Die Fehmarnbelt-Querung verteuert sich um weitere 700 Millionen Euro. Doch es gibt zusätzliches Geld von der EU

Kopenhagen/Lübeck. Der Bau des Fehmarnbelttunnels wird nach neuesten Berechnungen 6,2 Milliarden Euro kosten, 700 Millionen Euro mehr als bislang veranschlagt. Was aber in Deutschland eine Grundsatzdiskussion über ein solches Großprojekt ausgelöst hätte, nehmen die Dänen als Bauherren gelassen. Die Planungsfirma Femern betonte bei Vorstellung der Zahlen in Kopenhagen, es gebe keine veränderten Rahmenbedingungen oder gar Probleme, die Mehrkosten seien ausschließlich der Inflation geschuldet.

Ganz im Gegenteil: Weil die Europäische Union das dänische Projekt für den Schienen- und Autoverkehr zwischen Fehmarn und Lolland stärker fördert als ursprünglich veranschlagt, korrigiert Femern-Vorstandschef Claus F. Baunkjaer sogar die Zeitplan für die Refinanzierung nach unten. In 32 bis 37 Jahren statt erst in 39 Jahren soll das Projekt abbezahlt sein – durch die erwarteten Mautgebühren.

Die dänische Regierung kündigte derweil an, das Baugesetz für den Tunnel im Februar 2015 ins Parlament einzubringen. Die Zustimmung zu dem Gesetz, mit dem das Projekt in Dänemark genehmigt wird, gilt als sicher. Mit dem Baugesetz, das zur Sicherheit eine Extra-Rücklage vorsehen soll, würden alle Gelder freigegeben. Bis Februar sollen auch die Angebote der Baukonsortien vorliegen, die zum Bieterverfahren für die Hauptbauaufträge zugelassen wurden. Dann wolle das dänische Verkehrsministerium noch eine neue Finanzanalyse vorlegen, kündigte Minister Magnus Heunicke an.

Der Bau des knapp 18 Kilometer langen Absenktunnels zwischen der Ostseeinsel Fehmarn und Dänemark soll 2015 beginnen. Vorher muss aber auch noch der Landesbetrieb Straßenbau Schleswig-Holstein grünes Licht geben. Während die Dänen dem Projekt überwiegend positiv gegenüberstehen, regt sich in Deutschland seit dem Start der Planungen viel Protest gegen den Tunnelbau.

Was die Gegner nicht freuen wird: Nach den neuen dänischen Berechnungen wird in den ersten vier Jahren nach der geplanten Fertigstellung des Tunnels im Jahr 2021 der Verkehr um mehr als fünf Prozent zunehmen, auch durch zusätzliche Nutzer. 2025 rechnen die Experten dann mit täglich 9400 Personenwagen und rund 1600 Lastwagen auf der neuen Route.

Für die optimistischen Prognosen über die Refinanzierung des Projekts sorgt nicht nur die höhere EU-Förderung. Die Planer profitieren auch von den rekordverdächtig niedrigen Kreditzinsen. Zudem ist das Unternehmen Femern zu 100 Prozent in Staatsbesitz, Dänemark bürgt, auch das drückt noch einmal die Kreditzinsen.

Femern-Vorstandschef Baunkjaer vermittelt folgerichtig Zuversicht: „Der Tunnel steht technisch, ökologisch und finanziell auf einem soliden Fundament.“ Nach den guten Erfahrungen mit vorangegangenen Großprojekten wie der Querung des Öresunds und der Brücke über den Großen Belt gibt es in Dänemark keinen Zweifel an der Sinnhaftigkeit des Tunnels.

Vor Baubeginn muss auch der Landesbetrieb Straßenbau Schleswig-Holstein grünes Licht geben. Derzeit ist offen, ob Schleswig-Holstein auf Straße und Schiene die Anbindung an den Tunnel so schnell auf die Reihe bringt, wie die Dänen planen. Die Wirtschaft erhofft sich – einig in diesem Punkt mit den Kollegen in Dänemark – einen regelrechten Aufschwung für die ländlichen Regionen beidseits der Grenze.

Und der schleswig-holsteinische Wirtschaftsminister Reinhard Meyer freute sich über die Aktualisierung der Finanzanalyse, weil sie aus seiner Sicht die Solidität des Projekts bestätige. Die Dänen hoffen zudem auf eine bessere Auslastung des Kopenhagener Flughafens. Die Fahrzeit mit dem ICE von Hamburg soll sich fast halbieren auf zwei Stunden und 40 Minuten. Auch deutsche Unternehmen rechnen sich zudem Chancen auf Aufträge als Subunternehmer beim Bau des Tunnels aus.