Redner würdigen bei Staatsakt die Verdienste des ehemaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten

Hannover. Kein anderer Ministerpräsident hat Niedersachsen so lange regiert wie Ernst Albrecht von 1976 bis 1990. Mit einem Staatsakt haben Landesregierung und Landtag am Montag in Hannover Abschied genommen von dem Christdemokraten, der 1976 nur durch Abweichler aus den Reihen der SPD-FDP-Koalition an die Macht kam, dann aber dreimal nacheinander bei Landtagswahlen von den Bürgern bestätigt wurde – davon zweimal mit absoluter Mehrheit. Er ist vor zehn Tagen mit 84 Jahren gestorben, seine letzten Jahre waren dabei überschattet von einer Alzheimererkrankung.

Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und Landtagspräsident Bernd Busemann (CDU) würdigten seine Erfolge bei der Modernisierung des Landes. Aber im Mittelpunkt auch der Reden von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble und von Rupert Neudeck stand der Mensch Albrecht. Er half gegen die Mehrheitsmeinung der CDU auf Bundesebene den Ostverträgen der sozialliberalen Koalition im Jahr 1976 über die Hürden. Vor allem aber würdigten die Redner, dass Ernst Albrecht aus gelebter christlicher Verantwortung in den Jahren 1978/1979 im Alleingang dafür sorgte, dass Niedersachsen mehr als 1000 vietnamesische Bootsflüchtlinge aufnahm, die auf Seelenverkäufern ausharren mussten, weil kein Land den Schiffen ihre Häfen öffnete. Der Arzt Rupert Neudeck, der damals mit dem Schiff „Cap Anamur“ versuchte, Hilfe zu organisieren, erinnerte daran, dass damals alle westlichen Staaten und auch die Uno zögerten. Umso wichtiger sei es gewesen, dass Niedersachsen damals ein Zeichen gesetzt und Nachahmer gefunden habe: „Er war der Samariter, der einfach etwas tut.“

Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU), Tochter von Ernst Albrecht, hat mit ihrer Familie in den vergangenen Jahren für den kranken Albrecht gesorgt. Auf dem Anwesen der Familie bei Burgdorf vor den Toren Hannovers findet Albrecht jetzt an der Seite seiner Ehefrau seine letzte Ruhestätte.