Ausbau der regenerativen Energieanlagen in Schleswig-Holstein schreitet im Eiltempo voran

Kiel. Eins, zwei, drei im Sauseschritt – nach diesem Motto kommt in Schleswig-Holstein der Ausbau der Windenergie voran. Nach den aktuellsten Zahlen wurden bis Ende Oktober 340 neue Anlagen genehmigt und damit 41 mehr als im ganzen Jahr 2013. „Das ist ohne Frage eine Erfolgsgeschichte, aber das hätte auch einen Tick weniger abrupt ablaufen können“, sagte Energieminister Robert Habeck (Grüne) der Deutschen Presse-Agentur. Zu dem hohen Ausbautempo trug wesentlich die Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) bei: Viele wollten noch die bisher geltenden höheren Vergütungen nutzen.

Zum Vergleich: 2012 wurden 116 Anlagen genehmigt; 2009 waren es 72. Die 340 in den ersten zehn Monaten des Jahres genehmigten Windanlagen bedeuten eine Investitionssumme von insgesamt knapp 1,1 Milliarden Euro. „Wir starten richtig durch“, sagte Habeck. In Betrieb sind in Schleswig-Holstein mit Stand Ende Oktober 2375 Windkraftanlagen mit einer installierten Leistung von 4000 Megawatt. In den nächsten Monaten kommen laut Energieministerin noch weitere 2500 Megawatt dazu.

Mit Blick auf die für 2016 geplante nächste EEG-Reform warnte der Kieler Minister vor falschen Weichenstellungen. Die Bundesregierung plant einen Systemwechsel hin zu einem Ausschreibungsmodell: Danach sollen Investoren Gebote darüber abgeben, zu welchem Preis sie bestimmte Kapazitäten auf einer festgelegten Fläche errichten wollen.

„In der Realität ist das enorm problematisch“, sagte Habeck. „Die Erfahrungen im Ausland damit sind extrem schlecht.“ Mit einem solchen Systemwechsel dürfe auf keinen Fall die Energiewende kaputt gemacht werden. „Wir müssen uns dem so vorsichtig annähern, dass wir umsteuern können, wenn wir auf dem Weg merken, dass etwas in die falsche Richtung geht“, sagte Habeck. „Das System muss lernen können.“ Zudem müsse gesichert werden, dass sich weiterhin Bürger an Windparks beteiligen können und nicht nur finanzstarke große Konzerne. „Besonders wichtig ist mir auch die Systemintegration: Die Stromerzeugung und der Leitungsausbau müssen mit den verschiedenen Verbrauchsformen einschließlich Speicherung und Mobilität abgestimmt werden.“

Der Leitungsausbau komme gut voran, sagte Habeck. „Wir sind voll im Plan, der sehr ehrgeizig ist.“ So starte voraussichtlich 2015 der Bau des ersten Abschnitts der Westküstenleitung. „Es ist noch nicht so lange her, da bin ich in Gummistiefeln über die Wiesen gelaufen, um mir die Gegebenheiten vor Ort anzuschauen“, sagte Habeck. „Und 2015 werden die ersten Masten errichtet und die ersten Kabel gezogen.“ Für die Ostküstenleitung laufe das Dialogverfahren, und das NordLink-Kabel nach Norwegen sei planfestgestellt. „Die Investitionsentscheidung hat der Netzbetreiber gefällt“, sagte Habeck. Den Netzausbau finde zwar keiner richtig schön. „Aber die Menschen sehen, dass wir uns wirklich bemühen, die besten Lösungen zu finden.“