Bilanz der Polizeidirektion: fünf leicht verletzte Beamte, ein verletzter Teilnehmer. 5300 Polizisten standen etwa 9000 Demonstranten gegenüber

Hannover. In Köln haben vor drei Wochen 1400 Polizisten rund 4500 Hooligans und Rechtsextremisten des Bündnisses HoGeSa (Hooligans gegen Salafisten) gegenübergestanden, es gab Krawalle und allein 49 verletzte Polizisten. In Hannover hatten am vergangenen Sonnabend rund 5300 Polizisten aus acht Bundesländern die Lage dagegen jederzeit im Griff, obwohl hier erneut 3000 Hooligans und 6000 Gegendemonstranten versammelt waren.

Kontrollen der Bundespolizei bereits in den Zügen bei der Anreise, ein Alkoholverbot und ein unwirtlicher Platz hinter dem Hauptbahnhof, kein Auftritt der Band „Kat. C – Hungrige Wölfe“ – die Botschaft der Polizei war eindeutig und wurde durch Hundertschaften in Sichtweite untermauert. Der Platz war eingezäunt, die Situation also genau umgekehrt: In Köln waren die Polizisten immer wieder von den Hooligans belagert worden, in Hannover wurden sie ihrerseits von der Polizei belagert.

Ein Schlüsselmoment auf der anderen Seite des Hauptbahnhofs: Hier hatten sich wie so häufig Linksextremisten in einen eigentlich friedlichen Umzug gemischt. Die Autonomen begannen, Steine aus dem Kopfsteinpflaster zu graben, warfen sie dann aber schnell wieder weg, als die begleitenden Hundertschaften ihre Helme aufsetzten. Das Angebot der Polizei zur Auseinandersetzung war eindeutig und wurde angesichts der Zahlenverhältnisse von den Autonomen richtig eingeschätzt.

Eigentlich hatte die Polizei die Veranstaltung eben wegen der Erfahrungen mit der Hooligan-Veranstaltung in Köln verboten, das Verwaltungsgericht Hannover aber befand, dies sei eine zu weitgehende Einschränkung des Grundrechts der Demonstrationsfreiheit. Eine stationäre Kundgebung statt des beantragten Umzugs mitten durch die Innenstadt wurde genehmigt. Aber das Oberverwaltungsgericht bestätigte quasi in letzter Minute auch alle Einschränkungen, die die Polizei verfügt hatte. Mehr Ordner und eine zeitliche Beschränkung auf vier Stunden von mittags 12 Uhr bis 16 Uhr. Starke Polizeikräfte sorgten dann dafür, dass das Gros der Hooligans sofort und ohne Umwege die Züge bestieg.

Die am Sonntag vorgelegte Bilanz der Einsatzleitung der Polizeidirektion: fünf leicht verletzte Polizisten, darunter ein Beamter, der von einem Diensthund gebissen wurde. Die Polizei weiß nur von einem verletzten Demonstranten, der sich bei der Festnahme einen Schulterbruch zuzog. Insgesamt leitete die Polizei 91 Strafverfahren ein, meistens wegen Verstößen gegen das Versammlungsgesetz und Körperverletzung. Sichergestellt wurden Messer und Eisenstangen, aber auch eine Drohne. Elf Personen wurden vorläufig festgenommen, sie sind inzwischen alle wieder auf freiem Fuß. Polizeipräsident Volker Kluwe hätte seinen Parkplatz im Hof des alten Polizeipräsidiums nicht räumen müssen: Es gab keine Ingewahrsamnahme, und die provisorische Gefangenensammelstelle wurde nicht gebraucht. „In Grenzen“ hielten sich laut Polizei auch die Sachbeschädigungen. Die Hoteliers am Platz des Aufmarsches der Hooligans hatten im Erdgeschoss die Fenster mit Holzplatten geschützt, aber es gab hier keine Attacken.

Polizeipräsident Kluwe bedankte sich am Sonntag ausdrücklich bei der Bundespolizei und den benachbarten Bundesländern für die Entsendung so vieler Hundertschaften. Das klappte auch deshalb reibungslos, weil am vergangenen Wochenende die Bundesliga nicht gespielt hat.