die Tierhaltung sogar vorübergehend untersagt werden. Meyer fordert zudem, Reserveantibiotika in der Tierzucht ganz zu verbieten: „Der Schutz der menschlichen Gesundheit verdient höchste Priorität.“ Experten warnen schon lange vor der immer größeren Gefahr für Menschen durch die wachsende Zahl resistenter Keime.

Meyer ist seit Jahresbeginn Chef der Verbraucherministerkonferenz und möchte nicht nur die anderen Bundesländer für stärkere Kontrollen nach niedersächsischem Vorbild gewinnen. Er setzt sich auch für mehr Transparenz an der Fleischtheke ein. Zwar schreibt die EU ab April vor, dass die Herkunft des Fleisches ersichtlich sein muss, aber Meyer geht einen Schritt weiter.

Er fordert, ähnlich wie bei Eiern üblich auch bei Tieren die Haltungsform anzugeben: „Wir wollen, dass auf Filet oder Steak die Tierhaltungsform klar erkennbar ist.“ Solche Transparenz nennt er eine riesige Chance für die Landwirte hierzulande: „Mehr Tierschutz kostet Geld und muss sich für die Landwirte auch finanziell lohnen.“

Das Laves hat auch ohne die von Meyer angekündigten strengeren Kontrollen gut zu tun. In den vergangenen Wochen wurden mehr als 10.000 Proben im Zusammenhang mit den beiden Vogelgrippe-Fällen in den Landkreisen Emsland und Cloppenburg untersucht. Gegenwärtig werden die Eier aus zwei gesperrten Biohöfen beprobt. Sie waren mit Futter beliefert worden, das mit Pflanzenschutzmitteln belastet war. In Mecklenburg-Vorpommern dürfen derzeit gleich 22 Ökobetriebe Milch, Fleisch und Eier vorläufig nicht als Biowaren verkaufen.