Grundschule in Bad Schwartau lässt Unterricht ausfallen. Elternbeirat: „Aufhebung der Schulpflicht“

BadSchwartau/Kiel. Das Kultusministerium in Kiel ist bemüht, den Ball in dieser Sache flach zu halten. „Eine absolute Ausnahme“ sei das gewesen, kommentiert eine Sprecherin den Unterrichtsausfall an einer Grundschule in Bad Schwartau (Kreis Ostholstein) am Dienstag. Aber es war nicht einfach nur ein Unterrichtsausfall, die Schulleitung hatte bereits am Vortag entschieden, eine erste Klasse erst gar nicht zur Schule kommen zu lassen. Der Grund: akuter Lehrermangel.

Um es genauer zu sagen: An der Grundschule mit eigentlich 22 Lehrkräften gibt es laut Ministerium derzeit drei langfristig erkrankte Pädagogen, am Montag meldeten sich dann zwei weitere Lehrer krank. Das sei nicht mehr aufzufangen gewesen mit den gängigen Mitteln, eine Klasse auf andere Klassen oder Lerngruppen zu verteilen oder wenigstens für eine Betreuung der Kinder zu sorgen.

Öffentlich gemacht hat den Vorgang nun der Landeselternbeirat der Grundschulen und Förderzentren in Schleswig-Holstein (LEB). Der Beirat nennt das eine Aufhebung der Schulpflicht durch Krankheit von Lehrkräften und warnt: „Erkranken weitere Personen, bricht das System zusammen.“ Der Landeselternbeirat rechnet vor, dass an der Grundschule 15 Prozent der zum Schuljahresbeginn zugeteilten Unterrichtsstunden wegen der langzeiterkrankten Lehrkräfte nicht erteilt werden können. Noch schwieriger werde die Situation dadurch, dass nur 50 Prozent der durch Langzeiterkrankte fehlenden Lehrkapazität durch Schulrat respektive Ministerium ausgeglichen werden. Eine Folge: Seit Wochen werde täglich mindestens eine Klasse auf andere Lerngruppen verteilt, teilweise seien Klassen auch unbetreut geblieben.

Die Ministeriumssprecherin in Kiel sieht das Problem gerade für berufstätige Eltern, wenn, wie in diesem Fall, eine ganze Klasse quasi beurlaubt wird für einen Tag: „Verlässlichkeit hat absolute Priorität.“ Aber sie bestätigt auch, dass es je nach Region und vor allem an den fast 400 Grundschulen im Land besonders schwierig sei, Ersatzlehrkräfte zu bekommen. Der Landeselternbeirat fordert vom Ministerium, hier selbst tätig zu werden, weil einzelne Schulen damit überfordert seien.