Hannover. Der Ausbau der Schienenverbindungen im Städtedreieck Hamburg/Bremen/Hannover ist eine riesige Herausforderung. Seit Jahrzehnten wird über neue Trassen gestritten, überall formiert sich Widerstand. Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) versucht jetzt mit einem „Dialogforum Schiene Nord“ die Diskussion vor allem um die sogenannte Y-Trasse auf neue Füße zu stellen.

600.000 Euro kostet die Institutionalisierung des Disputs, getragen zu zwei Dritteln von der Bahn und zu einem Drittel vom Land Niedersachsen. Lies rechtfertigt den Aufwand so: „Wir wollen einen transparenten und offenen Dialogprozess.“ Moderiert von dem eigens engagierten Kommunalberater Jens Stachowitz sollen sich Vertreter aller Seiten ein Jahr lang etwa alle vier Wochen in einem Tagungshotel treffen. Zum rund 80-köpfigen Gremium gehören Vertreter der Bürgerinitiativen, Wirtschaft und Umweltverbänden sowie der potenziell betroffenen Landkreise, also auch aus Harburg und Lüneburg. Bereits jetzt gibt es regelmäßig Verspätungen im Bahnverkehr wegen der Streckenüberlastung im Städtedreieck. Lies verweist zudem auf Prognosen, denen zufolge das Güteraufkommen auf den Hafenhinterlandanbindungen bis 2030 noch einmal um rund 50 Prozent steigen soll: „Wir brauchen weitere Schienenkapazitäten.“ Er hoffe darauf, dass der Dialogprozess zur schnellen Klärung vieler Fragen, zu mehr Akzeptanz und am Ende zu einem schnelleren Planungsprozess führt.

Das erste Dialogforum ist für Februar 2015 geplant. Alle Veranstaltungen sind presseöffentlich, werden zudem als Livestream angeboten. Ferner gibt es eine schriftliche Zusammenfassung aller Ergebnisse. Moderator Stachowitz hat bereits das Genehmigungsverfahren für Europas größtes Kohlekraftwerk Datteln 4 begleitet und nennt Konflikte einen selbstverständlichen Teil des Lebens: „Die Kunst ist es, diese ergebnisoffen zu gestalten.“ In welche Richtung die Planungen gehen, wird vielleicht schon am Donnerstag deutlicher: Dann trifft sich Niedersachsens Regierungschef Stephan Weil (SPD) mit Bahnchef Rüdiger Grube in Hannover zum „Bahngipfel“.